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Verkehr ist große Wunde Kuchenheims

Eine entscheidende Voraussetzung für die Aufwertung des Euskirchener Stadtteils Kuchenheim ist die Entlastung vom Durchgangsverkehr. Darüber waren sich bei der Ausarbeitung eines Konzeptes zur Dorfverschönerung in 2015 sowohl Bürger als auch die Stadtverwaltung einig. Doch seit diesem Frühjahr ziehen die beiden Parteien nicht mehr an einem Strang. »Die Fördergelder für die Entwicklung unseres Ortes sollen nun in die Erneuerung des Kirchenumfeldes fließen. Das ist reine Geldverschwendung«, sagt Andreas Schmidt. Er und zehn weitere Bürger haben deshalb eine Interessengemeinschaft gegründet. Ihr Ziel: das Vorhaben stoppen.

Weniger Verkehr und dadurch geringerer Lärm, mehr Grünflächen und somit bessere Aufenthaltsqualität - das waren die Kernziele des Integrierten Handlungskonzeptes (IHK), dass die Stadt Euskirchen im Jahr 2015 mit den Kuchenheimern erarbeitet hat. »Wir fühlen uns belogen«, sagt Andreas Schmidt von der im April 2017 gegründeten Interessengemeinschaft »Dorferneuerung Kuchenheim«.

Westtangente

Denn die Fördergelder, die die Stadt für das IHK von der Bezirksregierung erhalten hat, sollen zum Teil noch im Herbst diesen Jahres für »unnötige Verschönerungsmaßnahmen« verprasst werden. »Dabei war die Voraussetzung für alle Maßnahmen zur Dorfverschönerung der Bau der Westtangente«, sagt Schmidt. Und die Ortsumgehung lässt auf sich warten, weil der Kreis Euskirchen noch nicht alle benötigten Grundstücke gekauft hat. »Der Verkehr ist die große Wunde Kuchenheims und diese wird durch die vorgesehenen Maßnahmen nicht geschlossen«, bemängelt Bürgerin Fritzi Wartell.

Weniger Grünfläche

840.000 Euro möchte die Stadt unter anderem für ein neues Pflaster um die Kirche herum in die Hand nehmen. »Das vorhandene ist erst 34 Jahre alt«, weiß Fritzi Wartell. Auch eine Freitreppe ist geplant. »Sowas scheint bei den Stadtplanern hip zu sein«, meint sie. Allerdings führe diese in den meisten Fällen zu Parkanlagen. In Kuchenheim würde sie einen Teil der an einer Hand abzählbaren Grünflächen im Ort vernichten und den Blick auf die viel befahrene Hauptstraße erst eröffnen. Auch Parkplätze, die die umliegende Geschäftswelt benötigt, würden wegfallen. Um der Stadt die Augen zu öffnen, hat der »harte Kern« der IG das Kirchenumfeld auf Vordermann gebracht. »Die Stadt hat den Platz in den letzten Jahren stiefmütterlich behandelt«, sagt Wartell. Desweiteren steht die Aufhübschung der Nikolaus- und Schallenbergstraße (Foto oben r.) auf dem Plan. Zugegebenermaßen laden diese nicht gerade zum flanieren ein. »Mit der Absenkung des Bordsteins in der Schallenbergstraße werden die Autofahrer allerdings zum Rasen eingeladen und die Bürger, die mit einem Schritt vor die Haustüre bereits auf der Straße stehen würden, leben in Zukunft gefährlich«, hält Andreas Schmidt auch dieses Vorhaben für irrsinnig. Zumal sich die Anwohner an den Kosten beteiligen müssten. »Ich bin selbst Anwohnerin. Pro Quadratmeter Grundstücksfläche sind etwa 20 Euro fällig«, weiß Fritzi Wartell.

Kommunikation

Was die Mitglieder der IG allerdings am meisten ärgere, sei die mangelhafte Kommunikation. »Zwar hat die Erarbeitung des Handlungskonzeptes in Bürgerwerkstätten stattgefunden. Die vor der Umsetzung stehenden Maßnahmen wurden aber von den Bürgern als unwichtig angesehen«, meldet sich auch Hajo Meiborg zu Wort. Zu Beginn des Jahres wurden dann die Bewohner der umliegenden 30 Haushalte vor vollendete Tatsachen gestellt. »In einer öffentlichen Ausschusssitzung mussten wir dann zusehen, wie das Konzept einfach durchgewunken wurde«, so Meiborg. Mit dieser Vorgehensweise will sich die IG nicht abfinden. Und eine Unterschriftensammlung, bei der 100 Prozent der Anwohner gegen die aktuellen Pläne unterzeichnet haben, zeigt, dass sie mit ihrer Meinung nicht alleine dastehen.


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