Feuerwehreinsatz nach Großbrand beendet / Unternehmen löscht in Eigenregie weiter ab
Rund 8.000 sind bei einem Großbrand in der Smurfit Kappa Papierfabrik in Zülpich in Flammen aufgegangen. Seit Freitag kämpften zeitweise mehr als 250 Einsatzkräfte gegen das Feuer. Auch wenn das Feuer bereits seit Samstag unter Kontrolle ist, waren sind auch jetzt noch nicht alle Glutnester auf dem Gelände von Smurfit Kappa Zülpich Papier zwischen Zülpich und Bessenich gelöscht.
Nach ersten Erkenntnissen war aus bislang ungeklärter Ursache im Bereich eines Altpapierplatzes zunächst ein kleiner Haufen mit Papierschnipseln in Brand geraten. Kurz darauf habe das Feuer auf einen großen Stapel mit Altpapier übergegriffen und sich dann auf rund 8.000 Papierballen, von denen jeder einzelne rund 900 Kilo wiegt, ausgeweitet.
Die Kriminalpolizei hat mittlerweile ihre Ermittlungen zur Brandursache abgeschlossen. Es gebe keine Hinweise darauf, dass der Brand vorsätzlich gelegt wurde. Ebenfalls fallen laut Polizei Fahrlässigkeit, eine technische Ursache oder ein witterungsbedingter Anlass als Möglichkeiten aus. Es nach derzeitigem Ermittlungsstand sei keine Straftat zu erkennen. Die Brandermittler gehen davon aus, dass es bei einem Kehrvorgang zu starker Reibungshitze durch Fremdkörper in einem Altpapierballen gekommen ist, und es dadurch zum Brand kann.
Verstärkung aus den Nachbarkommunen
Alarmiert worden war am Freitag zunächst die Feuerwehr der Stadt Zülpich, die mit mehreren Löschzügen anrückte. Weil sich das Feuer aber schnell auch auf anliegende Böschungen und die benachbarte Bahnlinie auszubreiten drohte, habe man zeitnah Verstärkung aus Euskirchen, Nideggen, Vettweiß, Mechernich, Weilerswist und Hellenthal angefordert und erhalten, erklärte der Zülpicher Stadtbrandinspektor Jörg Körtgen. Zudem habe man über HFS (Hytrans Fire System) Wasserfördersysteme eine Löschwasserversorgung vom Neffelsee zum Werksgelände aufgebaut. Das System pumpt mehrere tausend Liter Wasser pro Minute zum Werksgelände.
Unterstützt wurden die Feuerwehren durch Kräfte des Technischen Hilfswerk und des Deutschen Roten Kreuzes. »Zu Spitzenzeiten waren über 250 Kräfte mit mehr als 70 Fahrzeugen im Einsatz«, erklärte Körgten. »Wir gehen derzeit davon aus, dass sich der Einsatz über mehrere Tage hinziehen wird«, so der Stadtbrandinspektor im Rahmen eines Pressegesprächs am vergangenen Samstag. Mittlerweile rechnet die Feuerwehr damit, dass der Einsatz möglicherweise am heutigen Donnerstag, 27. Juli beendet werden kann. Aktuell seien noch 20 Wehrleute vor Ort.
Die Schwierigkeit beim Ablöschen von Papierballen sei, dass diese sehr stark gepresst seien und sich die Flammen von außen nach innen fressen. »Um den Ballen vollständig zu löschen, muss man ihn auseinanderziehen«, erklärte Kreisbrandmeister Peter Jonas. Daher beschränke man sich zunächst drauf das Feuer einzudämmen.
»Für uns ist das ein katastrophales Ereignis, weil durch den Brand Menschenleben in Gefahr gebracht wurden«, sagte Michael Kuhn, Geschäftsführer des Zülpicher Smurfit-Kappa-Werks. Bis auf ein Mitglied der Feuerwehr, dass sich leicht verletzte, sei glücklicherweise niemand ernsthaft zu Schaden gekommen. »Und das steht für uns an erster Stelle«, sagte Kuhn, der sich zudem bei den Einsatzkräften, aber auch den Werksmitarbeitern bedankte. Im Werk war die Produktion kurz nach Brandbeginn eingestellt worden. Erst am Samstagabend war sie teilweise wieder angelaufen. Zu den wirtschaftlichen Schäden könne man zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts sagen, betonte Kuhn. Zudem kündigte er an, dass der beim Brand entstandene Abfall fachgerecht entsorgt werde. Auch sei kein verschmutztes Löschwasser ausgetreten, da das Werk über einen eigenen Abwasserkreislauf verfüge.
