400 Jahre Geschichte treffen Energieeffizienz und moderne Technik
»Über die Geschichte des Hauses ist leider wenig bekannt. Dendrochronologische Untersuchungen, durch die das Alter des verbauten Holzes bestimmt werden kann, wurden von der Uni Bamberg im Haus durchgeführt und haben ergeben, dass das Haus 1642, also gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges, erbaut worden ist«, verrät Michael Meyer, Eigentümer des Hauses.
Seit 150 Jahren und vier Generationen befindet sich das Gebäude, das den Namen »Jülich-Haus« trägt, im Familienbesitz. »Mein Urgroßvater Theodor Jülich hatte das Haus 1882 für sich und seine Frau Marianne gekauft. Dort wuchsen auch deren vier Kinder auf«, berichtet Meyer. An die teils tragische Geschichte der jüdischen Familie erinnert heute eine mehrsprachige Tafel an der Hauswand. Ein Stolperstein vor dem Hauseingang trägt den Namen von Theodor Jülich, der 1942 von den Nationalsozialisten deportiert und ermordet wurde.
»Dieser bekannte Teil der Geschichte liegt mir sehr am Herzen, deshalb ist es mein Anspruch, dass das Haus in diesem Zustand erhalten bleibt«, erklärt Meyer.
Zwischen März 2021 und Juni 2024 hatte Meyer das traufenständige, dreigeschossige Fachwerkhaus, das seit 1982 unter Denkmalschutz steht, aufwendig restauriert – zum großen Teil in Eigenarbeit. »Bausünden« aus den 1970er-Jahren – unter anderem war damals der Kamin abgerissen worden, und zwischen Keller- und Erdgeschoss war eine Betondecke eingezogen worden – wurden zurückgebaut, um die ursprüngliche Raumaufteilung und Gestaltung wieder zur Geltung zu bringen. Unter anderem mussten Gefache an den Außenwänden ausgetauscht werden. »Diese waren mit Bimsstein ausgemauert; wir haben sie wieder mit Holzgeflecht, Stroh und Lehm gefüllt«, erklärt Meyer. Das Dach wurde ebenfalls restauriert, und Balken mussten ausgetauscht werden.
Bei der Restaurierung legte Meyer besonderen Wert auf die Kombination von traditionellen Baumaterialien wie Eichenholz und Lehm und neuester Technik. »Damit ist das Haus heute energieeffizient«, freut sich der Eigentümer. Beim Außenanstrich hatte man sich von freigelegten Farbschichten auf dem Rahmen der Eingangstür inspirieren lassen. »Bei den Holzarbeiten waren mehrere Schichten Ochsenblutrot zutage gekommen. Dementsprechend haben wir uns für Ochsenblut und Ocker entschieden«, sagt Michael Meyer. Die Ähnlichkeit zu den Farben im Wappen der Stadt sei jedoch eher zufällig, so der Denkmaleigentümer. Ein Blickfang ist auch die barocke, beschnitzte Eingangstür aus Holz, in die nachträglich ein neobarockes Sturzbrett eingefügt wurde.
320.000 Euro haben die Arbeiten laut Meyer gekostet. Finanziell gefördert wurde die Restaurierung unter anderem mit 50.000 Euro durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz mithilfe der Glücksspirale. Deren Ortskuratorin für den Bereich Euskirchen/Eifel, Roswitha Steinbrink, überbrachte jetzt eine Plakette für das Gebäude, die auf diese Unterstützung aufmerksam machen soll. »Die Tafel soll an das Engagement der privaten Förderer der Stiftung und der Glücksspirale erinnern und zu weiterer Unterstützung motivieren«, betont Steinbrink. Das Gebäude in der Heisterbacher Straße gehört zu den über 720 Objekten, die die private Denkmalschutzstiftung dank Spenden und Mitteln von Westlotto aus der Lotterie Glücksspirale allein in Nordrhein-Westfalen fördern konnte.
Auch die Stadt Bad Münstereifel hat die Restaurierung finanziell unterstützt. »Häuser wie dieses prägen das Gesicht und die Geschichte von Bad Münstereifel. Wir sind froh und dankbar über jeden Hausbesitzer, der sich um den Erhalt seines historischen Eigentums bemüht. Die Arbeit von Michael Meyer ist dabei außergewöhnlich und sehr detailverliebt. Deswegen haben wir das Projekt seitens der Stadt gerne unterstützt«, so Kurt Reidenbach, Allgemeiner Vertreter der Bürgermeisterin von Bad Münstereifel.