Stolpersteine für drei Euthanasieopfer
»You raise me up - du baust mich auf«. Das Lied, das Günter Giefer an diesem nasskalten Morgen vor dem Fachwerkhaus mit der Nummer 30 in Holzmülheim solo auf seiner Trompete spielte, klang lange nach und machte die vielen Menschen, die sich dort versammelt hatten, still und nachdenklich.
Die Leute waren gekommen, um an einen Menschen zu erinnern, der einst in der Erftstraße 30 gewohnt und gelebt hatte. Anton Falkenberg war sein Name. Geboren wurde er im Jahr 1926, ermordet am 27. Januar 1944. Denn Anton Falkenberg war ein Mensch mit Behinderung und hatte damit nach der Ideologie der Nazis sein Recht auf Leben verwirkt - mit gerade einmal 18 Jahren. Im Jahr 1942 hatte man Anton Falkenberg in das St. Josefshaus nach Mönchengladbach eingewiesen. Am 19. Mai 1943 wurde er in die »Heilanstalt« am Steinhof in Wien »verlegt« und schließlich Opfer des »Euthanasiemordes«. Mit dem anstaltsinternen Tötungsprogramm sammelten die Nazis ihre Erfahrungen in der industriellen Vernichtung von Menschen ...
Für Anton Falkenburg wurde durch den bekannten Künstler Gunter Demnig der erste Stolperstein in der Gemeinde Nettersheim überhaupt verlegt - und es war an diesem Tag auch nicht der letzte. Auch in Zingsheim wurde an zwei weitere Euthanasieopfer mit je einem Stolperstein gedacht. Peter Hochgürtel wohnte einst genauso wie Josef »Juja« Hansen in der Formegey. Peter Hochgürtel wurde 1889 geboren und im Jahr 1940 in die Heilanstalt Düren eingewiesen. Er wurde nach Galkhausen »verlegt« und am 28. Juli 1941 in der Tötungsanstalt Hadamar ermordet. Er wurde zu einem Opfer der »Aktion T4«. Sie bezeichnet den systematischen Massenmord an mehr als 70.000 Menschen mit körperlichen, geistigen und seelischen Behinderungen in Deutschland von 1940 bis 1941 unter Leitung der Zentraldienststelle T4.
Gänzlich unbekannt ist das Schicksal von Josef »Juja« Hansen, der im Jahr 1922 geboren und eines Tages »abgeholt« wurde. Trotz dieser grausamen Geschichte und Schicksale sprach der Nettersheimer Bürgermeister Norbert Crump von einem »guten Tag« in besonderen Zeiten. Man setze mit den Stolpersteinen ein Zeichen des Gedenkens an Menschen, die als nicht lebenswert galten, verschleppt und ermordet wurden. Und man mache deutlich, dass wir heute in einer Gesellschaft leben, in der Toleranz, Respekt, Achtung und Rücksicht wichtige Pfeiler sind. Dies gelte es zu bewahren und zu verteidigen.