Simone Wunder

Was wird aus unserem Treiser „Klösterchen“?

Das "Klösterchen Treis" während des Hochwassers an Pfingsten .

Das "Klösterchen Treis" während des Hochwassers an Pfingsten .

Bild: privat

Treis-Karden. Viele ältere Treiser verbinden mit dem „Klösterchen“ (St. Josephs-Haus) an der Moselallee mit den damaligen Waldbreitbacher Ordensschwestern sowohl schöne als auch weniger schöne Erinnerungen. Egal, ob schöne oder weniger schöne: Heute macht es viele Treiser traurig, wenn sie an unserem Klösterchen in der Moselallee vorbeikommen und sehen müssen, wie seit Jahren dieses Gebäude mit dem dazugehörenden angrenzenden ehem. Hotel regelrecht verkommen. Ja, es ist heute ein Schandfleck für unseren schönen und touristisch geprägten Moselort.
Wie kam Treis zu seinem Kloster? Und welche jahrzehntelange Bedeutung hatte dieses mit dessen Ordensschwestern für viele Treiser?
Ein Hauptverdienst für die Errichtung der Schwesternniederlassung kam, neben dem damali­gen Pastor Heinrich Thoemes (1893-1906), dem Rentmeister Ferdinand von Fricken zu.
In seiner letztwilligen Verfügung aus dem Jahre 1895 hat der im Juni 1897 verstorbene Rentmeister Ferdinand von Fricken sein zwischen der Moselstraße, einem Gässchen, Fährmann Bauer (ehem. Hotel Heckner/Koch) und Schlosser Hoffmann (heute Moselallee 15) gelegenes Wohnhaus mit Nebengebäuden und Vorgarten der römisch katholischen Pfarrkirche zu Treis vermacht.
An dieses Vermächtnis (Legat) hatte der Erblasser die Auflage geknüpft, „dass das Legat verwendet werde zur Herbeiführung einer römisch-katholischen weiblichen klösterlichen Niederlassung in Treis, welche sich der Kranken-, Kinder- und Armenpflege widmen solle“.
Bereits vor seinem Ableben kamen im März 1896 die ersten vier Schwestern von Waldbreitbach zur Neugründung der Schwesternniederlassung nach Treis. Die Schwestern wohnten zunächst in der Katharinenstraße (heute Haus Zilles) zur Miete.
Durch einen Erlass vom 2. Mai 1896 des damaligen Ministers des Inneren und des Kultus­ministers wurde es den Schwestern gestattet, „die Pflege und Unterweisung katholischer Kinder, welche sich noch nicht im schulpflichtigen Alter befinden, in einer Kleinkinder-Bewahrschule als Nebentätigkeit“ zu übernehmen.
Den ersten Kindergarten („Bewahrschule“) für Treis richteten die Schwestern auf dem Marktplatz im Hause des Försters Theodor Wüsthofen und später im Hause Richard (heute Haus Schneiders/Schäfer, Kirchstr. 7) ein.
Nach einigen vorgenommenen baulichen Veränderungen konnten die Schwestern im Jahre 1898 in das Frickenhaus einziehen und ihre Aufgaben erfüllen. In den folgenden Jahren erfolgte der Anbau des Gebäudes, mit dem die Treiser vor allem ihre Erinnerungen verbinden. Hierin war im unteren Stockwerk der Kindergarten untergebracht und im oberen Stockwerk wurde die Kapelle eingerichtet. Im Jahre 1903 erfolgte die feierliche Einweihung durch Pastor Thoemes. Die Kapelle und das Haus wurden unter den Schutz des hl. Joseph gestellt. Das Anwesen trug fortan den Namen „St. Josephs-Haus“.
