Frederik Scholl

Galeria stellt erneut Insolvenzantrag und will sich aus "Umklammerung befreien"

Euskirchen. Warenhausgruppe führt Filialen und Online-Geschäft in vollem Umfang fort und strebt einen Eigentümerwechsel an. Eine Zerschlagung sei nicht das Ziel
Galeria-Filiale in der Stadt Euskirchen.

Galeria-Filiale in der Stadt Euskirchen.

Bild: Frederik Scholl

Erst im März 2023 hatte es nach der vorangegangenen Insolvenz des Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof Entwarnung für die Euskirchener Galeria-Filiale gegeben. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte eine mögliche Schließung im Raum gestanden. Ganz so ernst scheint die Lage beim erneuten Insolvenzantrag des Unternehmens nicht zu sein. Hintergrund sei nach Aussage des Unternehmens vielmehr die Absicht sich vom Mutterkonzern, der Signa-Gruppe, zu lösen, die durch zahlreiche Pleiten in Schieflage geraten war. Ziel ist es nach Mitteilung der Galeria-Unternehmenskommunikation einen neuen Eigentümer zu finden und die erfolgreiche Arbeit fortzuführen

Galeria Karstadt Kaufhof ist mit seinen über 15.000 Mitarbeitern am Markt erfolgreich und hat das erste Quartal des Geschäftsjahres 2023/24 über dem Vorjahresquartal abgeschlossen, heißt es in der Pressemitteilung des Unternehmens. "Aufgrund der zahlreichen Insolvenzen der Signa-Gruppe, schädigen jedoch Galeria massiv, behindern das laufende Geschäft und schränken durch hohe Mieten und teure Dienstleistungen die künftigen Entwicklungsmöglichkeit stark ein", heißt es von Galeria-Seite. Um sich aus dieser Situation zu befreien und eine erfolgreiche Zukunft für Galeria Karstadt Kaufhof zu sichern, habe das Unternehmen am 9. Januar 2024 beim Amtsgericht Essen einen Insolvenzantrag gestellt. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter sei Stefan Denkhaus bestellt worden.

Die erfolgreiche Strategie der starken lokalen Ausrichtung, die sich insbesondere in den vergangenen Monaten bewährt habe, werde vom Galeria-Management fortgesetzt. Ziel sei die Fortführung von Galeria. Mit der Befreiung aus den durch Signa gesetzten Rahmenbedingungen strebe das Unternehmen einen Eigentümerwechsel an. Gespräche mit potenziellen Investoren seien bereits angelaufen.

Stefan Denkhaus, vorläufiger Insolvenzverwalter von Galeria, erklärt: "Die Insolvenzen der Signa-Gruppe haben die gute Entwicklung von Galeria konterkariert und bedrohen das Unternehmen. Dem Management blieb deshalb kein anderer Weg, als das Unternehmen im Zuge einer Insolvenz aus dieser Umklammerung zu befreien. Wir werden gemeinsam mit aller Kraft daran arbeiten, den begonnen Weg unter besseren Rahmenbedingungen weiter fortzusetzen und Galeria als Unternehmen zu erhalten. Eine Zerschlagung ist ausdrücklich nicht Ziel des Verfahrens.“

Galeria-Chef Olivier van den Bossche sagt: „Galerias operativer Erfolg wird durch die Rahmenbedingungen der alten Eigentümerstruktur belastet. Wir sehen in dem heutigen Tag ausdrücklich einen Befreiungsschlag.“

Auch Wenkal Bahija, Leiter der Galeria-Filiale in Euskirchen ist zuversichtlich: "In meinen Augen ist es tatsächlich eine Art Befreiungsschlag und eine Chance uns aus der Umklammerung zu lösen". Zwar sei Galeria Euskirchen kein Signa-Standort, das Thema Filialmiete spiele aber an allen Standorten eine große Rolle. "Sicherlich wir man prüfen müssen, welchen Optimierungsbedarf es gibt", so Bahija. Weiterhin verweist er auf die schwarzen Zahlen des Euskirchener Standorts. "Wir sind recht zufrieden mit den Weihnachtsgeschäft, die Umsätze sind gut", sagt der Filialleiter. Die Veränderungen, die der Warenhauskonzern in den letzten Monaten durchlaufen habe, dazu gehört auch eine lokalere Ausrichtung, zeigten Wirkung. "Ich denke nicht, dass Fililal-Schließungen ein Thema sein werden", so Bahija. Zur lokalen Ausrichtung gehört auch das Thema regionales Brauchtum. "Wenn es der lokale Markt verlangt, muss die Schreibwarenabteilung halt bis zum Ende der Karnevalszeit umziehen", sagt der Filialleiter und spielt dabei auf den großen Karnevalsmarkt im Untergeschoss an.

Für die Städte, darunter auch Euskirchen, ist Galeria Karstadt Kaufhof ein extrem wichtiger Ankerhändler. Das weiß auch Vassiliou, Vorsitzender des Einzelhandelsverbandes Bonn - Rhein-Sieg - Euskirchen „Es ist evident, dass die Insolvenz der Signa-Gruppe Galeria in hohem Maße einschränkt. Es braucht jetzt nicht nur einen neuen Besitzer, sondern auch Rahmenbedingungen, die Galeria langfristig in unseren Innenstädten halten können, wie beispielweise markt- und zeitgerechte Mieten. Nach wie vor haben Warenhäuser in unseren Innenstädten ihren Platz.“, so Jannis Vassiliou.


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