Sturm auf das Rathaus Mechernich
"So ist das mit der modernen Kriegsführung - die Kommunikationsmittel werden als erstes ausgestaltet": Schlagfertig kommentierte Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick Weiberfastnacht beim Sturm aufs Rathaus einen unfreiwilligen Wasserbombentreffer seines Stellvertreters Thomas Hambach.
Bereits der dritte wassergefüllte Luftballon, den der Erste Beigeordnete und stellvertretende Verwaltungschef von der Rathausbrüstung auf die angreifenden Karnevalsjecken schleuderte, traf das Mischpult der Lautsprecheranlage und schaltete alle Mikrophone stumm. So erfuhren die närrischen Zaungäste nur noch rudimentär, was ihnen die von Karl "Charly" Theißen (Prinzengarde Mechernich) und Ralf Schumann (KV Vussem von 1977) angefeuerten Fastelovends-Enthusiasten zu sagen hatten.
Nur das Geschütz der Prinzengarde, die in der laufenden Session 50. Geburtstag feiert, verschaffte sich Gehör wie eh und je. Dieses Jahr blieben die vor der Corona-Pandemie regelmäßig mit Böllerschüssen Kommerner Schützen und Freischärler beantworteten Artillerieattacken allerdings ohne jede Gegenwehr.
Robin Hood und Gärtnermeister
Rasch schwenkte der in über 20 Bürgermeister-Jahren kampferprobte Dr. Hans-Peter Schick die weiße Fahne und ließ sich von Mechernicher Prinzengardisten bereitwillig vor dem Rathaus auf den Pranger führen, den Beigeordneten Thomas Hambach im Robin-Hood-Gewand und den als Gärtner verkleideten Dezernenten Ralf Claßen im Schlepptau.
Auf der Bühne verordnete Dr. Schick der Stadt über die tollen Tage andere Umgangsformen, zum Beispiel "Stippeföttche" statt Händeschütteln, was er mit Prinz Frank I. (Gummmelt) an Ort und Stelle vorführte - und "Nasenreiben wie die Eskimos", was der Verwaltungschef mit Jungfrau Dunja (Falk Lotzinski) demonstrierte.
Die Stadt Mechernich erklärte er für die Dauer der Regentschaft des Dreigestirns um den Mechernicher Prinzen Frank Gummelt zum Freistaat und zur närrischen Monarchie. In der stadteigenen Bundesliga sollen noch am Wochenende die TuS gegen "Lokomotive Unterurholz" und der VfL gegen "Dynamo Wachendorf" antreten, "Kniefrei Vollem" gegen "Spartak Wielspütz" und "Staublunge Strempt" gegen Borussia Bergbuir.
Erik Kardinal Pühringer, so der Bürgermeister, werde dieser Tage "de Ahl Kirch zur Basilika" umwidmen und Tulpensonntag von der Rathaus-Loggia den Segen "Opi op Spandau" erteilen. Der Menge rief der Verwaltungschef zu: "Alaaf you!" Und unter Applaus: "In diesem Sinne lieb ich Euch: Maht et joot unn schwenkt dr Hoot/ behalt köhl Blood unn joode Moot/ Oss schreck net Recep Erdogan/ Donald Trump unn Vict/Orban/ Noch Wladi Putins Jrößenwahn/ Mir wolle endlich Fredde han…"
Wasserbombe trifft Technik
Gut hörbar war auch nach Thomas Hambachs Wasserbombenvolltreffer der Musikzug der Prinzengarde, der bereits seit 40 Jahren beim Sturm aufs Rathaus den Ton angibt. Auch Altkommandeur Addy Sechtem wurde in der Nähe des Prinzengarden-Geschützes gesichtet. Es gab im und vor dem Rathaus Kölsch und Alkoholfreies. Die Stimmung war schön, aber gefasst. Viele Jecken feierten anschließend in Lokalen, der Dreifachturnhalle und vor allem auf den Dörfern und zum Teil auch ausgelassen weiter "Wieverfastelovend".
Über die Sicherheit der Narren wachte einmal mehr das Rote Kreuz, Ortsverein Mechernich, um den Gemeinschaftsleiter Sascha Suijkerland. "Charly" Theißen holte den unermüdlichen Sanitäter auf die Bühne und verlieh ihm stellvertretend für die Kamerad/inn/en und den überaus aktiven Rotkreuz-Ortsverein Mechernich den Sessionsorden.
Auch Prinz Frank I. (Gummelt) engagiert sich im Mechernicher Rotkreuz-Ortsverein, vor allem aber als Kreisverbandsarzt der Rotkreuz-Organisation. Außerdem ist der Mechernicher Mediziner seit neuestem Nachfolger von "Eifel-Doc" Dr. Franz-Josef Zumbé als Vorsitzender der Kreisstelle der Kassenärztlichen Vereinigung.