Von Michael Nielen

Lost Place: Nike-Raktenbasis in der Eifel

Das einst streng bewachte Eingangstor hängt schief in den Angeln. Im dichten, mit Stacheldraht gespickten Zaun klafft versteckt eine Lücke, durch die man auf die ehemalige Raketenbasis bei Reetz schlüpfen kann.

Diesen Weg nehme ich auch - mit Genehmigung des neuen Besitzers, der die ehemalige Nikestation bei Blankenheim erworben hat. Dort waren bis Anfang der 90er Jahre Raketen stationiert, die auch atomare Sprengköpfe tragen konnten. Seit dieser Zeit ist das Gelände verlassen, rostet vor sich hin und verfällt.

Lost Place mitten in der Eifel

Ruhe ist auf der Anlage jedoch nicht eingekehrt. Sie besitzt als sogenannter »Lost Place« einen gewissen Bekanntheitsgrad. Als Lost Place werden Objekte bezeichnet, die dem Verfall gewidmet sind. Oft handelt es sich um alte Fabrikanlagen, Schwimmbäder oder eben militärische Anlagen. Und die werden von Menschen aufgesucht, die von diesem Verfall fasziniert sind. Filme dieser Orte tauchen dann bei Youtube auf, wo auch die Blankenheimer Nikestation zu finden ist. Die hat allerdings in der Szene mittlerweile nicht mehr den besten Ruf.

Lost Place wurde geplündert und zerstört

Bei einem Rundgang über das Gelände mit seinen Wachtürmen, Lagerhallen, Werkstätten, Bunkern und Unterkünften kann man nachvollziehen, warum dies so ist. Es wurde zu viel geplündert und zu viel zerstört. Kaum eine Wand, die kein Graffiti ziert - manche von ihnen sind gelungen, die Mehrzahl eher nicht. An einigen Stellen findet sich Müll, der dort entsorgt wurde. Welche Faszination würde die Anlage heute ausstrahlen, wäre man pfleglicher mit ihr umgegangen.

Spannender Lost Place

Denn spannend ist sie immer noch: Gab es da eine Bewegung hinter dem zersplitterten Panzerglas des Wachturms oder war es doch nur ein Lichtreflex. Hallen wirklich Schritte von den Bunkerwänden wider oder war es Einbildung - Lost Place in der Eifel kann spannend sein. Das Betreten ist übrigens verboten!

Lost Place: Die Raketenbasis

  • Die Raketenbasis bei Reetz wurde 1963 durch die Amerikaner errichtet.
  • Als Teil der NATO-Luftabwehr waren dort bis zur Aufgabe Anfang der 90er Jahre insgesamt 23 Raketen des Typs „Nike-Hercules“ stationiert.
  • Betrieben wurde die Raketenbasis von der 51. belgischen Raketenbatterie unter amerikanischer Aufsicht.
  • Die Raketen, die in zwei großen Hallen gelagert waren, konnten auch mit nuklearen Sprengköpfen versehen werden.
  • Das Gelände war stark gesichtert. In Spitzenzeiten waren auf dem rund 8,5 Hektar großen Gelände um die 400 Mann stationiert.
  • Die Kommandozentrale der Basis lag knapp zwei Kilometer entfernt - und zwar zwischen Blankenheim und Mülheim am Finkenberg.
  • Eine sehr informative Seite zur ehemaligen Nike-Raketenstation gibt es im Internet unter www.morr-siedelsbrunn.de/kalter-krieg/nike-raketenbasis/


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