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Heilig Abend ist der Backofen aus

Am Heiligen Abend legt Martin Marx (58) den Schießer aus der Hand. 30 Jahre hat er zuletzt in der Bäckerei, die er 1991 von seinem Vater übernommen hat, gearbeitet. Jetzt ist Schluss und damit schließt auch das letzte Geschäft im Moselort.
Am Heiligen Abend ist in der Bäckerei Marx in Pommern Schluss (v. l.): Viviane Marx, Martin Marx und Ruth Pitsch.

Am Heiligen Abend ist in der Bäckerei Marx in Pommern Schluss (v. l.): Viviane Marx, Martin Marx und Ruth Pitsch.

Den Entschluss die Bäckerei zu schließen, hatte der Bäckermeister bereits vor drei Jahren gefasst. Jetzt hat ihn die wachsende Bürokratie noch einmal in der Richtigkeit der Entscheidung bestärkt. Ab Januar kommenden Jahres muss für jeden Kunden, auch wenn er nur ein Brötchen kauft, ein Kassenbon gedruckt werden. So soll Steuerbetrug verhindert werden. "Die Investition in den Kauf einer neuen Kasse, wollte ich mir ersparen", sagt Martin Marx. Das Leben als Bäcker hat den Moselaner in die ganze Welt geführt. Von 1984 bis 1989 war Marx bei der "Royal Viking Line" auf Kreuzfahrtschiffen angestellt. Am 30. Dezember 1989 heuerte er in Acapulco ab, kehrte in seine Heimat zurück und übernahm 1991 zusammen mit seiner Frau Viviane die Bäckerei seines Vaters. "Ich hatte immer das Gefühl, dass das von mir erwartet wird", erzählt er. Mehr als ein Dutzend junger Menschen hat er in dieser Zeit ausgebildet. Der letzte Lehrling war im Sommer des Jahres mit seiner Ausbildung fertig. Marx‘ Schwester Ruth Pitsch war ebenfalls in den Familienbetrieb eingebunden. Sie lieferte Brot, Brötchen und Teilchen unter anderem in Brieden, Kail, Wirfus, Karden und Illerich aus. "Da habe ich Freud und Leid mitbekommen. Manchmal kam ich mir vor wie ein halber Pastor", berichtet sie von den Begegnungen mit vielen Menschen, die sie aber nicht missen möchte. Da war ihr auch das Aussteigen aus dem Auto nicht lästig, wenn sie einer alten Frau nur zwei Brötchen vor die Haustür stellte. Was bleibt? "Nach Schließung der Bank waren wir den letzten Jahren auch die Wechselstube des Ortes. Eigentlich ist es schade, dass die Grundversorgung nicht mehr vor Ort gewährleistet werden kann", so Martin Marx, der am Heiligen Abend zum letzten Mal den Backofen anheizt.  Foto: Pauly


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