»Kleines Tier mit großen Ansprüchen«
»Meinen ersten Goldhamster habe ich 2010 bekommen. Damit fing alles an. Ich habe allerdings schnell festgestellt, dass ein kleines Tier keineswegs auch kleine Ansprüche hat. Und genau das versuche ich heute den Menschen näher zu bringen«, erklärt Nele Krasinski im Gespräch mit dem Wochenspiegel. Über die Jahre eignete sich die heute 19-Jährige immer mehr Wissen über die ursprünglich in Syrien beheimateten Nagetiere an. »2016 gründete ich eine Art Pflegestelle für Goldhamster. Oft habe ich Tiere bekommen, deren Halter schlichtweg die Ansprüche und Angewohnheiten des Tieres unterschätzt haben. Zu der Zeit kam ich auch erstmals mit Jungtieren in Berührung. Leider kommt es schon mal vor, dass sich unerfahrene Hamsterbesitzer ein zweites Tier als Gesellschaft für den ersten Hamster zulegen. Das Ergebnis ist nicht selten ungewollter Hamster-Nachwuchs erklärt Nele Krasinski. »Ausgewachsene Tiere sind absolute Einzelgänger, die sich in der Natur ausschließlich während der Paarungszeit über den Weg laufen«, gibt Nele zu bedenken.
»Ich war mit Abstand die Jüngste«
Dass ihr Hobby eher ungewöhnlich für eine Frau ihres Alters ist, stört sie nicht. Mit 15 Jahren habe ich am Sachkundelehrgang für Kleinsäuger nach Paragraf 11 des Tierschutzgesetzes teilgenommen und war mit großem Abstand die Jüngste« sagt Nele. Inzwischen sei der Altersdurchschnitt, bei Seminaren rund um die Kleintierzucht aber gesunken. Mittlerweile gebe es auch mehrere junge Züchter, die der Deutschen Hamstervereinigung angeschlossen sind. »Es kommt aber vor, dass jemand, der ein Tier aus meiner Zucht abholt, mit jemand älterem rechnet«, erklärt die 19-Jährige.Als Züchterin hat sich die Euskirchenerin auch mit Themen wie Genetik und Farbenlehre auseinandergesetzt. Und dass Goldhamster nicht gleich Goldhamster ist, bringt sie Interessierten mittlerweile auch in kostenlosen Seminaren näher. »Neben dem klassischen Goldhamster mit seiner weitgehend natürlichen Färbung, gibt es noch verschiedene andere Zuchtfarben wie beispielsweise Schokolade, Schwarz oder Zimt. Auch Zuchtformen wie ‚Teddy‘ oder ‚Satin‘, die sich auf die Fellbeschaffenheit beziehen, sind keine Seltenheit mehr«, erklärt die Züchterin. Reich werden kann man mit der Hamsterzucht nicht, aber das ist auch nicht die Absicht der 19-Jährigen. »Unterm Strich bleibt immer ein Minus«, sagt Nele mit einem Schmunzeln. Die Gesundheit der Tiere steht für mich an erster Stelle. Bei vielen Zuchten, die auf Quantität angelegt sind, ist das häufig nicht der Fall«, sagt die Züchterin.
Auch das Thema artgerechte Haltung hat sich Nele auf die Fahnen geschrieben. »Ein Terrarium oder Gehege sollte mindestens einen Meter breit und jeweils 50 Zentimeter hoch und tief sein. Das gilt aber nur, wenn das Tier zusätzlich noch regelmäßigen Auslauf in einem anderen Areal bekommt. Ansonsten muss das Gehege noch größer sein«, erklärt Nele Krasinski. Zudem sollten die Gehege sehr natürlich eingerichtet sein. »Die Streuschicht am Boden des Geheges muss mindestens 20 Zentimeter hoch sein, und sollte aus mehreren Schichten unterschiedlicher Materialien bestehen. Die Tiere sollten einfach die Möglichkeit haben, sich einzugraben. Denn Goldhamster leben ja in der Natur auch in Tunnelsystemen. Auch ein Sandbad, Unterschlupfe und ein Laufrad gehören in ein Hamstergehege«, sagt die Züchterin. »Allerdings sollte man dabei auf Materialien wie Holz, Kork, Weinreben, Ton oder Keramik setzen. Hamster sind schließlich Nagetiere und da kann es schon mal sein, dass etwas angeknabbert wird«, erklärt die Züchterin.
In die Pflege und Fütterung ihrer Tiere investiert die Schülerin manchmal mehrere Stunden täglich. »Die Gehege reinigen sich ja nicht von selbst«, sagt Nele und lacht dabei.
Viel mehr als ein Hobby
Auch überregional wurde bereits über Nele Krasinski und ihr ungewöhnliches Hobby berichtet. So war sie bereits in der Vox-Tiersendung »Hund, Katze, Maus« zu sehen und auch der Radiosender 1Live berichtete über die Euskirchenerin. Ob man allerdings noch von einem Hobby sprechen kann, weiß Nele selbst nicht. »Eigentlich ist es viel mehr als das«, sagt sie und lächelt dabei.Mehr über die Züchterin, ihre Tiere, kostenlose Seminare und Beispiele für artgerecht und nicht artgerecht eingerichtete Hamstergehege, findet man online auf der Seite
www.hamsters-of-nature.com