Mario Zender

Wie krank ist das Zeller Krankenhaus?

Zell. Verantwortliche des Klinikums Mittelmosel wollen den Krankenhausstandort Zell offenbar aufgeben. Nur noch ambulante Versorgung soll in Zell zukünftig stattfinden. Eine Bürgerpetition an den Gesundheitsminister zum Erhalt des Krankenhauses läuft.

Von Mario Zender

Wenn am kommenden Freitag im Mainzer Gesundheitsministerium maßgebliche politische Verantwortliche zusammentreffen, könnte dieser Tag zum Schicksalstag des Zeller Krankenhauses werden. Unter dem Arbeitstitel »Fortführung der medizinischen Versorgung im Landkreis Cochem-Zell« treffen sich, so WochenSpiegel-Informationen, an diesem Tag Staatssekretärin Nicole Steingaß (SPD), Landrätin Anke Beilstein (CDU), die VG-Bürgermeister von Cochem und Zell, Lambertz und Hoffmann, sowie Vertreter der Krankenhäuser aus Cochem und Zell und die Chefs diverser Krankenkassen. Ein erstes Gespräch dazu fand bereits Anfang Juli noch mit dem damaligen Ministerialdirektor Daniel Stich (SPD) statt.
An dieses Gespräch soll nun angeknüpft werden. Dabei soll auch das bereits erarbeitete Konzept vorgestellt werden. Dieses sieht, so Informationen unserer Zeitung, wörtlich vor: »Den Erhalt der stationären Versorgung in Cochem und eine umfassende ambulante Versorgung in Zell.« Letzteres würde bedeuten, dass das Zeller Krankenhaus faktisch geschlossen wird und lediglich eine Ambulanz vorgehalten wird. Diese Planungen sollen am kommenden Freitag nach dem Willen des Ministeriums noch einmal konkretisiert und die Beteiligten über den Verhandlungsstand informiert werden. Ganz wichtig ist den Verhandlungspartnern offenbar auch, wie und wann die Schließung des Krankenhauses öffentlich verkündet wird. Ein Datum für die öffentliche Vorstellung des Konzeptes, so Informationen des WochenSpiegel, soll der 10. September sein. Dies erfolge, so eine Vorlage des Ministeriums: »Um den Informationsinteressen der Beschäftigten des Klinikums Mittelmosel und der Öffentlichkeit, aber auch dem Handlungsbedarf des Trägers dieses Krankenhauses, gerecht werden zu können.«

"Gesundheitssystem chronisch unterfinanziert"

Nach Informationen unserer Zeitung macht das Klinikum Mittelmosel mehrere Millionen Euro Verlust pro Jahr. Offiziell will sich die Betreiberin, die »Katharina Kasper Gruppe« in Dernbach, zu der Höhe der Verluste in Zell nicht äußern. Wie (wirtschaftlich) krank ist das Zeller Krankenhaus wirklich? Unbestätigten Informationen aus dem Krankenhaus zufolge soll es sich um rund drei Millionen Euro Verlust jährlich handeln. Die »Katharina Kasper Gruppe« will dies offenbar nicht länger hinnehmen und das Haus angeblich schließen. Angesprochen auf die Probleme, antwortet die Pressesprecherin der »Katharina Kasper Gruppe«, Melissa Lenz: »Das chronisch unterfinanzierte Gesundheitssystem stellt die Sicherstellung der stationären medizinischen Versorgung bundesweit, insbesondere auch in ländlichen Regionen, vor erhebliche Herausforderungen. Hinzu kommt, dass sich die seit langem angekündigte Krankenhausstrukturreform weiter verzögert.« Die meisten Politiker der Region wollen sich nicht konkret zu den Gesprächen und Schließungsplanungen des Zeller Krankenhauses äußern. Weder Landrätin Anke Beilstein noch der Zeller VG-Bürgermeister Jürgen Hoffmann (FDP) und auch nicht der Cochemer VG-Bürgermeister Wolfgang Lambertz geben Details bestehender Planungen preis.
Für den SPD-Landtagsabgeordneten Benedikt Oster ist die finanzielle Problematik von Krankenhäusern unverständlich: »Die aktuelle Situation rund um das Krankenhaus in Zell ist erschreckend und beängstigend für die gesamte Region.« Der Abgeordnete habe nach eigenen Angaben noch nie verstanden, dass Krankenhäuser gewinnorientiert arbeiten müssten. »Für mich gehört ein Krankenhaus zur Daseinsversorgung und sollte staatlich getragen sein«, so Oster.
Kritik übt der Cochem-Zeller Landtagsabgeordnete Oster anlässlich der aktuellen Diskussion um das Krankenhaus Zell an Landrätin Anke Beilstein: »Was die aktuelle Informationspolitik seitens des Kreises angeht, kann man nur mit dem Kopf schütteln. Bis heute hat die Landrätin kein Kreisgremium über die problematische Situation informiert. Gespräche, die stattgefunden haben, und alle weiteren Informationen müssen wir Kreistagsmitglieder aus der Presse entnehmen.« Der Kreistag sei erst vor kurzem zusammengekommen, da habe, so Oster, die Möglichkeit bestanden, die Kreistagsmitglieder zu informieren. »Dies wurde offenbar bewusst vermieden«, ärgert er sich.
In der Bevölkerung wird die Angelegenheit, seitdem der WochenSpiegel den Fall öffentlich gemacht hat, heftig diskutiert. Mittlerweile gibt es eine Online-Petition zum Erhalt des Krankenhauses an den Gesundheitsminister. Diese haben bereits (Stand Montag) rund 3.500 Bürgerinnen und Bürger unterzeichnet.  Bericht folgt!

KOMMENTAR

Für den Erhalt kämpfen!

Von Mario Zender

Das Zeller Krankenhaus steht offenbar vor der Schließung. Nur noch eine Ambulanz soll dort vorgehalten werden. Für die Zeller Region ist das ein Desaster. Nun müssen unsere Kommunalpolitiker zeigen, dass sie für den Erhalt kämpfen. Sie sollten nicht Entscheidungen abnicken, sondern Lösungen und/oder Alternativen erarbeiten. Die Bevölkerung erwartet Antworten! Etwa, warum bereitwillig Millionen für Leerfahrten von ÖPNV-Bussen gezahlt werden, während in Zell ein Krankenhaus offenbar wegen drei Millionen Defizit platt gemacht werden soll.

Mail an den Autor: mzender@weiss-verlag.de

 


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