

»Die Dekarbonisierung des Wärmesektors, die sogenannte Wärmewende, ist eine der größten Herausforderungen auf dem Weg zur Klimaneutralität 2045«, betonte e-regio-Geschäftsführer Stefan Dott anlässlich des symbolischen Spatenstichs für die Energiezentrale. Neben der laufenden Erstellung der kommunalen Wärmeplanung sei es jedoch auch wichtig, in die konkrete Umsetzung von Planungen zu kommen. »Konkrete Umsetzung heißt, sichtbare Beispiele zu schaffen, damit die Bürger auch sehen, dass etwas entsteht.« Daher sei die Fernwärme Euskirchen ein wichtiger Meilenstein für die Wärmewende, so Dott.
Mit dem Bau des ersten Fernwärmenetzes wird die Wärmeversorgung der Stadt unabhängiger von fossilen Energiequellen. Die Energiezentrale, die e-regio in den nächsten Monaten neben der Zuckerfabrik von Pfeifer & Langen an der Bonner Straße errichtet, ist das Herzstück der neuen grünen Fernwärme für Euskirchen. Sie soll zukünftig das neue Quartier »werk&wiese« auf dem Areal der ehemaligen Steinzeugwerke, die City-Süd mit dem neuen Rathaus sowie weitere Bereiche der Stadt mit Wärme aus mindestens 65 Prozent erneuerbaren Energiequellen versorgen. Dabei kommt zu Beginn unter anderem Biomethan aus der Region zum Einsatz.
»Wir machen die Wärmeversorgung in unserer Stadt klimaneutral und geben Antworten auf die Frage, wie man in Zukunft heizen kann. Dabei haben wir neben dem Neubau auch den Bestand im Blick: Wir planen das Fernwärmenetz modular und technologieoffen, sodass es in den nächsten Jahren und Jahrzehnten wachsen kann. Auch zusätzliche Energiequellen, wie beispielsweise Abwärme aus der lokalen Industrie oder Solarthermie, lassen sich integrieren. So schaffen wir eine richtungweisende Wärmelösung, die die Potenziale der Stadt optimal nutzt und sicher, klimafreundlich und nachhaltig ist«, erläuterte Stefan Dott.
Technisch ausgestattet ist die Energiezentrale zum Start mit einem Blockheizkraftwerk (BHKW) mit einer thermischen Leistung von circa 1.400 kWth (Kilowatt thermisch) und einem 200 Kubikmeter fassenden Pufferspeicher. Ein Spitzenlastkessel mit 4.000 Kilowatt, der bei Wartungen oder an besonders kalten Tagen einspringen kann, sorgt für Versorgungssicherheit.
Der zudem im BHKW erzeugte erneuerbare Strom wird regional vermarktet und leistet so einen Beitrag zur Dekarbonisierung des gesamten Energiesystems. In Zukunft sollen zwei weitere BHKW und eine Großwärmepumpe zur Abwärmenutzung eingebunden werden, sodass eine Gesamtleistung von rund 16 MWth (Megawatt thermisch) zur Verfügung steht. Rechnerisch könne damit der Wärmebedarf der 1.100 Wohneinheiten von »werk&wiese« sowie von weiteren 1.600 durchschnittlichen Haushalten abgedeckt werden.
e-regio investiert 18 Millionen Euro
Für die neue Energie-Infrastruktur investiert e-regio in den nächsten Jahren bis zu 18 Millionen Euro. Das Unternehmen übernimmt den Bau und den Betrieb der Energieerzeugungsanlagen, des Netzes sowie der Wärmeübergabestationen in den Gebäuden und sorgt mit einem Rund-um-die-Uhr-Service für sichere und komfortable Wärme.
Als einer der ersten Abnehmer wird das neue Rathaus an die Fernwärme angeschlossen. Damit setzt die Stadt nicht nur ein Zeichen für nachhaltigere Energienutzung, sondern demonstriert auch die Bedeutung des Leuchtturmprojekts als Vorreiter in Sachen Wärmewende und moderne Stadtentwicklung. »Ich bin froh und ein bisschen stolz, dass wir selbst als Stadt in der City-Süd erster Abnehmer dieser Fernwärme sein werden«, sagte Wolfgang Honecker, Technischer Beigeordneter der Stadt Euskirchen.
Ein erster, gut zwei Kilometer langer Trassenabschnitt des neuen Fernwärmenetzes entsteht zwischen der Energiezentrale und dem neuen Rathaus – über Teile der Alfred-Nobel-Straße, der Von-Siemens-Straße, der Gottlieb-Daimler-Straße, dem Pützbergring/Eifelring und der Roitzheimer Straße. Die Bauarbeiten für das Netz starten ab Mai 2025 ausgehend vom neuen Rathaus. Die komplette Versorgung des Fernwärmenetzes aus der Energiezentrale ist für Sommer 2026 geplant. Da das Rathaus schon vorher bezogen werden soll, gibt es eine Zwischenlösung.