»Gewalt kommt bei uns nicht in die Tüte«

Mit besonderen Brötchentüten macht die Frauenberatungsstelle Euskirchen auf das Problem häuslicher Gewalt gegen Frauen aufmerksam.

Barbara Brieden (v. li., Gleichstellungsbeauftragte Stadt Euskirchen), Ellen Mende (Frauenberatungsstelle), Bürgermeister Sacha Reichelt und Ramona Binder (Frauenberatungsstelle) machten auf die Kampagne aufmerksam.

Bild: Tim Nolden / Stadt Euskirchen

Auf der Rückseite der Brötchentüten sind wichtige Notrufnummern aufgedruckt.

Bild: Frauenberatungsstelle Euskirchen

Am Montag, 25. November, dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, setzt das Team der Frauenberatungsstelle ihre erfolgreiche Brötchentüten-Kampagne fort, um auf das drängende Problem der häuslichen Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen. Mit der Aktion »Gewalt kommt bei uns nicht in die Tüte« werden in verschiedenen Bäckereien im Kreis Euskirchen Brötchentüten verteilt. Diese Brötchentüten sind mit wichtigen Notrufnummern und Informationen für Frauen, die Gewalt erleben, bedruckt. Zusätzlich befüllten die Mitarbeiterinnen der Frauenberatungsstelle bereits am 18. November gemeinsam mit Barbara Brieden, der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Euskirchen, Brötchentüten mit leckeren Weckchen in der Stadtverwaltung. Ziel sei es, ein Zeichen der Solidarität und Unterstützung für alle Frauen zu setzen, die von häuslicher und sexualisierter Gewalt betroffen sind.

Wie die Frauenberatungsstelle mitteilt, sprechen die alarmierenden Statistiken für sich. Laut einer aktuellen europäischen Studie erfahren etwa 30 Prozent aller Frauen und Mädchen ab 15 Jahren mindestens einmal in ihrem Leben körperliche oder sexuelle Gewalt in einer Beziehung. Im Kreis Euskirchen suchen jährlich knapp 300 Frauen Hilfe bei der Frauenberatungsstelle, um sich aus der Gewaltspirale zu befreien, heißt es in der Mittelung der Beratungsstelle.

Gewalt beginne oft schleichend – mit Abwertungen, Demütigungen und Drohungen – und könne in körperliche Übergriffe münden. Diese Gewalterfahrungen führten zu einem Gefühl der Wehrlosigkeit und Wertlosigkeit. »Sie erschweren es Frauen somit, sich erfolgreich aus gewaltvollen Beziehungen zu lösen«, heißt es weiter in der Mitteilung. Die Auswirkungen seien verheerend und beträfen nicht nur Frauen, sondern auch Kinder und Jugendliche, die in einem Klima der Angst und Anspannung lebten oder direkt mit der Gewalt konfrontiert seien.

Ida Prinz-Hochgürtel, Frauenseelsorgerin des Bistums Aachen in der Region Eifel verteilt für die Frauenberatungsstelle 10.000 Brötchentüten in Bäckereien im ‚Südkreis‘ Euskirchen: »Häusliche Gewalt und Partnerschaftsgewalt sind auch in der ländlich geprägten Eifel, seit ich denken kann, ein meist verschwiegenes Thema. Oftmals wurde und wird in den Dörfern und Kleinstädten ‚weggeguckt‘. Die ‚Harmonie‘ in den immer noch männlich ge-prägten Dorfgemeinschaften wird höher bewertet als das Schicksal von Frauen und Kindern. Gewalt ist jedoch nicht die Privatangelegenheit einer Familie. Hier braucht es mutige Menschen, die bereit sind Hilfe zu rufen.«, so Prinz-Hochgürtel.

Ellen Mende, Diplom-Pädagogin, betont: »Wir wissen, dass die Dunkelziffer dieser Fälle um ein Vielfaches höher ist, und wir appellieren an Angehörige, Freunde, Nachbarn und Fachkräfte: Schaut hin!«

Die Frauenberatungsstelle bietet Beratung und Unterstützung in Euskirchen an: Oststraße 7, 53879 Euskirchen, Tel.: 02251/75140, E-Mail: fbst@frauen-helfen-frauen.eu