Mario Zender

Schöngefärbte Hiobsbotschaft

Ein Kommentar von WochenSpiegel-Chefredakteur Mario Zender zur Schließung des Zeller Krankenhauses.
 
Es kommt immer darauf an, wie man etwas „verkauft“. Das weiß auch Landrätin Anke Beilstein (CDU). Die erfahrene Politikerin hat in der jüngsten Kreistagssitzung versucht, die Zeller Krankenhaus-Schließung noch als positiv darzustellen, die weit entfernt von einer guten Nachricht ist. „Beide Standorte bleiben erhalten“, hieß es. Stimmt – aber nur, wenn man unter „Erhalt“ versteht, dass nach der Schließung des Krankenhauses lediglich einige niedergelassene Ärzte in einem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) verbleiben. Das MVZ ist nichts anderes als mehrere größere Arztpraxen, und solche gibt es ohnehin bereits am Standort Zell.
Doch was passiert mit den über 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die aktuell in Zell beschäftigt sind, sowie mit den vielen Dienstleistern und Zulieferern, die an dieses Krankenhaus gebunden sind? Hier bietet sich sicher nur für einige wenige im MVZ eine Perspektive. Viele verlieren vermutlich ihren Arbeitsplatz.
Die Frage drängt sich auf: Was hat Frau Beilstein in den letzten zehn Monaten eigentlich „verhandelt“? Was wurde konkret in den Geheim-Gesprächen erreicht? Wenn das Krankenhaus in Zell geschlossen wird, profitiert automatisch das Krankenhaus in Cochem. Da musste man nichts verhandeln. In Zell bleibt nur das MVZ – und die dort ansässigen Ärzte hätten ohnehin weiterhin praktiziert. Auch hier war nichts zu verhandeln. Was also wurde wirklich erreicht? Vielleicht der zusätzliche Krankenwagen, den Gesundheitsminister Hoch für Zell angekündigt hat. Doch dieser wird kaum ausreichen, wenn die Patienten künftig über viele Kilometer transportiert werden müssen. Da müssen vermutlich noch viel mehr „Rettungsmittel“, wie die Krankenwagen im Amtsdeutsch heißen, in Zell eingesetzt werden.
Unpopuläre Entscheidungen sollten nicht schöngefärbt werden. Die Aussage, „zwei Standorte bleiben erhalten“, ist geradezu zynisch. Was bleibt, ist nicht der Erhalt beider Standorte, sondern die Beerdigung eines Krankenhauses sowie wachsende Politikverdrossenheit. Die Bürgerinnen und Bürger der Region Zell fühlen sich durch diese Art der Kommunikation doppelt vor den Kopf gestoßen.

@Mail an den Autor: mzender@weiss-verlag.de


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