Simone Wunder

Historischer Heimatabend

V.l.: Die drei Ortschronisten Erich von Möntenich, Rudolf Bertgen und der Ortsbürgermeister Franz Oberhausen zeigten im Gemeindehaus in interessanten Vorträgen mit Bildmaterial die Geschichte ihres Heimatortes Müden auf.

V.l.: Die drei Ortschronisten Erich von Möntenich, Rudolf Bertgen und der Ortsbürgermeister Franz Oberhausen zeigten im Gemeindehaus in interessanten Vorträgen mit Bildmaterial die Geschichte ihres Heimatortes Müden auf.

Bild: Heinz Kugel

Müden. Der Weinort an der Mosel ist bekannt für sein geschichtliches Engagement rund um seine Herkunft und seine Wurzeln bis in graue Vorzeit. Echte historische Urgesteine wie Rudolf Bertgen, Franz Oberhausen und Erich Möntenich hatten an zwei alternativen Terminen ihre Bürgerinnen und Bürger und auch weitere Interessierte zu einem Historischen Heimatabend in ihr Gemeindhaus eingeladen. Viele kamen, um in die Geschichte einzusteigen und mehr zu erfahren über das Leben der Altvorderen, von ihren Wohn- und Arbeitsverhältnissen, aber auch von größeren Zusammenhängen. Ortsbürgermeister Franz Oberhausen zeigte voller Stolz das gut sortierte Dorfarchiv mit uralten Dokumenten, Büchern, Fotos, aber auch eine gelungene Internetpräsentation. Eine Ausstellung von Gemälden von Carina Kneip-Senger mit Motiven von Müden und der Burg Eltz fanden ebenfalls großes Interesse.
Vorher aber wies der Müdener Buchautor Rudolf Bertgen auf den ausufernden Streit zwischen dem noch heute bekannten Kurfürsten Balduin mit den Grafen von Eltz hin, die als die berühmte “Eltzer Fehde” in die Geschichtsbücher einging. Die damaligen Konflikte eskalierten in kriegerischen Auseinandersetzungen. Zur "Eltzer Fehde" kam es 1331. Man wollte das private „Fehdewesen“ bekämpfen, das stark Überhand gewonnen hatte, um so auch reisende Kaufleute, Wegezölle oder Geiselnahmen durch räuberische Ritter zu verhindern. Balduin ließ daher auch Trutzburgen wie bei der Burg Eltz errichten. Erstmalig kamen bei der Belagerung Pfeilbüchsen, also nachweislich Feuerwaffen in Deutschland, zum Einsatz.
In einem weiteren Vortrag von Franz Oberhausen kam auch der „Müdener Bock“ zur Rede. Was aber ist das? Er trägt zwar den Namen der Moselgemeinde, er befindet sich jedoch als ein geschlossenes Waldgebiet unmittelbar dem Weindorf gegenüber. „Müdener Bock“ hieß der Bereich jedoch nicht immer. Vorher trug er den Namen „Preußmont“. Eigentlich aber weist der „Müdener Bock“ bereits auf römische Ursprünge hin. Der Ortsbürgermeister führte auch an, dass es neue Erkenntnisse hinsichtlich des Rückzuges der Eltzer aus Lütz und mit der erfolgten Schenkung des „Müdener Bocks“ gibt.  Das Waldgebiet, natürlich auch bei den Jägern beliebt, sorgte nach den vorliegenden Informationen trotzdem für Ärger und verursachte in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts einen Streit mit der Nachbargemeinde Treis-Karden wegen der erfolgten Eingliederung in das Müdener Gemeindegebiet.
Das dritte historische Referat hielt Dorfhistoriker Erich Möntenich mit vielen alten Fotos zur früheren Müdener Fähre, die immerhin bis 1965 ihren Dienst versah. Vielleicht schaut auch heute noch so mancher Autofahrer sehnsüchtig auf die frühere Passierstelle, um lange Umleitungen zu vermeiden? Der Chronist nannte die historischen Voraussetzungen von 1323, als man noch mit dem Nachen die Mosel  bis etwa 1868 querte und das Fährrecht den Eltzer Grafen gehörte. Die Amerikaner richteten nach der deutschen Niederlage am Ende des Zweiten Weltkrieges eine Pontonbrücke ein, nachdem der Fährkopf 1944 durch Bomben beschädigt wurde, damit ihre nachrückenden Militärverbände besser über die Mosel kamen. Natürlich dürfte auch die Brücke für Zivilisten benutzbar gewesen sein. Interessant: Der erste bekannte Fährmann hieß laut eines Pachtvertrages von 1868 Josef Kohlbecher. Es gab bei seiner Vorstellung auch das eine oder andere A und O, als den vielfach älteren Besuchern die alten Fotos mit den abgebildeten Personen einsetzte. In Erinnerung bleibt auch die Geschichte des Müdener Fährmannes und des ersten deutschen Bundespräsidenten Theodor Heuss auf der Fähre.
Auf alle Fälle waren die Besucher der Historischen Abende restlos begeistert und wünschten mit viel Beifall auch Fortsetzungen solcher Abende.

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