Simone Wunder

Waldbegang in Lieg

Die Teilnehmer versammelten sich bei strahlendem Sonnenschein zum Waldbegang in der Gemarkung Lieg.

Die Teilnehmer versammelten sich bei strahlendem Sonnenschein zum Waldbegang in der Gemarkung Lieg.

Bild: Heinz Kugel

Lieg. Der Spätsommer zeigt sich zum kalendarischen Herbstanfang nochmals von seiner besten Seite. Die Sonne schien strahlend vom Himmel beim jährlichen „Waldbegang“ durch den Lieger Wald im Bereich „Obere Breitwies“, „Im Schön“, „Stolzgraben“, „Ober der Hutschell“ bis zum Haus Pfennig mit dem Gemeinderat und Ortsbürgermeister Heinz Zilles nebst zahlreichen interessierten Bürgern. Für die forstlichen Fachfragen stand dabei der neue 32-jährige Chef des Cochemer Forstamtes, Andreas Hodapp, und Revierleiter Hans-Josef Bleser zur Verfügung.
Der Ortschef mahnte in seiner Begrüßung, dass der Wald beim herrschenden Klimawandel zu einem echten Intensivpatienten geworden sei, „der von uns für die nachfolgenden Generationen zukünftig noch mehr gehegt und gepflegt werden muss.“ In diesem Zusammenhang betonte Heinz Zilles auch, dass daneben noch weitere schädliche Organismen und eingeschleppte Pilze, Insekten und Krankheiten aus fernen Ländern zu weiterem Stress für den Wald führen. Es ist schon erstaunlich, Insekten und Käfer anzutreffen, die man vor Jahren noch nicht gesehen hat. Sie werden teilweise durch Transporte auf dem Wasserweg oder auch über die Straße über Tausende von Kilometer eingeführt und breiten sich hier ungehindert aus. Gleichzeitig unterstrich er auch, dass sich nicht nur die Forstleute, sondern alle Bürgerinnen und Bürger sich mit Ökosystem Wald intensiver beschäftigen und kümmern müssen, um eine einigermaßen intakte Umwelt an die Nachkommen weitergeben zu können, zumal der Klimawandel erhebliche Veränderungen mit sich bringt. Demnach haben sich im Vergleich der Jahre 1971 bis 2000 sogar die Jahreszeiten leicht verschoben, denn das Frühjahr beginne früher und der Winter sei kürzer, auch meistens mit weniger Schnee. Natürlich habe das Ganze auch erheblichen Einfluss auf die Wachstumszeiten der Bäume und Pflanzen. Es gelte sich daher auf die neuen Gegebenheiten einzustellen.
Revierleiter Hans-Josef Bleser gab dann einen teilweise erschreckenden Überblick über die forstliche Situation, der man jedoch mit völlig neuen Antworten unter den geänderten klimatischen Bedingungen in der Waldwirtschaft begegnen will. Durch den Ausfall der Fichte, so der Forstmann, und den Trockenschäden an der Buche gestalte sich die zukünftige Auswahl der Baumarten als schwierig. Das Ziel sei dabei die Pflege von Mischbeständen mit verschiedenen Baumsorten in den unterschiedlichsten Entwicklungsstadien. Vorgesehen sei auch die Erziehung von Wertholz in jungen Waldbeständen, wobei rechtzeitig sogenannte Zielbäume ausgewählt und gefördert werden sollen. Diese Zielbäume sollen große Kronen ausbilden, die sie gegen Stürme stabiler machen. Ein weiterer Aspekt bilde auch die Erschließung von Wegen, die natürlich nicht nur wirtschaftlich, sondern vor allem auch Erholungssuchenden und Freizeitsportlern genutzt werden. Der Revierleiter wies dabei auch auf vermehrte Starkregenereignisse mit schweren Gewittern hin, die für die Gemeinde eine Daueraufgabe bei der Instandsetzung der Wege bedeuten. Wichtig sei auch ein gutes Wassermanagement, damit Bäche und Wasser nicht zu schnell abfließen und an der Mosel für Hochwasser sorgen. Das Wasser soll möglichst im Wald zum Wachstum der Bäume gehalten werden, wo es in Trockenperioden dringend benötigt wird.
Ein heikles Thema ist auch die Jagd, wobei Hans-Bleser an Waldorten demonstrierte, an denen es zu Schälschäden gekommen ist. Der Förster zeigte auch Schutzmaßnahmen auf. Es habe sich sogar hier Damwild breit gemacht, das eigentlich im Lieger Wald völlig fremd sei. Die Frage nach ihrer Herkunft konnte er nicht beantworten.
Der neue Forstamtsleiter nutzte schließlich noch die Gelegenheit, um sich einen Überblick über die verschiedensten Reviere und ihre Arbeitsmethoden und Themenvielfalt zu verschaffen. Er machte deutlich, dass der Klimawandel mit seinen zerstörerischen Auswirkungen in Wald und Flur nur gemeinsam bekämpft werden kann. Dieses aber ist ein ständiger und lebenslanger Prozess und keine Angelegenheit für einige wenige Tage. Andreas Hodapp will sich aber gemeinsam mit den Ortsgemeinden mit der Thematik befassen.
Abschließend aber hatte Ortsbürgermeister Heinz Zilles zu einem Imbiss und einem kleinen Umtrunk in das Gasthaus Thomas Schnorbach eingeladen.

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