89 Jahre und kein bisschen leise
Dass sie jemals selbst mal eine Musik-CD aufnehmen würde, wäre der heute 89-jährigen Hannelore Gasdorf vor einigen Jahren nicht in den Sinn gekommen. »Ich komme zwar aus einer musikalischen Familie und habe früher auch im Kirchenchor gesungen, aber dass ich mal ein ‚Solo-Album‘ aufnehmen würde, hätte ich nie gedacht«, erzählt Hannelore Gasdorf fröhlich.
Dabei ist die Geschichte, die dazu führte, dass sie anfing eigene Lieder und Melodien zu schreiben alles andere als erfreulich. Ein persönlicher Schicksalsschlag stürzte Hannelore Gasdorf vor einigen Jahren in eine Depression. »Mir ging es überhaupt nicht gut. Irgendwann habe ich festgestellt, dass mir Melodien durch den Kopf gingen. Diese Melodien dann mitzusummen hat mich aufgeheitert und mir sogar langfristig aus meinem Tief geholfen«, berichtet die 89-Jährige. Später habe sie dann auch begonnen Texte zu den Melodien zu schreiben. »Ich bin teilweise nachts aufgewacht und hatte eine neue Textzeile im Kopf. Die musste ich natürlich sofort aufschreiben. Die einzelnen Lieder setzten sich dann wie ein Puzzle zusammen«, erzählt Hannelore Gasdorf.
Eines der ersten Lieder, die so entstanden sind, trägt den Titel »Dat Hätzje vum Rhing«, hat eine karnevalistische Melodie und erzählt von einem Mann, der sein Herz an ein Mädchen in Gasdorfs früherer Heimatstadt Köln verliert. Dieses Lied sang Gasdorf ihren Nachbarn vor, die begeistert waren und sie schließlich ermutigten das Stück bekannt zu machen. »Aber weil das Lied aus der Sicht eines Mannes spielt, brauchte ich einen Sänger«, erklärt die Kallerin. Über ihre Bekannte Hildegard Reetz kam schließlich der Kontakt zu Reetz‘ Sohn Uwe zustande. »Zugegeben, ich habe Hannelore anfangs etwas belächelt, in dem Alter noch selber Lieder schreiben zu wollen, aber durch die Geschichte hinter den Liedern und die Zusammenarbeit ist es für mich zu einer echten Herzensangelegenheit geworden«, sagt Uwe Reetz.
15 Aufnahmen in drei Jahren
Selbstverständlich blieb es nicht bei dem »Hätzje vum Rhing«. Insgesamt sind in den letzten drei Jahren so 15 Aufnahmen entstanden, die jetzt auf dem Album »Licht am Horizont« verewigt wurden. Bis auf zwei Lieder singt Sängerin »Cäcilia«, so heißt Gasdorf mit zweitem Vornamen, alle Lieder selbst. Die Musik hat Uwe Reetz beigesteuert. »Sie hat mir die Texte und Melodien teilweise per Sprachnachricht zugeschickt und ich habe mir dann die Musik dazu ausgedacht. Für mich als Musiker war es toll, weil wir völlig ohne Zeitdruck arbeiten und ich meiner Kreativität freien Lauf lassen konnte«, sagt Reetz. Die Lieder handeln von aktuellen Themen, wie der »Fridays-for-Future«-Bewegung, dem Klimawandel oder dem Corona-Virus. Andere Lieder hingegen laden zum Träumen und genießen ein. So widmet Hannelore Gasdorf sowohl ihrer Herzensstadt Köln, als auch ihrer späteren Wahlheimat, der Eifel, ein eigenes Lied. Den Erlös aus dem Verkauf der CD möchte Sängerin »Cäcilia« jedoch nicht behalten, sondern an die Hilfsgruppe Eifel spenden. »Es geht mir nicht ums Geld. Viel wichtiger ist mir alten Menschen, wie ich einer bin, zu zeigen, dass es nie zu spät ist etwas Neues anzufangen, etwas Neues zu lernen. Seht mich an, ich stehe mit meinen 89 Jahren noch hier und ich singe«, sagt Hannelore »Cäcilia« Gasdorf.Erhältlich ist die CD »Licht am Horizont« zum Preis von 14 Euro unter www.gasdorf.de. Dort gibt es auch weitere Infos dazu.