Erinnerungskultur als Beitrag zur Sicherung der Demokratie und Rechtsstaatlichkeit
Cochem. 42 Zuhörer und Zuhörerinnen fanden sich im Kreishaus Cochem-Zell ein, um dem Vortrag über das System der NS-Konzentrationslager von Joachim Hennig, ehemaliger Richter am Oberverwaltungsgericht Koblenz und langjährig aktiv in der Gedenkarbeit Mahnmal Koblenz sowie im Vorstand des Fördervereins Gedenkstätte KZ-Außenlager Cochem e.V., zu folgen.
Franziska Bartels, Kreisvolkshochschule Cochem, hieß die Teilnehmenden im Kreishaus Cochem willkommen.
Veronika Raß, Vorsitzende des Fördervereins und Pastoralreferentin im Pastoralen Raum mit dem Schwerpunkt Erinnerungskultur, begrüßte unter den Teilnehmenden Bürgermeister Walter Schmitz aus Cochem, Gemeinderatsmitglied Guido Pringnitz aus Treis und den ehemaligen Bürgermeister Manfred Ostermann aus Bruttig. Es waren Augenzeugen des Geschehens im KZ-Außenlager, Forscher und Forscherinnen, langjährig in der Gedenkarbeit Aktive sowie Interessierte versammelt, darunter Schüler und Schülerinnen des Obenstufenkurses am Gymnasium Cochem mit Lehrer Stefan Beisel.
Anhand von Dokumenten wie einem Brief eines Cochemer Juden, den er im Konzentrationslager Buchenwald schrieb, und anhand von Fotos von Cochemer Juden, die das KZ Theresienstadt überlebten, sowie den Lebens- und Sterbedaten des Conder Pfarrers Jakob Ziegler, der im KZ Dachau an den Folgen der Inhaftierung litt und starb, zeigte Joachim Hennig auf, dass die NS-Gewaltherrschaft nicht irgendwo in der Ferne ihre Opfer fand, sondern mitten unter uns.
In sechs Phasen zeichnete er die Stufen der zunehmend entmenschlichten Haftbedingungen in den Konzentrationslagern von 1933 bis 1945 auf. In die letzte Phase fällt die Einrichtung und Auflösung des KZ-Außenlagers Kochem Bruttig Treis.
In detailreicher Sachkenntnis legte Joachim Hennig die Ergebnisse seiner Forschungen im Arolsen Archiven dar. Listen von Transporten und Rücktransporten vom und in das KZ-Stammlager Natzweiler-Struthof im Elsass belegen die Zahl von circa 2400 KZ-Häftlingen, die in das KZ-Außenlager Kochem Bruttig Treis deportiert wurden. Belegt ist die Zahl von mehr als 90 gewaltsam zu Tode Gekommenen im KZ-Außenlager. Eine unbekannt hohe Zahl verstarb nach dem Rücktransport nach Natzweiler, auf der Odyssee in weitere Konzentrationslager, auf den Todesmärschen oder auch nach 1945 an den Folgen der erlittenen Gewalt während der Inhaftierung und an den Folgen der mörderischen Arbeit.
Interessiert zeigte sich das gewogene Publikum an den heutigen Möglichkeiten der Forschungstätigkeit in Archiven. Die Arolsen Archive bieten online eine Plattform, Dokumente von Personen aufzurufen, unter anderen der Häftlinge des KZ-Natzweiler Struthof.
Ins Gespräch kamen Zuhörerinnen und der Referent vor allem über die Frage, was man damals gewusst haben konnte. In Kochem Bruttig Treis war das KZ-Außenlager nicht zu übersehen aufgrund der Lage an den Ortsrändern.
Joachim Hennig beschloss sein Referat mit einer Antwort auf die Frage, warum man sich heute mit der NS-Gewaltherrschaft von damals auseinandersetzt. Damit sich die Geschichte der NS-Gewaltherrschaft heute und in Zukunft nicht wiederholt. Nie wieder Faschismus.
Franziska Bartels dankte dem Referenten mit einem Buchpräsent, dem Jahrbuch 2024 des Kreises Cochem-Zell zum Thema Nachhaltigkeit.
Veronika Raß wies auf eine weitere Veranstaltung des Fördervereins Gedenkstätte hin:
Am 27. Januar 2025, dem Gedenktag der Verfolgten des Nazi-Regimes in den NS-Konzentrationslagern, findet um 18 Uhr am Gedenkstein auf dem Friedhof in Treis ein Gedenken an die Opfer der KZ-Häftlinge statt, veranstaltet vom Förderverein in Zusammenarbeit mit der kommunalen Gemeinde Treis-Karden (zugesagt) und dem Kreis Cochem-Zell (angefragt) sowie der Kirchen (angefragt).