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Frederik Scholl

Ein »gefährdeter« Schützling

Euskirchen. Die Euskirchener Tierärztin und Tierschützerin S. Elif Istemi betreut in ihrer Freizeit unter anderem verwaiste und verletzte Wildtiere. Unter ihren Schützlingen ist derzeit auch ein Jungtier der Art »Felis silvestris«.

Auch wenn das Foto einen anderen Eindruck vermitteln mag, die kleine Wildkatze, die Tierärztin S. Elif Istemi hier auf dem Arm hält, ist alles andere als ein »Schmusekater«. Wild und scheu soll das Tier auch bleiben, damit es nach der Auswilderung auf Abstand zu Menschen bleibt.

Auch wenn das Foto einen anderen Eindruck vermitteln mag, die kleine Wildkatze, die Tierärztin S. Elif Istemi hier auf dem Arm hält, ist alles andere als ein »Schmusekater«. Wild und scheu soll das Tier auch bleiben, damit es nach der Auswilderung auf Abstand zu Menschen bleibt.

Bild: Scholl

Einen Namen hat der neueste Schützling der Euskirchener Tierärztin und Tierschützerin S. Elif Istemi nicht. Aber das spielt auch keine Rolle, schließlich soll das wenige Monate alte Jungtier, wie die meisten verletzten oder verwaisten Wildtiere, die in Istemis Obhut sind, wieder ausgewildert werden.
»Spaziergänger, die mit ihrem Hund unterwegs waren, hatten die junge Katze gefunden und mit nach Hause genommen. Zunächst waren sie davon ausgegangen, dass es sich um ein ausgesetztes Haustier handelt und hatten schon mit dem Gedanken gespielt, es bei sich aufzunehmen«, berichtet Istemi im Gespräch mit dem Wochenspiegel. »Die schiere Wildheit des Tieres und weitere Recherchen hatten die Finder dann eines Besseren belehrt. Tatsächlich handelt es sich bei dem kleinen Kater um eine Wildkatze. Und wie ich so bin, konnte ich nicht nein sagen und nahm das Tier in meine Obhut«, sagt die Tierärztin.
Bis der Kater »erwachsen« genug ist, wird er noch eine Weile bei Elif Istemi bleiben. »Natürlich gibt es nur artgerechtes Futter in Form von toten Mäusen. Außerdem hat der kleine Wildkater Gesellschaft durch eine nur wenig ältere Hauskatze. Schließlich sind soziale Kontakte für das Tier enorm wichtig«, sagt die Tierärztin. Das gelte jedoch nur in tierischer Hinsicht. Die Kontakte zu Menschen beschränkt Istemi auf ein Minimum. »Er soll sich nicht an Menschen gewöhnen. Wild und vor allem scheu zu bleiben, bietet dem Tier nach der Auswilderung die besten Überlebenschancen«, sagt Elif Istemi.


Kontrollierte Auswilderung


Die Auswilderung soll später »kontrolliert« erfolgen. Sprich, das Tier wird bestmöglich auf ein Leben in der Wildnis vorbereitet. »Ich bin froh, dass die Artenvielfalt im Kreis Euskirchen durch die langsame Erholung der Wildkatzenbestände und auch einige zugewanderte Wölfe zunimmt. Auch dass andernorts der Luchs zurückkehrt, ist erfreulich. Dadurch wird sich hoffentlich der Wildtierbestand stabilisieren. Ratten und Mäuse, würden ansonsten überhand nehmen. Und einer der wenigen Fressfeinde, der Fuchs, wird ja selbst erbarmungslos bejagt«, kritisiert die Tierschützerin. »Auch wenn sich die Wildkatzenbestände, auch dank der Arbeit von Naturschutzverbänden, langsam erholen, gilt die Tierart laut roter Liste noch immer als gefährdet. Früher wurden die Tiere stark durch die Jagd dezimiert«, sagt Istemi. Seit die Jagd auf wildernde Katzen in Nordrhein-Westfalen durch das Landesjagdgesetz seit 2015 verboten sei, erhole sich die Wildkatzenpopulation ganz langsam, so die Tierärztin. »Natürlich kam es bei der Jagd zu Verwechslungen zwischen Wild- und Hauskatzen. Und auch bei den Jungtieren kommt es häufig zu derartigen Verwechslungen. Wildkatzenjunge können der der Hauskatze sehr ähnlich sehen. Wie sonst wäre der kleine Kater bei mir gelandet«, erklärt die Expertin.


Mäuse sind die Hauptbeute


»Wildkatzen jagen fast ausschließlich nachts, fressen vor allem Mäuse, und sind daher, im Gegensatz zu freilaufenden Hauskatzen, keine nennenswerte Gefahr für die hiesige Singvogel-Population«, gibt die Tierärztin zu bedenken. »Und auch Hundehalter sollten bedenken, dass nicht angeleinte Hunde, gerade in der Jungwildtiersaison, schnell und unerwartet zur Gefahr für junge Wildtiere werden können«, appelliert Istemi an die Tierhalter.
Ihre »Rettungsstation« für Wildtiere betreibt die Tierärztin übrigens ehrenamtlich in ihrer Freizeit und finanziert alles aus eigener Tasche. Geld- oder Futterspenden zur Unterstützung ihrer Arbeit sind daher immer willkommen. Eine Spendenbox befindet sich in der Tierarztpraxis in der Münstereifeler Straße 145 in Euskirchen. Dort können auch Futterspenden abgegeben werden.


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