red/pp/Agentur ProfiPress

Gegen das Vergessen hilft nur erinnern und aktiv werden

Kommern. Firmlinge polierten Stolpersteine in Kommern und pflegten den jüdischen Friedhof.

Sie bereiten sich auf ihre Firmung vor. Ein Sakrament, bei dem die Firmlinge den Auftrag erhalten, auch öffentlich von ihrem Glauben zu berichten. Gerade deshalb gehört es auch zur Firmvorbereitung im Seelsorgebereich Veytal, dass die Jugendlichen ein öffentliches Projekt absolvieren. In diesem Jahr stellten die 27 angehenden Firmlinge das Schicksal der jüdischen Mitbürger in den Mittelpunkt.

Aber der Reihe nach. Denn die Frage nach einem passenden Projekt ließ sich zunächst gar nicht so leicht beantworten. »Doch wie durch eine Fügung erhielten wir von Rainer Schulz eine Einladung zu einer Stolpersteinverlegung«, schreiben Anna Ströder, Kerstin Röder und Sven Clouth für die Firmengruppe. Doch die Verlegung war für die Herbstferien geplant, für die Jugendlichen ein Problem. Im Austausch mit Rainer Schulz, der sich mit Gisela und Wolfgang Freier sowie mit Elke Höver in der »Arbeitsgruppe Forschen-Gedenken-Handeln« dafür einsetzt, dass den Opfern des NS-Regimes angemessen gedacht wird, wurde schnell eine Lösung gefunden – und so trafen sich die Firmlinge an einem schönen Herbstsamstag zu einem besonderen Projekt.

»Gärtner« und »Polierer«

»Drei Gruppen wurden gebildet. Zwei machten sich auf den Weg, um bereits verlegte Stolpersteine in Kommern mit Politur und Lappen auf Hochglanz zu bringen. Die dritte Gruppe steuerte den jüdischen Friedhof über den Prinzenweg an. Totholz wollte eingesammelt und das schlimmste Unkraut vor den rund 60 erhaltenden Grabsteinen gezupft werden«, berichten Anna, Kerstin und Sven.

Nach getaner Arbeit seien die »Polierer« dann den »Gärtnern« noch zur Seite gesprungen und so konnte sich das Ergebnis später durchaus sehen lassen. Als Elke Höver und Rainer Schulz am Mittag zu den fleißigen Helfern stießen, staunten sie nicht schlecht und freuten sich über den Einsatz der jungen Menschen. Zum Abschluss erzählten sie noch viel Interessantes über den Friedhof, die Stolpersteine, den Anne Frank Baum und über Schicksale von Menschen der Stadt.

»Sichtlich berührt, gar erschrocken lauschten alle recht aufmerksam den beiden«, heißt es im Bericht von Anna Ströder, Kerstin Röder und Sven Clouth, der mit einem eindringlichen und wichtigen Appell endet: »Ich glaube wir haben alle, Firmlinge und Katecheten, einiges gelernt und mitgenommen von diesem Tag und sind uns einig: Gegen das Vergessen hilft nur erinnern und aktiv werden!«


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