Offensichtlich nach Beilegung der Streitigkeiten mit den Erben des Erblassers und dem Vorliegen aller staatlichen und kirchlichen Genehmigungen nahm die kath. Pfarrgemeinde offiziell das Vermächtnis an. Am 21. Januar 1902 erfolgte sodann vor Notar Johann Hahn in Treis die grundbuchmäßige unentgeltliche Übertragung des vermachten Grundbesitzes seitens der Pfarrgemeinde zunächst an die Klosterschwester Susanne Meckel (mit dem Klosternamen Aloysia vom heiligen Franziskus zu Marienhaus bei Waldbreitbach). Die seitens des Erblassers an das Vermächtnis geknüpfte Auflage wurde in einem privatschriftlichen Vertrag aufgenommen und gleichzeitig vereinbart, dass der notariell geschlossene Übertragungsvertrag nur zusammen mit diesem seine Rechtsgültigkeit erlangt. Weiterhin wurde darin auch ausdrücklich festgehalten, dass die seitens des Erblassers gemachte Auflage auch für die Rechtsnachfolger gelten solle.
Im Jahre 1904 wurde dann das Anwesen auf die Genossenschaft der Franziskanerinnen von Waldbreitbach, wiederum unentgeltlich, übertragen und diese als neue Eigentümerin im Grundbuch eingetragen.
In den Folgejahren hatten die Schwestern still und unermüdlich ihren Dienst zum Wohle der Treiser Bevölkerung getan. Generationen von Treisern hatten den dortigen Kindergarten besucht. Auch übten die Schwestern die ambulante Krankenpflege aus, und manchem toten Treiser legten sie sein letztes Kleid an. Zeitweise unterhielten die Schwestern dort eine Nähschule, wo sich manches Mädchen Anleitung für die spätere Haushaltsführung holen konnte. Im Schwesternhaus wurden auch immer wieder verschiedene ältere Leute aufgenommen, die dort Betreuung für ihren Lebensabend fanden.
Da die Platzverhältnisse und auch die Ausstattung des Kindergartens im St. Josephs-Haus den Anforderungen nicht mehr entsprachen, beschloss die Gemeinde Treis in Zusammen­arbeit mit der kath. Kirchengemeinde Treis im Sommer 1971 einen neuen Kindergarten in der Hinter-Mont-Straße zu errichten. In diesen konnte man dann, nach einer zweijährigen Bauzeit, bedingt durch eine mehrmonatige Zwangspause wegen fehlender Finanzierungsmittel, im September 1974 umziehen.
Nach Umbauarbeiten im St. Josephs-Haus in der Moselallee wurde dort am 1. April 1972 eine Sozialstation eröffnet, welche vom Caritasverband als „Modellstation“ betrieben wurde. Für die Nutzung der Räumlichkeiten im St. Josephs-Haus zahlte der Caritasverband bis zu seinem Auszug im Jahre 1982 eine monatliche Miete.
Schon im Jahre 1971 sprach Herr Pastor Billen in seiner Predigt zum 75-jähigen Jubiläum der Schwesternniederlassung vom Schreckgespenst des Schwesternmangels.
Mit Schreiben vom 7. April 1981 teilte schließlich die damalige Generaloberin Irmgardis Michels mit, dass für die kleine Zahl der Schwestern das Haus zu groß und die Unterhaltung auf die Dauer viel zu aufwendig sei. Sie sähe sich veranlasst, das gesamte Anwesen von Fricken zum Verkauf anzubieten.        Gleichzeitig äußerte sie das Anliegen, die Kirchengemeinde solle für die verbliebenen Schwestern eine Wohnung zur Verfügung stellen. Die Ortsgemeinde Treis stellte daraufhin eine gemeindeeigene Wohnung im Lehrerwohnhaus in der Jahnstraße zur Verfügung.
Am 25. Mai 1981 wurde vom Mutterhaus in Aussicht gestellt, das St. Josephs-Haus in das Eigentum der Kirchengemeinde zurückzuübertragen.
Die Kirchengemeinde, unter Einbindung des Verbandsgemeinde- und Ortsbürgermeisters der Gemeinde Treis, blieb ständig in Verhandlungen mit dem Mutterhaus.
Als Entschädigungssumme für die Investitionen der Schwestern wurde dem Mutterhaus ein Betrag von 30.000 DM angeboten. Nach den Verhandlungen durfte die Kirchengemeinde als auch die Verbands- und Ortsgemeinde mit einer Zustimmung des Mutterhauses zur Rückübertragung rechnen. Daraufhin hatten sich die Verbands- und Ortsgemeinde bereit erklärt, sich mit jeweils 10.000 DM an der gebotenen Entschädigungssumme zu beteiligen.