Während des Einsatzes drohte eine Wand aus Betonblöcken, durch den Druck der wassergetränkten Papierballen umzustürzen und so das werkseigene Kraftwerk zu beschädigen. Die Einsatzkräfte konnten die Wand jedoch entlasten, so dass keine Einsturzgefahr mehr besteht.
Warnapps hatten ausgelöst
Am Freitagnachmittag, 21. Juli, waren die Warnapps Nina und Katwarn ausgelöst worden und hatten über möglichen Rußniederschlag bis hin nach Euskirchen, Mechernich und Weilerswist informiert. Zudem waren Anwohner gebeten worden, Türen und Fenster geschlossen zu halten sowie Klimaanlagen auszuschalten. David Schönen, Mitarbeiter des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV), das Messungen der Luftqualität gemacht hatte, sagte, dass diese unauffällig seien und die entstandene Luftverunreinigung keine Gefahr darstelle. Die Rußpartikelniederschläge seien, wie LANUV und Stadt mitteilten, nicht gesundheitsgefährdend, hätten aber einen erhöhten PH-Wert.
Mitarbeiter des Baubetriebshofes Zülpich hatten am Samstag Spiel- und Sportplätze im Stadtgebiet auf Rußpartikel kontrolliert. Lediglich die Kita und der Spielplatz in Bessenich waren aufgrund der Nähe zum Brandort vorsorglich gesperrt worden, sind jedoch wieder freigegeben, nachdem vorsichtshalber die oberste Sandschicht durch Mitarbeitern des Bauhofes.
Die Bürger-Hotline, die die Stadt Zülpich unmittelbar nach Ausbrechen des Großbrandes eingerichtet hatte, wird mit sofortiger Wirkung eingestellt. Bürger, die Fragen zu Schadensersatzansprüchen gegenüber der Firma Smurfit Kappa Zülpich Papier haben, können sich unter Tel. 02252-306107 werktags zwischen 8 Uhr und 17 Uhr direkt an das Unternehmen wenden.
Bereits kurz nach Ausbruch des Feuers musste am Freitag die Eifel.-Bördebahn den Betrieb einstellen, weil die Schienen unmittelbar am Brandort vorbeiführten. Mittlerweile fährt diese jedoch wieder wie gewohnt im Stundentakt. Am Wochenende kam es zudem zu Straßensperrungen, unter anderem, weil die Leitung der Löschwasserversorgung über die Straße führte. Auch diese Sperrungen wurden aufgehoben, weil die Leitungen unter der Straße her verlegt wurden.
Das Technische Hilfswerk hat bereits am Montagabend den Einsatz beendet. Das Deutsche Rote Kreuz hat seineVerpflegungsstelle abgebaut, das die Wehrleute jetzt durch die Werkskantine verpflegt werden. Lediglich die Getränkeversorgung hält das DRK aufrecht.
Nach Angaben der Feuerwehr hat Smurfit Kappa mittlerweile damit begonnen die Brandabfälle fachgerecht zu entsorgen.
Einsatz für Feuerwehr beendet
Laut einem Feuerwehrsprecher hat die Feuerwehr am Donnerstagnachmittag, 27. Juli, ihren Einsatz beendet. Das Unternehmen löscht verbleibende Glutnester in Eigenregie ab. Zwei Wasserwerfer und Tragkraftspritzen bleiben vor Ort und werden von Smurfit Kappa-Mitarbeitern, ebenfalls Feuerwehrangehörige, bedient. Zwischenzeitlich wurden rund 7,5 Kilometer Schlauchmaterial, das bei dem Einsatz genutzt wurde, gereinigt. 50 Schläuche seien beim Einsatz beschädigt worden.