Frederik Scholl

»Eine Kriegswunde ist verheilt«

Zülpich. Die Stadt Zülpich feiert zusammen mit den Hovener Jungkarnevalisten und rund 300 Gästen die Fertigstellung des rekonstruierten Weiertores.

Gemeinsam mit den Hovener Jungkarnevalisten (HJK) hat die Stadt Zülpich kürzlich die Eröffnung des rekonstruierten Weiertores gefeiert. Vor etwa 15 Jahren hatten sich die Verantwortlichen der Hovener Jungkarnevalisten erstmals Gedanken über den Wiederaufbau des Weiertores gemacht, um hier ein Vereinsdomizil zu schaffen, mussten aber schnell einsehen, dass dieses Unterfangen nicht finanzierbar war. Dass dieser Traum doch noch Wirklichkeit werden konnte, ist fast schon eine glückliche Fügung des Schicksals.

Vor etwas mehr als fünf Jahren trat Karl-Josef Ernst mit einer Idee an die HJK heran: Der renommierte Zülpicher Architekt, der sich in der Römerstadt bei einer Vielzahl an Bauprojekten sichtbar verewigt hat, erkundigte sich bei der HJK nach dem Interesse, das Projekt »Wiederaufbau des Weiertores« gemeinsam anzugehen. Fast zeitgleich wurden die HJK von der Stadt Zülpich auf das Förderprogramm »Heimat. Zukunft. Nordrhein-Westfalen.« aufmerksam gemacht, das für ein derartiges Projekt eine 90-prozentige Förderung vorsah. »Wenn nicht jetzt, wann dann«, sagten sich die Verantwortlichen um HJK-Präsident Gerd Wallraff, denn, so Wallraff, das war »innerhalb weniger Wochen so etwas wie zweimal sechs Richtige im Lotto«.

Der Projektantrag der HJK traf im zuständigen Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes NRW auf Zustimmung. Und so erhielt der Verein eine Förderzusage in Höhe von 621.000 Euro.

Den entsprechenden Förderbescheid hatte Ministerin Ina Scharrenbach im April 2021 persönlich nach Zülpich gebracht. »Es ist dann leicht teurer geworden«, berichtete sie jetzt im Rahmen der Eröffnungsfeier und griff noch einmal das Bild von Gerd Wallraff vom doppelten Sechser im Lotto auf: »Es gab noch mehrere Zusatzzahlen.« Denn letztendlich förderte das Land NRW die Maßnahme mit rund 1,08 Millionen Euro. Für die HJK ergab sich daraus ein Eigenanteil für die reine Baumaßnahme in Höhe von rund 117.000 Euro. Weitere 60.000 Euro musste der Verein für den Innenausbau aufbringen. Dank der Spendenbereitschaft von mehr als 300 Unterstützern und mehreren Tausend Stunden an ehrenamtlicher Arbeit konnten die Hovener Jungkarnevalisten diese Herkulesaufgabe meistern.

In der frühzeitig zwischen Stadt Zülpich und HJK getroffene Nutzungsvereinbarung wurde klar geregelt, dass die HJK für den Neubau und die Stadt für den Altbestand zuständig ist. Damit das Weiertor nach dem Wiederaufbau des Hauptturmes in seiner ganzen Pracht erstrahlen konnte, entschied sich die Stadt Zülpich in Abstimmung mit den politischen Gremien, das Mauerwerk des Weiertores inklusive der beiden vorgelagerten Türme zu restaurieren.

Die Gesamtkosten für diese Maßnahme beliefen sich auf etwa 720.000 Euro, von denen rund 117.000 Euro von der Denkmalförderung des Landes NRW und weitere rund 140.000 Euro von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz getragen wurden. Die Stadt Zülpich kommt somit auf einen Eigenanteil von etwa 470.000 Euro.

Für Bürgermeister Ulf Hürtgen war der Wiederaufbau des Weiertores stets ein Herzensprojekt. »Ich bin jetzt seit knapp 20 Jahren bei der Stadt Zülpich und wurde häufig auf den Traum angesprochen, das im Krieg zerstörte Tor wieder aufzubauen«, sagte Hürtgen. »Wir können die Zeit zwar nicht zurückdrehen, aber hier ist eine offene Kriegswunde verheilt.«

Wie schon die Blauen Funken im Bachtor, die Prinzengarde im Münstertor und die Zölleche Öllege im Bachtor können nun auch die Hovener Jungkarnevalisten ein Stadttor als Standquartier nutzen. »Der Glücksklee ist damit vollendet«, so Bürgermeister Hürtgen. »Die Menschen bekommen ein Wahrzeichen ihrer Stadt zurück und die Hovener Jungkarnevalisten bekommen eine wunderbare neue Heimstatt für ihren Verein«, sagte Ministerin Ina Scharrenbach. Und HJK-Präsident Gerd Wallraff ergänzte: »Ein jahrzehntelanger Traum ist nach fünfeinhalbjähriger Planungs- und Bauzeit in Erfüllung gegangen, was in uns eine riesige Freude, Stolz aber auch nach wie vor ein wenig ungläubiges Staunen auslöst.«


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