Nico Lautwein

Konzer Jungs mit WM-Ambitionen 

Konz. Eneas (12) und Valentin (8) sind Deutsche Meister im Kickboxen. Doch die beiden Konzer wollen mehr. Jetzt treten sie am 21. September bei der internationalen deutschen Meisterschaft in Leverkusen an und könnten sich für die Weltmeisterschaft am 5. Oktober in Rüsselsheim qualifizieren.

Von Nico Lautwein

Zweimal in der Woche trainieren die Nachwuchssportler in den Räumlichkeiten des Chorakee Gyms in Trier, aber das ist nicht alles. Valentin Endres ist in diesem Jahr das erste Mal bei den Deutschen Meisterschaften in Rüsselsheim angetreten und konnte mit sieben Jahren als jüngster Teilnehmer der Kampfsportschule den Titel nach Hause holen.

Sein »Vorbild« Eneas Keiser ist zwölf Jahre und bereits zweifacher Deutscher Meister. Letztes Jahr holte er in Heilbronn den Titel im Muay Thai Boxen, eine traditionelle thailändische Boxsportart, bei der man bspw. auch das Knie benutzen darf. Dieses Jahr konnte er beim Kickboxen in seiner Klasse glänzen und den Titel ebenfalls in die Saar-Mosel-Stadt bringen. 

Trainer der beiden Talente ist Berat Aliu. Der gebürtige Kosovo-Albaner war Thaiboxer und hat sportlich alles erreicht. Er wurde unter anderem mehrfacher Deutscher Meister sowie vierfacher K-1 Weltmeister.

Die Jungs erhalten dabei ein spezielles Thai- und Kickboxtraining. Montag steht Sparring, eine Art Wettkampftraining mit geänderten Regeln, auf dem Plan. Mittwochs wird eine Pratzeneinheit, ein sogenanntes Polstertraining, durchgeführt, damit die Koordination, Kombination und Kondition gestärkt werden. Hinzu kommt ein Part mit zusätzlichem Laufen. Um es weit nach oben zu schaffen, braucht man in der zeitintensiven Sportart natürlich auch Unterstützung von zu Hause.

Detlef Endres, Valentins Vater, betreibt seit über 30 Jahren das »Fit-Det« Fitnessstudio in Konz und unterstützt seinen Sohn mit speziellem Training abseits des Rings. »Die Zeit, die andere Kinder am Handy verbringen, verbringt Valentin mit Sport oder Spielen.«

Auch Fußball ist angesagt. »Beim Einzeltraining ist er auf sich alleine gestellt, beim Fußball lernt er  Gemeinschaft«, erzählt Detlef. Berat ist der festen Überzeugung, dass die Jungs es weit nach oben schaffen können. »Disziplin und Ehrgeiz haben sie und auch das Bewusstsein, dass Niederlagen dazu gehören und einen stärker machen. Man muss nur immer wieder aufstehen. Das hat mich selbst als Kampfsportler sehr viel weitergebracht.«

Den beiden Nachwuchskämpfern stehen spannende Wochen bevor. Denn sie bereiten sich aktuell intensiv auf die größten Turniere in ihrer bis dato jungen Karriere vor.

Anstehende Meisterschaften im Überblick:

  • Deutsche Meisterschaft (Qualifikation für WM): 21. September, Leverkusen
  • Weltmeisterschaft: 5. Oktober, Rüsselsheim

Der Kampfsport wird in Deutschland oft mit Klischees bedient, gibt Berat Aliu, Inhaber des »Chorakee-Gyms« in Trier und zugleich Trainer der beiden Konzer Jungs, zu bedenken.
»Der Sport wird zu wenig wertgeschätzt und auch unterschätzt. Viele legen das in eine Schublade nach dem Motto: Da wird sich eh nur gekloppt. Aber im Gegenteil. Das sind die Harmlosesten draußen vor der Tür, die haben sich unter Kontrolle. Sie sind eher diejenigen, die versuchen zu schlichten und der Gewalt aus dem Weg gehen. Sie wissen ja, was sie draufhaben.« Den Kindern müsse man auch direkt beibringen, dass sie ihr Können nicht in der Schule falsch anwenden und jemanden dann dabei verletzen, ergänzt er.

Ein Ort der Vielfalt und Toleranz

Seit April befindet sich die Kampfsportschule am neuen Standort in Trier-Nord. »Wir haben hier einen Multi-Kulti Standort, bei dem Herkunft, Religion oder Politik keine Rolle spielen. Das hat im Sport nichts zu suchen«, betont Berat. Um weiterhin Titel zu gewinnen, trainieren die beiden Jungs regelmäßig im Konzer Fitnessstudio »Fit-Det«. Für Valentin ist der Weg kurz, ist doch sein Vater Detlef Endres der Studio-Inhaber.

Eneas hat die letzten Sommerferien komplett dazu genutzt, um sich in Thailand auf die Wettkämpfe vorzubereiten. »Er ist vor allem konditionell und mental sehr stark«, erklärt Berat.

Klare Ziele im Visier

Eneas und Valentin wollen hoch hinaus: Die nächste internationale deutsche Meisterschaft findet am 21. September in Leverkusen statt, an der beide teilnehmen werden. Der achtjährige Kickboxer Valentin wird sich dort auch mit älteren Kontrahenten (8 bis 11 Jahre) messen müssen. Aber Angst hat er keine und wird auch sicherlich für die ein oder andere Überraschung sorgen.

Je nachdem, wie die beiden abschneiden, können sie sich für die Weltmeisterschaft am 5. Oktober in Rüsselsheim qualifizieren.

Wovon die Nachwuchssportler beim Training profitieren, sind nicht nur Disziplin, Respekt und Wertschätzung, sondern auch Selbstsicherheit und Selbstvertrauen. »Es kommen viele Kinder zu uns, die leider in der Schule gemobbt werden, und das wird immer mehr. Das, was die Kinder hier im Training in einer Stunde lernen, hilft ihnen im Leben weiter«, so Berat.

Ein wichtiger Erfolgsfaktor

 Er selbst kann die Jungs aber nicht bis ganz nach oben bringen. Wenn man erfolgreich sein will, spielen Aspekte wie Disziplin und Unterstützung von zu Hause eine große Rolle. »Deshalb ist es gut, dass Valentin seinen Vater im Rücken hat. Natürlich muss man in einem gewissen Alter viel Zeit reinstecken. Während andere feiern gehen, trainierst Du,« erläutert Aliu. Für die Eltern ist das natürlich auch zeitintensiv. Alleine schon die vielen Fahrten müssen in den täglichen Ablauf eingeplant werden. 

Es bleibt spannend, wo die Reise der beiden Nachwuchssportler aus Konz hingeht. Aber eins ist klar: Valentin und Eneas wollen Weltmeister werden und den Titel in die Saar-Mosel-Stadt holen.

 


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