

Warum das so ist? »Zigaretten?« rempelt mich der Mann an, der gerade vor seiner Nissenhütte seine Wäsche aufgehängt hat und nun mit dem Fahrrad zur Jahrespressekonferenz geradelt ist. In der hohlen Hand hält er eine Packung Chesterfield, die er kurz zeigt, bevor er in die Preisverhandlungen einsteigt. Peter Drespa ist einer der Vermittler, der den Besuchern des Freilichtmuseums im wahrsten Sinne des Wortes vermittelt, wie sie war, die Zeit kurz nach dem Krieg, als in der Eifel mit Zigaretten und Kaffee »gemaggelt« wurde.
Jenny Zimmermann ist da schon wesentlich älter – was sich alleine auf ihre bäuerliche Tracht bezieht, die so im Jahre 1762 getragen wurde. Die »Bauersfrau« wird vielen Besuchern in diesem Jahr bestimmt beim »Osterküken«-Projekt über den Weg laufen. »Wir zeigen, wie das Huhn aus dem Ei kommt«, so Margarethe Becker, zuständig für den Bereich Ökologie im Museum. Die Küken sollen dabei nach einer Brutzeit von 21 Tagen im Idealfall an Ostern das Licht der Welt erblicken.
Avon-Beraterin, Steinmetzin, Stellmacherin, Schmiedin, Bäuerin und viele mehr – in jeder Baugruppe des Museums gibt es diese besonderen Menschen, die den Besuchern den Alltag von einst nahebringen und so Gebäude und Inventar mit Leben füllen. Daher stellte Dr. Carsten Vorwig klar: Trotz der angespannten finanziellen Lage wird man nicht beim Personal sparen. »Wir haben einen Bildungsauftrag, und dem kommen wir weiterhin nach«, so Vorwig. Nur mit einem abwechslungsreichen Programm könne man Besucher anlocken und Einnahmen sichern. Und dafür brauche es gute Leute. Lässt man sie ziehen, leide die Qualität und es werde irgendwann schwer, gutes, neues Personal zu bekommen.
Zahlen wollte der Museumsdirektor nicht nennen, machte aber deutlich, dass die Finanzkürzungen sehr weh tun. »Es ist eine Situation, die wir so in unserer Geschichte noch nicht hatten«, so Vorwig. Der Sparzwang beim LVR treffe ebenso Kliniken und Schulen, »aber ganz besonders die Kultur, weil das ja eine freiwillige Leistung ist.«
Um die Auswirkungen der Sparmaßnahmen abzumildern, werde man in Bereichen wie Papier-Publikationen, neuen Sonderausstellungen und dem Media-Guide sparen. »Das komplette Museumsprogramm ist in allen erdenklichen Variationen digital auf unserer Internetseite verfügbar, auf den Druck des Programms haben wir in diesem Jahr verzichtet«, so Daniel Manner, verantwortlich für den Bereich Veranstaltungen. In dieser Funktion konnte er berichten, dass bei den bekannten Veranstaltungen wie dem Jahrmarkt anno dazumal, Zeitblende, nach der Ernte oder Advent für alle Sinne nicht gespart wird. Bedauerlich sei, dass man den Media-Guide momentan nicht an den Start bringen könne.
Der digitale Museumsführer liege fertig in der Schublade, doch es fehle das Geld für die Einrichtung der Access-Points im Gelände, um das notwendige WLAN zur Verfügung zu stellen. »Das ist bitter, wenn man fünf Meter vor dem Ziel ist«, so Dr. Carsten Vorwig.
»Das ist wie ein Sechser im Lotto«, freut sich Michelle Turlach, die im Freilichtmuseum Kommern für den Bereich Sammlung zuständig ist. Aufgrund einer Lockerung der Bauordnung für Holzgebäude kann das Mannesmann-Haus nun auch im zweiten Stock für die Besucher zugänglich gemacht werden. Dort wird eine Ausstellung präsentiert, die momentan noch intensiv gesichtet wird.
Die Familie Hendrichs aus Bad Münstereifel stellte dem Museum ihre umfangreiche Sammlung zur Verfügung. Diese reicht vom Jugendstilzimmer über ein komplettes Kontor, historische Möbel und Tagebücher bis hin zum gesamten Archiv der Familie. »Das ist ein unglaubliches Konvolut, das perfekt in das Haus passt«, freut sich Michelle Turlach und nennt ein Beispiel: »In einem Brief schrieb eine Tochter aus dem Internat, man solle ihr den Tennisschläger schicken – und genau diesen Schläger können wir zeigen ...«.
Gut möglich, dass dann im großen Garten des Hauses eine Sternwarte zu sehen sein wird. Laut Museumsdirektor Dr. Carsten Vorwig hat man sich eine solche in Hilden gesichert, bereits abgebaut und ins Museum gebracht. Dazu gehört ein Teleskop aus dem Jahr 1920, das noch funktionsfähig ist und dessen Linse restauriert werden kann. Die Eröffnung der neuen Attraktion ist voraussichtlich für das Jahr 2026 geplant.
Der »Methusalem« des Museums, die restaurierte Bockwindmühle, wird ebenfalls eine neue Ausstellung erhalten. Das Holzgerüst wurde bereits eingehaust, weil man die Mühle, das erste Gebäude auf dem Kahlenbusch in Kommern, auf den Stand von 1910 bringen wollte. Der neu entstandene Raum soll eine Ausstellung zur Geschichte der Mühle und der Mühlen im Allgemeinen beherbergen, die im Juli 2025 eröffnet werden soll.
Das Hanfhaus gleich am Anfang der Baugruppe Westerwald wird überarbeitet. Dort ist im Herbst eine Ausstellung zum Thema »Geburt« und zu Fragen von Hausgeburten im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert geplant.
Eine weitere Attraktion ist das Aufhängen der Eierkrone, ein alter Fruchtbarkeitsbrauch aus der Region. In Zusammenarbeit mit dem Junggesellenverein aus Ramersdorf wird die Krone wieder instand gesetzt. Ab Mai wird sie mit rund 3500 Eiern geschmückt und bis zum Erntefest im September ausgestellt. »Wir wären sehr froh, wenn uns die Bevölkerung dabei helfen würde und uns ausgeblasene Eier spendet, um diesen Brauch wieder zu beleben«, ruft Daniel Manner, zuständig für Veranstaltungen und Öffentlichkeitsarbeit, zur Mithilfe auf. »Die Eier bitte im Karton anliefern, damit sie nicht kaputt gehen.«
Die Ausstellung »Faszination Kitsch« wird bis 2026 zu sehen sein. Eine Fotoausstellung in Kooperation mit der Biologischen Station ist in Planung, ebenso wie die Veranstaltung »Mir kalle Platt« im Pingsdorfer Saal. Die Gartenausstellung »Wink mit dem Zaunpfahl« wird noch bis Oktober 2025 zu sehen sein und auch der Rundgang zur Kulturlandschaft im Museum wird laut Ökologin Margarethe Becker weiter ausgebaut.