Michael Nielen

Ein Laden fährt auf Inklusion ab

Zingsheim. Bei "projekt.bike inklusiv" arbeiten künftig Menschen mit und ohne Beeinträchtigung gemeinsam - von solchen Betrieben gibt es im Kreis nicht viele.
Der Werkstattleiter und Meister Tobias Werning (v.li.), Mario Müller und Christian Merks in der neuen großen Werkstatt, in der Räder jeglicher Bauart gewartet, gepimpt oder repariert werden können.

Der Werkstattleiter und Meister Tobias Werning (v.li.), Mario Müller und Christian Merks in der neuen großen Werkstatt, in der Räder jeglicher Bauart gewartet, gepimpt oder repariert werden können.

Bild: Michael Nielen

Wehmut, Abschied, Vorfreude und Aufbruch in eine neue Zukunft - so ungefähr dürfte momentan die Gefühlswelt von Mario Müller aussehen. Eigentlich zieht er ja »nur« mit seinem Fahrradladen von Nettersheim nach Zingsheim um, tatsächlich verrät der neue Name »pojekt.bike inklusiv«, dass es um mehr geht. 

»Wir wandeln den bestehenden Fahrradladen in ein Inklusionsunternehmen um. Bei uns werden Menschen mit Beeinträchtigung beschäftigt, wir arbeiten mit ihnen zusammen und ich bin sicher, dass wir uns gemeinsam entwickeln und voneinander profitieren werden«, bringt es Mario Müller auf den Punkt. Mit »wir« meint Mario Müller seinen langjährigen Bekannten Christian Merks, Betriebsleiter der Nordeifel.Werkstätten (NE.W) Zingsheim.

Der hatte durch den Fortgang des Berufsbildungsbereichs in Richtung des neuen Qualifizierungs- und Bildungszentrums »QuBi« in Mechernich Platz am Standort Zingsheim. Gemeinsam entwickelten die beiden die Idee, in den hellen und großzügigen Räumen »An der Heide 25« ein inklusives Unternehmen einzurichten. »Von denen«, weiß Christian Merks, »gibt es im Kreis Euskirchen nicht allzu viele.«

Für Mario Müller ist der neue Laden ein Glücksfall: »Ich bin eigentlich nicht der klassische Unternehmer, sondern war eigentlich in erster Linie immer an der Umsetzung von Projekten interessiert. Ich habe unzählige Ideen im Kopf, die sich in Nettersheim nicht mehr umsetzen ließen, weil es einfach keinen Platz mehr gab.«

Der gelernte Metallbauer und spätere Rettungssanitäter hatte den Laden 2010 als Nebenjob und »Ein-Mann-Unternehmen« übernommen, heute arbeiten 12 Angestellte für ihn. Als seine Tochter geboren wurde, nahm er mit der Familie eine Auszeit, reiste durch Europa und kam zum Entschluss, sich auf den Fahrradladen zu konzentrieren und den Beruf des Rettungssanitäters schweren Herzens aufzugeben.

Im neuen Laden »projekt.bike inklusiv« steckt schon jetzt jede Menge Inklusion. So wurde der schmucke neue Ausstellungsraum komplett in der benachbarten NE.W-Schreinerei geplant und angefertigt. Was auch für die gemütliche Lounge gilt, die mit Zirbenholz ausgekleidet wurde. Der Empfang ist so gestaltet, dass dort auch Menschen arbeiten können, die auf den Rollstuhl angewiesen sind. Und neben dem »normalen« Angebot gibt es am neuen Standort auch Räder, die speziell für Menschen mit Beeinträchtigung konzipiert sind - etwa für blinde oder armlose Menschen, um nur zwei Beispiele zu nennen.

Ein großer Teil der alten Belegschaft - vier Vollbeschäftigte und fünf Teilzeitkräfte - ziehen mit nach Zingsheim um. Hinzu kommen fünf Mitarbeiter mit Beeinträchtigung. »Diese Mitarbeiter sind dann ganz normale Angestellte in einem Arbeitsverhältnis mit Sozialversicherung. Ihnen wird so noch mehr Selbstständigkeit und Teilhabe am normalen Arbeitsleben ermöglicht - was nicht immer einfach sein wird«, weist Christian Merks darauf hin, dass es sich um ein Unternehmen handelt, in dem ganz normal Geld verdient wird.

Wer sich ein Bild von »projekt.bike inklusiv« machen möchte, kann gerne am Samstag, 13. April, ab 10 Uhr bei der offiziellen Eröffnung mit dem Landrat Markus Ramers vorbeischauen oder sich unter www.projekt.bike ein Bild vom Leistungsangebot machen.


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