Frederik Scholl

»Der Ausbildungsmarkt im Kreis ist stabil«

Kreis Euskirchen / Weilerswist. Die Bundesagentur für Arbeit hat kürzlich die Daten zum Ausbildungsmarkt 2023/2024 vorgestellt.

»Die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber am Ausbildungsmarkt hat deutlich zugenommen. Die Zahl der gemeldeten Stellen ist leicht gestiegen«, erklärte Ralf Holtkötter, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Brühl, die auch für den Kreis Euskirchen verantwortlich ist. Gemeinsam mit Anja Daub, Geschäftsführerin Operativ der Agentur für Arbeit Brühl, Waltraud Gräfen von der Industrie- und Handelskammer Aachen und Richard Graf von der Handwerkskammer Aachen stellte er die Daten für den Ausbildungsmarkt 2023/2024 vor.

Von Oktober 2022 bis September 2023 meldeten sich 1.057 Bewerberinnen und Bewerber aus dem Kreis Euskirchen für eine Ausbildungsstelle bei der Arbeitsagentur Brühl. Das sind 127 oder 13,7 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Gleichzeitig wurden 853 betriebliche Ausbildungsstellen gemeldet, 28 oder 3,4 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Herausfordernde Zeiten

Der Ausbildungsmarkt im Kreis Euskirchen weist deutlich mehr Bewerber als betriebliche Ausbildungsplätze auf. »Der Ausbildungsmarkt im Kreis Euskirchen zeigt sich trotz wirtschaftlich herausfordernder Zeiten stabil. Dass die Unternehmen trotz der schwierigen Rahmenbedingungen das Niveau der Ausbildungsaktivitäten weitestgehend halten, ist bedeutender denn je, denn landesweit hat sich in vielen Regionen bereits ein Bewerbermarkt entwickelt. Das bedeutet, dass es in NRW aufgrund einer sinkenden Zahl von Schülerinnen und Schülern, die die Schulen verlassen, bereits weniger Bewerberinnen und Bewerber als Ausbildungsstellen gibt. Im Kreis Euskirchen gibt es aktuell noch steigende Bewerberzahlen. Wir profitieren hier von den rund 120 jungen Menschen mit ausländischer Herkunft – darunter 54 junge Menschen mit Fluchterfahrung«, so Holtkötter. Besonders freue sich der Ausbildungsmarktexperte, dass insgesamt 29 junge Menschen mit ausländischer Herkunft und darunter sieben junge Menschen mit Fluchterfahrung auch eine Ausbildung beginnen konnten.

Über 90 Prozent der gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen konnten in diesem Jahr mit passenden Bewerbern besetzt werden, 485 der 1.057 jungen Bewerber aus dem Kreis Euskirchen konnten im Berichtsjahr eine Ausbildung beginnen. Insgesamt 208 junge Menschen haben sich nach Angaben der Bundesagentur für eine weiterführende Schule, ein Studium oder ein Praktikum entschieden und 74 nahmen von einer Berufsausbildung Abstand und begannen eine Erwerbstätigkeit.

In vielen Fällen hätten Angebot und Nachfrage zusammengepasst, dennoch blieben 53 Ausbildungsstellen unbesetzt und 176 Bewerber hätten bis Ende September keine passende Ausbildungsstelle gefunden. »Es gibt allerdings keinen Stichtag, bewerben kann man sich jederzeit«, betonte Holtkötter.

Die Berufsberatung der Arbeitsagentur unterstütze laut Anja Daub mit konkreten Ausbildungsangeboten und kläre im persönlichen Gespräch, welche Ausbildungsberufe noch infrage kommen oder welche Brücken in die Berufsausbildung führen könnten. Ein neues Angebot sei das »Berufsorientierungspraktikum«. Dieses ermögliche praxisnahe Einblicke in einen Ausbildungsberuf. Mögliche Fahr- und Übernachtungskosten können dabei von der Agentur für Arbeit übernommen werden. Weitere Angebote sind der Mobilitätszuschuss, die Einstiegsqualifizierung (EQ) oder die »Assistierte Ausbildung«.

Das traditionelle Pressegespräch fand in diesem Jahr beim Weilerswister Traditions-Dachdeckerunternehmen Sahm Bedachungen statt, welches bereits auf eine 100-jährige Firmengeschichte zurückblickt. Das Unternehmen bildet traditionell junge Menschen aus. Auch Anna Sophie Sahm, deren Urgroßvater das Unternehmen 1924 gründete, ist heute im Unternehmen tätig. Nach einer abgeschlossenen Ausbildung als Groß- und Außenhandelskauffrau und einem Studium im Handelsmanagement entschloss sie sich, mit 30 ins Handwerk zu gehen, machte eine Ausbildung zur Dachdeckerin und arbeitet heute als Meisterin im elterlichen Betrieb, in dem übrigens auch ihre Mutter Anita arbeitet. Sie hat ebenfalls ihren Meister im Dachdeckerhandwerk.


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