Frederik Scholl

118 Rehkitze vor dem Tod bewahrt

Kreis Euskirchen. Zahlreiche Rehkitze wurden im vergangenen Jahr mit moderner Drohnentechnik vor dem sicheren Tod durch Mähwerke gerettet.
Bernd Osterthun (li., Rehkitzrettung Kreis Euskirchen) präsentierte auf dem Hövelshof von Landwirt Andreas Thelen (2.v.li.) gemeinsam mit Helmut Dahmen (Kreisbauernschaft) und mit Bodo Weranek (Vorsitzender Kreisjägerschaft Euskirchen) das Rettungs-Equipment. Foto: Scholl

Bernd Osterthun (li., Rehkitzrettung Kreis Euskirchen) präsentierte auf dem Hövelshof von Landwirt Andreas Thelen (2.v.li.) gemeinsam mit Helmut Dahmen (Kreisbauernschaft) und mit Bodo Weranek (Vorsitzender Kreisjägerschaft Euskirchen) das Rettungs-Equipment. Foto: Scholl

Bild: Scholl

In den kommenden Wochen steht für viele Landwirte im Kreis Euskirchen die Grasmahd an. Diese kann für Rehkitze und andere Tiere, die sich im Grünland verstecken, tödlich enden. Ricken legen ihre Kitze oft im hohen Gras ab. Bei Gefahr flüchten die Jungtiere jedoch nicht aus dem Feld, sondern geben ihrem »Duckreflex« nach und verharren auf der Stelle. Landwirte und Jäger im Kreis Euskirchen setzen daher auf verschiedene Wege, das Risiko für die Tiere zu minimieren. Neben klassischen Methoden, wie dem fußläufigen Absuchen der Wiesen, oder sogenannten Vergrämungsmethoden durch Duftstoffe, Scheuchen oder akustische oder visuelle Signale, kommt zunehmend auch moderne Drohnentechnik mit Wärmebildkameras zum Einsatz, wie sie der Verein Rehkitzrettung Euskirchen seit 2022 nutzt.

»Wir sehen die Rehkitzrettung per Drohne als Mittel der Wahl. Es ist zwar nicht die alleinige Methode, aber die zeitsparendste«, betont Helmut Dahmen, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Euskirchen, die gemeinsam mit der Kreisjägerschaft zum Ortstermin auf den Hövelshof der Familien Thelen nach Kall-Keldenich eingeladen hatte. »Natürlich bleibt es den Landwirten überlassen, welche Methode sie vor der geplanten Grasmahd anwenden, aber die Drohnentechnik hat die größte Flächenwirkung«, erklärt Bernd Osterthun vom Verein Rehkitzrettung Kreis Euskirchen. Den Ablauf schildert er folgendermaßen: »Wir müssen am Abend vorher bis etwa 18 Uhr wissen, wo am nächsten Tag gemäht wird. Der Landwirt kann uns für die entsprechende Fläche online buchen. Wir stellen dann ein Team aus einen Drohnenpiloten und mehreren Helfern zusammen. Findet der Pilot die Wärmesignatur eines Rehkitzes in der zu mähenden Fläche, lotst er die Helfer dorthin«, erklärt Osterthun. Das Tier wird dann mit Handschuhen, damit dem Tier keine menschlichen Geruchsspuren anhaften, behutsam mit Stroh in eine verschließbare Box gelegt und für die Dauer der Mahd am Wald- oder Wegesrand »abgestellt« und nach Abschluss der Mäharbeiten wieder freigelassen. »Ricke und Kitz finden durch bestimmte Rufe auch nach Stunden wieder zueinander«, sagt Osterthun.

»Drohnensuche ist optimale Technik«

118 geortete Rehkitze hat der Verein so im vergangenen Jahr per Drohnentechnik retten können. Das sei eine Quote von 97,5 Prozent. »Eine 100-prozentige Garantie die Kitze zu retten gibt es zwar nicht, dennoch ist die Suche per Drohne und Wärmebildkamera derzeit die optimale Technik«, ist sich der Rehkitzretter sicher. 235 Grünlandflächen mit einer Gesamtfläche von 640 Hektar hat der Verein 2023 abgeflogen. »Bedenkt man, dass im Kreis Euskirchen rund 9.000 Hektar Grünlandfläche zur Heugewinnung genutzt und gemäht werden, ist die abgeflogene Fläche im Vergleich recht übersichtlich«, gibt Osterthun zu. Allerdings sei der Verein mit seinen drei Drohnenteams und den Helfern personell und technisch an seine Grenzen gestoßen. »Leider mussten wir daher auch sechs Anfragen ablehnen«.

Statt bisher mit drei Teams will die Rehkitzrettung 2024 mit sieben Teams starten. »Wir haben uns glücklicherweise etwas verstärken können, aber weitere Helfer sind natürlich immer willkommen«, sagt Osterthun. Mehr unter: www.rehkitzrettung-euskirchen.de


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