Im Jahre 1982 kam dann für die Gemeinde der Schock über den Verkauf des Klosteranwesens.
Ganz überraschend, ohne jegliche Rücksprache mit der Kirchengemeinde/Verbands- oder Ortsgemeinde, erfolgte dann der Verkauf durch die Waldbreitbacher Schwestern an einen privaten Bieter, den Eigentümer des angrenzenden Hotelanwesens.
Der Geschäftsführer der Ordensgemeinschaft der Franziskanerinnen sprach Herrn Pastor Billen am 25. August 1982 auf dem Kirchplatz „Am Plenzer“ an und teilte diesem lapidar mit: „Gestern haben wir das Schwesternhaus verkauft.“ Welch ein Schock für alle!
Ob man hier die Auflage des Erblassers von Fricken bewusst oder unbewusst seitens des Mutterhauses nicht beachtet hat, ist wohl nicht mehr zu klären.
Das St. Joseph-Haus wurde sodann von dem neuen Eigentümer mit dem nachbarlichen Hotel verbunden und diente fortan dem Hotelbetrieb.
In der Folgezeit wurde das gesamte Anwesen mehrfach verkauft.
Ein am Hotelanwesen entstandener größerer Schaden wurde von dem letzten Eigentümer (Boris B.) nicht beseitigt, sodass der Pächter des Hotels daraufhin den Hotelbetrieb gänzlich einstellte.
Seit etwa fünf Jahren gammelt das gesamte Anwesen einschließlich Kloster vor sich hin und wird durch seine Lage in der Moselallee von jedem Hochwasser nicht verschont. Feuchtigkeitsschäden (Salpeter, Abbröcklung des Putzes ….) an der Klosteraußenwand, Verschmutzung und der Unrat im rückwärtigen Bereich waren und sind für alle sichtbar.
Wie es im Innern aussieht, vermag man nur zu erahnen.
Man mag auch nicht daran denken, welches Ungeziefer sich dort tummeln könnte.
Der besagte Artikel 14 Abs. 2 des Grundgesetzes „Eigentum verpflichtet; sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen“, wurde hier offensichtlich nicht beachtet. Der Eigentümer darf zwar mit seinem Eigentum nach Belieben verfahren, jedoch nur, wenn dadurch „das Allgemeinwohl nicht zu Schaden“ kommt und Dritte nicht gefährdet werden.
Hat hier die Verbandsgemeinde Cochem-Zell, als zuständige Behörde (Ordnungsamt), nicht zum Erhalt des Allgemeinwohls tätig werden müssen?
Fazit: Treis hatte schon sehr früh im St. Josephs-Haus in der Moselallee einen Kindergarten und im weitesten Sinne ein Altersheim und eine Krankenstation. Und heute befindet sich dort seit etwa fünf Jahren eine Gammel-Immobilie.
Man darf sich als Treiser fragen, welche Zwecke der Eigentümer mit dem Anwesen im derzeitigen Zustand verfolgt.
Oder gibt es doch noch Hoffnung? In letzter Zeit sieht man des Öfteren, dass sich Arbeiter im Anwesen aufhalten. In den letzten Tagen wurde der durch die Feuchtigkeit abbröckelnde Putz an der Klosteraußenwand ausgebessert beziehungsweise verschmiert. Was im Innern der Gebäude passiert, ist nicht bekannt. Beginnt jetzt die Grundsanierung und Renovierung des Anwesens? Oder ist dies wieder bloß Makulatur?
Derzeit kursiert im Ort das Gerücht, dass das Kloster mit Hotel verkauft sei. Ist es bloß ein Gerücht oder können die Treiser, wie auch die Feriengäste bald wieder auf eine saubere und ansehnliche Anlage in der Moselallee blicken?
Keiner weiß was Genaues.
 
Text: Margret Teipel
Recherchen Archiv HJ Münch


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