Frederik Scholl

»Kommunikation ist noch immer die stärkste Waffe«

Kreis Euskirchen. Wer denkt bei »Sicherheit und Respekt« nicht unweigerlich an die Polizei? Wir haben mit Polizeihauptkommissar Marcus Diefenbach von der Kreispolizeibehörde Euskirchen gesprochen – über Respekt, seine Arbeit und über neue Herausforderungen, die diese mit sich bringt.

Seit 24 Jahren ist Marcus Diefenbach Polizist. Nach Stationen in Düsseldorf, Köln und Mönchengladbach ist der gebürtige Nordeifeler seit einigen Jahren wieder in seinem Heimatkreis tätig, als Dienstgruppenleiter auf der Polizeiwache Schleiden. »Es macht schon einen Unterschied, ob man in der Großstadt oder auf dem Land im Einsatz ist. Die Stadt ist anonymer; die Arbeit in der Eifel gibt mir das Gefühl, näher an den Menschen zu sein«, berichtet Diefenbach. Vor allem nach der Flutkatastrophe 2021 habe er die Erfahrung gemacht, dass der Umgang familiärer war. »Man hat gespürt, dass die Menschen einfach froh waren, dass die Polizei da ist. Viele haben das Gespräch gesucht, und dabei ging es nicht zwangsläufig um polizeiliche Themen. Viele brauchten jemanden zum Zuhören. Auf der anderen Seite haben wir versucht, die Menschen in dieser schweren Zeit aufzubauen. Obwohl – oder vielleicht gerade weil – die Flut ein so schreckliches Erlebnis für die Region war, kann ich mich persönlich an keinen einzigen Fall erinnern, in dem ich als Polizist respektlos behandelt worden bin«, erinnert sich Diefenbach.

Im krassen Kontrast dazu hätten die Anfänge der Corona-Pandemie gestanden. »Einige Bürgerinnen und Bürger haben mit absolutem Unverständnis auf die Einschränkungen und neuen Regeln reagiert. Dass wir als Polizei diese Regeln nicht gemacht haben, sondern lediglich die Einhaltung kontrollierten, geriet da schon mal in Vergessenheit. Beschimpfungen waren in der stark aufgeheizten Atmosphäre keine Seltenheit. Die Gespräche haben sich viel schneller hochgeschaukelt, und auch die Polizei musste oft als Sündenbock herhalten«, sagt Diefenbach rückblickend.

»Der Polizeialltag hat sich verändert«

Auch wenn die Maßnahmen gegen die Pandemie der Vergangenheit angehören und der Wiederaufbau nach dem Hochwasser Fortschritte macht, prägen verschiedene Krisen die vergangenen Jahre. »Der Polizeialltag hat sich in den letzten Jahren schon verändert«, sagt Diefenbach. Immer häufiger kommt es zu Respektlosigkeiten gegenüber Polizeibeamten.

Beleidigungen und tätliche Angriffe

»Es gibt immer wieder Einsätze, bei denen man beleidigt wird, dann gibt es Situationen, in denen man beispielsweise geschubst oder bespuckt wird, und auch die Fälle von tätlichen Angriffen auf Polizisten durch Schläge oder Tritte häufen sich«, weiß Marcus Diefenbach aus eigener Erfahrung. »Man stellt sich natürlich immer auch selbst die Frage, warum eine Situation derart eskaliert. In manchen Fällen können psychische Erkrankungen, Alkohol- oder Drogenkonsum der Auslöser sein«, sagt der Polizeihauptkommissar.

Vorbereitet auf solche Situationen werden die Beamten durch besondere Schulungen, in denen sie sensibilisiert werden und Hintergrundwissen vermittelt bekommen. Zudem wird trainiert, wie man in bestimmten Situationen reagieren beziehungsweise deeskalieren muss. »Auch wenn man das Gefühl hat, dass in der heutigen Zeit die sprichwörtliche Zündschnur bei einigen Menschen kürzer geworden ist, ist Kommunikation nach wie vor unsere stärkste Waffe«, erklärt Diefenbach. Die Gesellschaft an sich sei in den vergangenen Jahren einfach schneller geworden. Es gebe einen Generationenwechsel, stellt Diefenbach fest. »Ältere Menschen haben einfach noch mehr Respekt vor der Polizei. Bei den Jüngeren vermisst man schon mal die klassischen Höflichkeitsfloskeln. Aber ich glaube nicht, dass das in böser Absicht passiert. Es ist einfach die Entwicklung in der heutigen Zeit«, sagt der 41-Jährige, der auch nach 24 Jahren im Polizeidienst immer noch gerne seinen Job macht.

Einsatzkräfte verdienen Respekt

Tolerieren müsse man Respektlosigkeiten gegenüber Einsatzkräften jedoch keinesfalls. Das weiß auch Franz Küpper, Sprecher der Kreispolizeibehörde Euskirchen. »Es ist nicht normal, dass jemand, der Menschen hilft, sich für sie einsetzt und für Sicherheit sorgt, Derartiges aushalten muss. Das gilt nicht nur für die Polizei, sondern auch für Rettungsdienstmitarbeiter, Feuerwehrleute und andere Einsatzkräfte. Vielmehr verdienen diese Menschen unsere Hochachtung«, betont Küpper und wünscht sich einen respektvolleren Umgang der Menschen untereinander.


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