Es geht um Sicherheit und Respekt
Der Fall sorgte für Schlagzeilen: Während die Besatzung eines Rettungswagens am Bahnhof Euskirchen eine Person reanimierte, trat ein Mann hinzu, zog ein Messer und drohte einem Rettungssanitäter, ihn niederzustechen.
Das ist sicherlich ein krasser Fall. Tatsache ist aber auch, dass Menschen, die für die Allgemeinheit einen wichtigen Job machen, zunehmend respektloses Verhalten erfahren müssen. »Das sind Einzelfälle«, sagt Markus Ramers, »und ich möchte erreichen, dass die vielen anderen, die sich anständig und vernünftig verhalten, vielleicht einfach mal Danke sagen und damit ein Zeichen der Wertschätzung setzen, wenn die Polizei, die Feuerwehr oder die Rettungssanitäter im Einsatz waren und geholfen haben.«
Für das Jahr 2023 steht die Zahl 64. So viele Übergriffe hat es laut der Kriminalstatistik im Kreis Euskirchen auf Polizei, Rettungskräfte und Feuerwehr gegeben, die zur Anzeige gebracht worden sind. »Das sind 64 Übergriffe zu viel. Die Menschen fahren raus, um zu helfen. Das ist eine unverzichtbare Arbeit, die sie für uns leisten, und da sind solche Vorfälle einfach schockierend.«
Aus diesem Grund hat Markus Ramers dafür geworben, immer unterrichtet zu werden, wenn Rettungsdienste oder die Polizei beleidigt, bespuckt oder körperlich angegangen werden. Es vergehe kaum eine Woche, in der er keine Meldung erhalte. Markus Ramers: »In all diesen Fällen gilt: Ich erstatte immer eine Anzeige. Dann ist der Fall dokumentiert, und ich möchte damit auch deutlich machen, dass solches Verhalten eine Konsequenz haben muss! Das ist nichts, was wir einfach so hinnehmen können.«
Ziel müsse es sein, das gesellschaftliche Klima zu ändern und für das Thema zu sensibilisieren. Wenn allen Menschen klar sei, dass ein Angriff auf Polizei, Rettungsdienst oder Feuerwehr – und sei es »nur« verbal – auch ein Angriff auf die gemeinsamen Werte der Gesellschaft ist, dann habe das sicherlich auch eine präventive Wirkung.
Außerdem wolle er den Rettungskräften zeigen: »Was euch da passiert, ist mir als Landrat nicht gleichgültig – und das ist auch der ganz großen Mehrheit der Bevölkerung nicht gleichgültig. Weil wir stolz auf eure Arbeit sind und euch brauchen.« Dieser Austausch, auch untereinander, sei wichtig, damit die Menschen deutlich merken, dass sie nicht alleine sind und nicht alleine gelassen werden.
Ein großes Anliegen von Markus Ramers ist, die positiven Fälle mehr und deutlicher in den Vordergrund zu stellen – eben von den Menschen, die nicht weggeschaut, sondern geholfen haben. Und er erzählt dazu eine Geschichte aus der Mainacht 2024: »Die sind auch als halbe Sozialarbeiter unterwegs«, zeigte sich Markus Ramers sehr beeindruckt von der hochprofessionellen Arbeit von Sanja Barth und Jonas Mennen, zwei jungen Polizisten, mit denen er in der Mainacht unterwegs war. Und er erlebte eine schöne Geschichte: Ein Mann, deutlich über 80 Jahre alt, war morgens mit seinem Fahrrad in Königswinter losgefahren und in der Mainacht in Metternich etwas orientierungslos gestrandet. »Die Menschen vor Ort haben sich bis zu unserem Eintreffen um ihn gekümmert, ihn trocken untergebracht und ihm etwas Warmes zu trinken gegeben«, so Ramers.
Solche Fälle gebe es viele. Und um deren Leistung zu würdigen und andere zu ermutigen, ihrem Beispiel zu folgen, hat die Kreispolizeibehörde Euskirchen Ende Oktober erstmalig den Zivilcourage-Preis an acht Menschen aus dem Kreis Euskirchen verliehen, die in schwierigen Momenten Verantwortung übernommen und sich für die Sicherheit anderer eingesetzt haben.
Hier geht es zur Schwerpunktausgabe "Sicherheit und Respekt", die zum 55-jährigen Jubiläum des WochenSpiegel im Kreis Euskirchen erschienen ist:
- Euskirchen: https://wi-paper.de/show/0002f5d2daa3/epaper
- Schleiden: https://wi-paper.de/show/a03ae1c4f540/epaper