Nico Lautwein

Hofgut Serrig: Mehr als nur eine Betriebsstätte

Serrig. Am Rande der kleinen Ortsgemeinde Serrig liegt eine Betriebsstätte, die sich von anderen landwirtschaftlichen Betrieben unterscheidet. Auf dem Hofgut Serrig arbeiten rund 160 Menschen mit Beeinträchtigung.

(v.l.n.r):
Stefanie Land (Leitung der begleitenden Dienste), Hannah Weber (Heilerziehungspflegerin, Korbflechterei), Christoph Halbe (Vermartkungsleiter vom Hofgut), Rolf Moser (Beschäftigter Metzgerei), Manuela Walde (Montage 1), Benjamin Schmitt (Beschäftigter Küche).

(v.l.n.r): Stefanie Land (Leitung der begleitenden Dienste), Hannah Weber (Heilerziehungspflegerin, Korbflechterei), Christoph Halbe (Vermartkungsleiter vom Hofgut), Rolf Moser (Beschäftigter Metzgerei), Manuela Walde (Montage 1), Benjamin Schmitt (Beschäftigter Küche).

Bild: Nico Lautwein

von Nico Lautwein

Das Hofgut Serrig ist eine Außenstelle der Lebenshilfewerke Trier. Dieser ist Mitte der 80er Jahre mit sehr einfachen Mitteln auf einer grünen Fläche entstanden. Mitlerweile arbeiten hier rund 160 Menschen mit Beeinträchtigung.

Während der »Dreh- und Angelpunkt« in Trier mit seinen rund 370 Beschäftigten eher auf Industriekunden fokussiert ist, fällt der Hofgut Serrig durch seine landwirtschaftliche Prägung auf. Dabei geht es hauptsächlich um die Form der Tierhaltung und dem Erzeugen von grünen Lebensmitteln.

Hofgut Serrig

Circa 200 Hektar Beweidungs- und Nutzfläche umfasst das Gelände. Davon sind zwei Hektar Tafelobstanbau und ein Hektar Freilandfläche für Salat. Hinzu kommen drei Gewächshäuser von rund 300qm² wo saisonales Gemüse angebaut wird. »Im Sommer Gurken und Tomaten und im Winter, Rucola und Feldsalat«, so Christoph Halbe, Vermarktungsleiter vom Hofgut. Der Rest der Gesamtfläche wird für die Tierhaltung genutzt, da möglichst viel Futter selbst produziert werden soll. »Die 200 Hektar reichen da auch nicht aus«, erläutert Christoph Halbe, Vermarktungsleiter des Hofguts. Rund 160 Hektar Außenfläche werden hauptsächlich zur Futtergenerierung und Beweidung genutzt.

Historisches Handwerk

Aber mit der Zeit haben sich auch Montagearbeiten auf dem Hofgut angesiedelt und sind mittlerweile ein fester Bestandteil. »Dies kam aus der Historie heraus, weil in den Wintermonaten weniger landwirtschaftliche Arbeiten angefallen sind«, so Halbe. Neben den typischen Montagetätigkeiten zählt zur Betriebsstätte auch eine Korbflechterei, die sogar Aufträge aus ganz Deutschland erhält. »Das Handwerk des Korbflechtens ist in Deutschland ja schon ein Novum«, erläutert Halbe. Dabei werden sämtliche Reparaturarbeiten getätigt und auch Produkte selbst hergestellt.

Bildung & Förderung

Der Hofgut versteht sich als eine moderne Bildungseinrichtung, dessen Kernaufgabe es ist, Menschen mit Beeinträchtigung zu fördern und dem allgemeinen Arbeitsmarkt möglichst zur Verfügung zu stellen. Oder auch ihnen zu helfen, damit sie in ihrem Alltag Fortschritte machen.  Diese kommen nach drei Monaten Eingangsverfahren und bis zu zwei Jahren Praktika im Berufs- und Bildungsbereich, schließlich in den Arbeitsbereich. »Wenn jemand in einen festen Arbeitsbereich platziert wird, heißt das aber nicht, dass er auf Lebzeiten dort sein wird. Es kann jederzeit ein Wechsel in einen anderen Arbeitsbereich stattfinden«, so Stefanie Land, Leitung der begleitenden Dienste. Die Beschäftigten arbeiten dabei themen- und standortübergreifend.

In der Gruppe liegt der Fokus auf der Förderung und Qualifizierung. Die Beschäftigten werden beim Prozess und der Arbeit begleitet. Viele Kunden kommen regelmäßig ins Haus, um die Beziehung mit den Beschäftigten aufrechtzuerhalten. Aber auch die individuelle Unterstützung in Tätigkeiten und Themen wie Umgang mit Geld oder Maßnahmen wie Kochen oder Backen sind ein großes Thema. Zudem gibt es verschiedene Kreativ- und Sportangebote, Bewegungsrunden oder auch selbstgestaltete Spiele, um das Gruppengefühl zu stärken. Dabei werden sie von Azubis und FSJlern oder Bundesfreiwilligendienstlern unterstützt und begleitet.

»Grenzenlos«

Es sollen keine Grenzen gesetzt werden. Jeder soll sich frei entfalten können und seine Ideen miteinbringen. Hierbei ist wichtig, dass die Gruppen nicht voneinander separiert werden. Die Maßnahmen sind gruppenübergreifend und dienen der Zusammenarbeit und gegenseitigen Unterstützung. Stumpfe Hierarchien sind bei den Lebenshilfewerken nicht erwünscht.  Die Fachkräfte und die Beschäftigten sollen sich auf Augenhöhe begegnen. Das gemeinsame Miteinander und der gegenseitige Respekt sind dabei wesentliche Bestandteile. »Zusammenhalt ist das A und O. Themen werden in der Regel innerhalb der Gruppe und untereinander geklärt«, erzählt Rolf, der seit 2003 als Fleischer im Hofgut arbeitet.

Gemeinsam mit Benjamin, welcher seit 2008 bei den Lebenswerken und seit zwei Jahren auf dem Hofgut in der Küche arbeitet, spielen die beiden nebenbei in der Behindertennationalmannschaft im Fußball. Außerdem belegten die beiden den 4. Platz bei den Deutschen Meisterschaften, bei denen sie gegen Teams anderer Werkstätten antreten. Hier spielt der Teamgeist eine wesentliche Rolle. »Vor allem lernt man dort neue Leute kennen bei denen auch die ein oder anderen Freundschaften entstehen«, erläutert Rolf.


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