Mario Zender

Ein echter Auto-Didakt

Lieg. Im beschaulichen Hunsrückdorf Lieg gibt es einen außergewöhnlich begabten Auto-Tüftler. Norbert Tannebaum hat zwei exklusive Prototypen eines Luxuswagens gebaut und so die kleinste und exklusivste Automarke der Welt geschaffen. Der Name: »Nortan«. Uns hat er seine ungewöhnliche Geschichte erzählt.
Von Mario Zender
In einer unscheinbaren kleinen Garage am Ortsrand von Lieg im Hunsrück verbirgt sich etwas Außergewöhnliches. Hinter schweren Holztüren, direkt neben einer alten Scheune, steht das exklusivste Auto der Welt – der »Nortan«. Es ist das Werk von Norbert Tannebaum, einem Autodidakten und begnadeten Tüftler, der in den letzten 20 Jahren seine eigene Automarke geschaffen hat. Und es gibt genau zwei Fahrzeuge dieser Marke. Der Name »Nortan« ist ein Wortspiel, abgeleitet vom Namen des Erfinders, Norbert Tannebaum.
An der Tür seiner kleinen Werkstatt hängt ein Schild: »Norton Customs und Schrauberhölle«. Hier begann Tannebaum vor 20 Jahren, an seinen Autos zu tüfteln. Was dabei herausgekommen ist, ist so futuristisch wie einzigartig: zwei Prototypen, die er eigenhändig gebaut hat. Die Form der Fahrzeuge erinnert an das berühmte Batmobil, und mit ihrem kraftvollen V8-Motor und rund 400 PS unter der Haube stecken sie voller Power.
Tannebaum hat den gesamten Bauprozess selbst gemeistert – ohne formale Ausbildung im Autobau. »Alles, was mir gefällt, habe ich zusammengebracht und zu meinen zwei Wagen kombiniert«, erklärt der 64-Jährige. Er hat das Auto »scheibchenweise« aus Styroporplatten entworfen, so wie man es auch im Schiffsbau macht. Mit viel Geduld wurden die Platten geschnitten, geschliffen und schließlich mit Polyester überzogen, bis die endgültige Form entstand.
Ein besonderes Highlight: Die Türen seiner Autos haben keine herkömmlichen Griffe. Sie öffnen sich elektrisch und schwingen in Scherenform nach oben. Tannebaum hat sogar Teile eines Range Rover Rahmens in das Fahrzeug integriert und für die Frontscheibe insgesamt zehn Windschutzscheiben eines Saab 99 gekauft, bis eine perfekt passte.
»Die Reaktionen auf den Wagen im Straßenverkehr sind unglaublich«, erzählt Tannebaum. »Es ist fast schon gefährlich, weil die Leute vergessen, dass sie selbst gerade fahren und den Blick nicht mehr von meinem Auto abwenden können.« Seine beiden »Nortan«-Prototypen sind echte Hingucker – und das, obwohl sie die wohl unbekannteste Automarke der Welt tragen. Im Fahrzeugschein ist »Chevrolet Corvette Nortan« eingetragen, und Tannebaum ist stolz darauf, dass sein Name als Hersteller aufgeführt ist. »Das ist ein feines Gefühl«, sagt er lächelnd.
Hohe Kosten für die Leidenschaft
Die Entwicklung und der Bau der beiden Autos haben Tannebaum nicht nur viel Zeit, sondern auch viel Geld gekostet. »Fragen Sie mich besser nicht, was mich das gekostet hat«, meint er schmunzelnd. »Für das erste Auto hätte ich locker einen Porsche Turbo kaufen können, und für das zweite wäre noch ein Ferrari fällig gewesen.« Ein hoher sechsstelliger Betrag hat sich demnach im Laufe der Jahre angesammelt.
Dabei ist Norbert Tannebaum kein Autoingenieur, wie man meinen könnte, sondern Maler und Lackierer von Beruf. Er hat zudem eine Schlosserausbildung absolviert und einen Industriemeistertitel erworben. Doch seine Leidenschaft gilt den matt schimmernden Autos, und dafür hat er ein besonderes Händchen. Mit Unterstützung seiner Frau, die er als seine »Beschleunigungspumpe« bezeichnet, hat er es geschafft, seine Träume zu verwirklichen. 2500 Stunden hat er allein in seinen »Nortan Fighter« investiert.
Heute sind seine beiden Autos nicht nur ein Symbol für Kreativität und handwerkliches Geschick, sondern auch für Tannebaums unerschütterliche Leidenschaft für den Automobilbau. Und so lebt der Traum von »Nortan« – der exklusivsten Automarke der Welt – weiter, auch wenn es nur zwei Fahrzeuge gibt. Und das nächste Projekt hat er bereits in Angriff genommen: Er will einen Traktor zum Rennwagen umbauen.

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