Nico Lautwein

Lehren aus der Flut: Gemeinsam gegen das nächste Hochwasser

Region. Gemeinsam gegen das Hochwasser: Nach der Flut 2021 erarbeiten Kyll-Anrainer einen Aktionsplan. Auch Trier profitiert – und setzt parallel eigene Renaturierungsprojekte fort.

Der Tag, der alles veränderte

Der 15. Juli 2021 bleibt für alle Bewohner des Kylltals unvergessen: Bei der damaligen Flutkatastrophe schwoll der Fluss innerhalb weniger Stunden auf bisher ungeahnte Pegelstände an, zerstörte viele Brücken und überschwemmte zahlreiche Ortschaften, darunter auch den Trierer Stadtteil Ehrang. Am schlimmsten betroffen war die Gemeinde Kordel: „Der Tag war ein schwerer Schock für den Ort. Unsere gesamte Infrastruktur, von der Sparkasse bis zur Apotheke, war auf einmal nicht mehr da“, erinnert sich Ortsbürgermeister Medard Roth. Die Gebäudeschäden in Kordel werden auf 60 Millionen Euro geschätzt.

Gemeinsamer Aktionsplan für den Hochwasserschutz

Kordel war deshalb der geeignete Schauplatz für ein wichtiges Treffen zur Hochwasservorsorge: Auf der Festwiese am Ufer der Kyll unterzeichneten die Repräsentanten der Anrainerkommunen aus Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen die Vereinbarung für einen gemeinsamen Aktionsplan. Da Hochwasser vor Gemeindegrenzen nicht haltmacht, sollen nun auch die Gegenmaßnahmen überregional koordiniert und auf den Weg gebracht werden. Zu dem Verbund gehören neben dem Landkreis Trier-Saarburg, der die Koordination übernimmt, die Kreise Euskirchen, Bitburg-Prüm und Vulkaneifel, die Stadt Trier und der Zweckverband Kronenburger See.

Das Land Rheinland-Pfalz hat eine Projektförderung in Höhe von 90 Prozent in Aussicht gestellt. Umweltministerin Karin Eder betonte: „Extremwetterereignisse werden durch den Klimawandel immer häufiger auftreten. Daher müssen wir gemeinsam unsere Kräfte bündeln, um ähnlich verheerende Auswirkungen wie 2021 bei zukünftigen Hochwassern zu vermeiden.“

Mit der Erstellung des Aktionsplans soll ein Fachbüro beauftragt werden. Dabei sollen zunächst besonders gefährdete Flussabschnitte identifiziert werden. Gesucht werden weitere Flächen zur Retension, also zur Zurückhaltung des Wassers. Zur Gewässerentwicklung sollen Maßnahmenkataloge für das Flussbett und den Ufersaum, für das potenzielle Überflutungsgebiet sowie für den überörtlichen Hochwasserschutz entwickelt werden. 

Warum sich Trier beteiligt

Auf  ihren letzten Kilometern vor der Mündung in die Mosel fließt die Kyll durch das Trierer Stadtgebiet. Allerdings werden in Trier wahrscheinlich keine zusätzlichen Hochwasserschutzmaßnahmen umgesetzt, zumal in den letzten Jahren schon viel Geld in die Gestaltung des Flussufers im Stadtteil Ehrang investiert wurde. Baudezernent Dr. Thilo Becker erklärt, warum sich die Stadt trotzdem an dem Verbund beteiligt: „Der Klimawandel hat sich zuletzt mit einer wochenlangen Trockenheit bemerkbar gemacht, das kann aber auch sehr schnell wieder ins andere Extrem umschlagen. Als Kommune müssen wir uns vor den Auswirkungen schützen und dabei sind wir natürlich von den Anstrengungen der Anrainer am Oberlauf der Kyll abhängig. Deshalb wird Trier ein großer Profiteur dieses gemeinsamen Aktionsplans und seiner Umsetzung sein.“

Weitere Renaturierungen

Unterdessen setzt die Stadt ihr eigenes Programm zur Hochwasservorsorge an den kleineren Moselzuflüssen fort. 2025 starten voraussichtlich noch Projekte zur Renaturierung des Tiergartenbachs in Olewig und des Biewerbachs im gleichnamigen Stadtteil. Erst im letzten Jahr trat der Biewerbach nach einem Starkregen über die Ufer. Geplant ist die Renaturierung auf einem 200 Meter langen Abschnitt in der Nähe der Grundschule. Für die Kinder soll am Ufer auch ein „blaues Klassenzimmer“ eingerichtet werden. Eine weitere Maßnahme dieses Jahres betrifft die Sanierung des Regenrückhaltebeckens des Katherbachs in Euren.

Ausblick: Projekte bis 2026

Ab 2026 steht dann die Fortsetzung der Renaturierung des Olewiger Bachs auf dem Programm. Ein Abschnitt befindet sich in der Nähe des Sportplatzes Olewig. Ein weiterer verläuft von der Kleingartenanlage über die Spitzmühle bis zur ehemaligen Veranstaltungshalle „Am Bach“. Hier sind vor Baubeginn umfangreiche Abstimmungen mit den Fachleuten der Archäologischen Denkmalpflege im Rheinischen Landesmuseum erforderlich, da der Olewiger Bach, der in diesem Abschnitt auch unter dem Namen Altbach bekannt ist, durch den früheren römischen Tempelbezirk verläuft.

Ebenfalls im Blickfeld befindet sich das Mündungsgebiet der Ruwer in die Mosel. Es soll einerseits durch Flutmulden und eine Verbreiterung des Bachlaufs ökologisch aufgewertet werden. Andererseits soll das Erscheinungsbild attraktiver werden, unter anderem mit Sitzmöglichkeiten.

Das größte Projekt der nächsten Jahre betrifft den Aveler Bach in Trier-Nord: Der bisher unterirdisch verrohrte Bachlauf entlang der Dasbachstraße soll wieder geöffnet und in die Landschaft des Nells Park integriert werden. Für dieses mehrjährige Vorhaben hat die Bundesregierung bereits Fördermittel bewilligt. Als nächster Schritt folgt die Detailplanung.

Quelle: Stadt Trier

 


Meistgelesen