Nico Lautwein

"Fremde Kulturen sind ein Gewinn"

Ockfen. Im Ockfener Weinhotel Klostermühle hat man sich entschieden, beim Problem Fachkräftemangel neue Wege zu gehen. Dort hat Geschäftsführerin Marion Mangrich die Ausbildung auch für andere Kulturen geöffnet. Ein Beitrag zur WochenSpiegel-Serie "Familienbetriebe".

Die Arbeit im Hotel oder Restaurant scheint bei einheimischen Auszubildenen nicht der attraktivste Arbeitsplatz zu sein. »Die Bewerberzahl im Gastgewerbe ist in Deutschland gering. Daher haben wir uns überlegt, dass wir neue Wege gehen wollen«, begründet Geschäftsführerin Marion Mangrich, die das Weinhotel gemeinsam mit ihrer Mutter in der dritten Generation führt, den Schritt, die Ausbildung auch für Menschen aus anderen Kulturen zu öffnen.

von Matthias Willems

Mit anderen Kulturen kooperieren

Seit 2022 nimmt man mit Erfolg an einem Kooperationsprojekt der IHK Trier zur Gewinnung ausländischer Arbeitskräfte teil. So machen derzeit vier junge Menschen aus Indonesien ihre Ausbildung im Hotel, hinzu kommen zwei Auszubildende aus Madagaskar und eine Vietnamesin, die über eine Sprachschule den Weg an die Saar gefunden haben. Drei lernen Fachfrau/Fachmann für Restaurant- und Veranstaltungsgastronomie. Es gibt drei Köche und eine Hotelfachfrau.

Die 21-jährige Asas Puspita stammt aus Indonesien und lebt seit zwei Jahren in Deutschland. Seit Juni 2022 macht sie eine Ausbildung, eine Voraussetzung für ihr Visum. Sie lernt nach und nach alle Bereiche des Hotels kennen.  »Mir gefällt es sehr gut hier. Ich bin im Housekeeping, im Restaurant, an der Rezeption und in der Küche«, beschreibt die junge Frau ihren Arbeitsplatz.

 »Es ist für uns schon eine Herausforderung, da die Menschen aus ganz anderen Kulturen kommen, andere Sprachen mitbringen und eine andere Denkweise haben als wir. Wir müssen mit ihnen die verschiedenen Behördengänge machen, und ihnen die Lebensweise hier vermitteln. Dazu gehören auch alltägliche Dinge, die für uns selbstverständlich sind, aber in anderen Kulturen unbekannt oder anders sind, etwa Mülltrennung oder wie man eine Wohnung richtig putzt. Man muss sie anfangs wie Kinder an die Hand nehmen, aber es ist spannend, zu sehen wie sie erwachsen werden«, erzählt die Hotelchefin.

Erste Hürden sind geschafft

Mittlerweile haben einige bereits sehr gute Zwischenprüfungen abgelegt. So fand in Ockfen eine Housekeeping Schulung statt, bei der ein Experte, der sich auf diesem Gebiet spezialisiert hat, sein Wissen in Theorie und Praxis vermittelte. Aber auch andere Hotels und Betriebe werden im Rahmen der überbetrieblichen Ausbildung besucht, zum Beispiel eine Käserei in Gillenfeld (Vulkaneifel).

Jung, motiviert - das steckt an

Wie Marion Mangrich betont, finden es auch die Hotelgäste interessant, auf junge, motivierte Menschen zu treffen. »Wir haben zum Beispiel einen jungen Mann aus Bali. Eine Dame, die vor einigen Tagen bei uns zu Gast war, hat selbst schon dort gelebt und kam so mit ihm ins Gespräch.« Die Entscheidung, am Programm der IHK teilzunehmen, erwies sich als goldrichtig. Auf einer großen Verleihung in Mainz wurde das »Weinhotel Klostermühle« als hervorragender Ausbildungsbetrieb 2023-2026 ausgezeichnet.

IHK Projekt:

Ein Kriterium, das die IHK für die Teilnahme am Projekt auferlegt, ist die Bereitstellung einer Unterkunft. Die Auszubildenden wohnen in einem Haus in Hotelnähe und im ehemaligen Ockfener Kloster St. Martin, das inzwischen der Lebenshilfe gehört, wurden zwei Zimmer angemietet. Das Weinhotel ist auch Mitglied in der Initiative HOGANEXT, der IHK.
Dabei gibt es das ganze Jahr über Schulungen und Veranstaltungen zu verschiedenen Themen.

     

 


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