Zell/Cochem (zen). In der gestrigen Kreistagssitzung wurden die Pläne zur Schließung des Krankenhauses in Zell an der Mosel offiziell vorgestellt. Landrätin Anke Beilstein, Manfred Sunderhaus, Geschäftsführer der Dernbacher Gruppe Katharina Kasper/Alexianer GmbH, sowie Sabine Reimund, Geschäftsführerin des Zeller Krankenhauses, präsentierten die geplante Umstrukturierung. Demnach soll die Schließung des stationären Betriebs in Zell bis zur ersten Jahreshälfte 2025 vollzogen werden. Zukünftig wird der Standort ausschließlich als ambulantes Versorgungszentrum weitergeführt. Die stationäre Versorgung wird in Cochem konzentriert, wo durch die Reduzierung der Bettenzahl eine höhere Auslastung angestrebt wird, um das finanzielle Defizit zu verringern. Manfred Sunderhaus betonte, dass diese Maßnahmen notwendig seien, um die wirtschaftliche Stabilität des Krankenhauses zu sichern. Er erklärte, dass die geringe Auslastung und der anhaltende Fachkräftemangel an beiden Standorten zu erheblichen Defiziten geführt haben. Die Umstrukturierung soll die medizinische Versorgung in der Region langfristig sichern und verbessern. Dabei nannte Sunderhaus auch Zahlen, die viele Kreistagsmitglieder und Zuschauer überraschten: Beide Standorte, Zell und Cochem, erwirtschafteten Verluste. Allein in den letzten 20 Jahren habe das Krankenhaus in Zell 47 Millionen Euro Verlust gemacht.
Sabine Reimund ergänzte, dass durch eine engere Zusammenarbeit zwischen den Standorten Zell und Cochem sowie mit umliegenden Krankenhäusern die Effizienz der Versorgung gesteigert werden soll. „Die Patienten werden aktiv zwischen den beiden Standorten zugeteilt, was eine bessere Ressourcennutzung ermöglichen soll“, so Reimund. Zell wird sich auf die ambulante Versorgung konzentrieren, während in Cochem sowohl stationäre als auch ambulante Leistungen angeboten werden.
Manfred Sunderhaus hob hervor, dass die Schließung des Zeller Krankenhauses eine schwierige, aber notwendige Entscheidung sei. Die Investitionen der letzten Jahre hätten nicht den erhofften Erfolg gebracht und die wirtschaftliche Lage habe sich weiter verschlechtert. Durch die Zentralisierung in Cochem soll die medizinische Versorgung effizienter gestaltet und die vorhandenen Ressourcen besser genutzt werden. „Die Konzentration auf einen Standort für die stationäre Versorgung in Kombination mit der ambulanten Versorgung ist der richtige Weg, um die langfristige Tragfähigkeit des Gesundheitswesens in der Region zu sichern“, erklärte Sunderhaus.
Zell wird sich zukünftig auf die ambulante Versorgung spezialisieren. Neben den bestehenden Praxen soll eine Notfallversorgung durch Hausärzte bis 22 Uhr an Werktagen, ein ambulantes Palliativangebot, eine Kurzzeitpflege sowie ein Hospiz eingerichtet werden. So soll sichergestellt werden, dass trotz der Schließung des stationären Bereichs eine umfassende medizinische Versorgung vor Ort erhalten bleibt. Geplant ist auch die Einrichtung eines weiteren Hausarztsitzes sowie einer kardiologischen Facharztpraxis in Zell.
Die Pläne stoßen in der Bevölkerung weiterhin auf Widerstand, insbesondere was die Notfallversorgung nach der Schließung des stationären Bereichs in Zell betrifft. Viele Bürger fürchten, dass die ambulanten Angebote nicht ausreichen werden, um den medizinischen Bedarf in der Region zu decken. Jürgen Hoffmann (FDP), Bürgermeister der Verbandsgemeinde Zell, äußerte deutliche Kritik: „Die Notfallversorgung ist nicht gesichert und es gibt noch zu viele Unklarheiten und offene Fragen in Bezug auf Zell“, so Hoffmann. Außerdem habe Cochem viele Angebote nicht, die derzeit noch in Zell vorhanden seien, fügte er hinzu.
Unsicherheit herrscht auch bei den über 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Klinikums Mittelmosel. Zwar könnten einige von ihnen in Arztpraxen wechseln, doch für alle gibt es dort keine Beschäftigungsmöglichkeit. Auf Nachfrage erklärte Sunderhaus, dass es im Klinikum Mittelmosel zu einem Personalabbau kommen werde, der vom Fortgang des Transferprozesses abhänge. Diese Informationen seien auch in einer Mitarbeiterversammlung kommuniziert worden. Für das Marienkrankenhaus in Cochem biete die Situation hingegen die Chance, dringend benötigte Fachkräfte zu gewinnen. Thomas Wagner, Geschäftsführer des Cochemer Marienkrankenhauses, erklärte: „Wir werden versuchen, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus Zell in Cochem eine Perspektive zu bieten, soweit dies möglich ist.“
Auch für Wagner ist die Umstrukturierung alternativlos: „Es gibt nicht genug Patienten für zwei Krankenhäuser. Diese Reform ist nicht aus einer Position der Stärke entstanden, sondern aus einer Position der letzten Kräfte sowie Millionenlücken in den Bilanzen.“
Für den rheinland-pfälzischen Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) ist die Umstrukturierung ebenfalls unumgänglich: „Die Auslastung beider Häuser liegt bei nur etwa 50 Prozent. Damit ist ein wirtschaftliches Überleben nicht möglich“, so Hoch. Er lobte den konstruktiven Austausch der beiden Träger, die gemeinsam ein zukunftsfähiges Konzept erarbeitet hätten, und betonte, dass der Ausbau der ambulanten Versorgung ein wichtiger Bestandteil sei.
Landrätin Beilstein unterstrich abschließend, dass zwei Krankenhäuser im Kreis nicht zu halten seien. Dennoch hätten mit diesem Konzept beide Standorte eine wichtige Aufgabe. „Ohne diese Maßnahmen wären aus zwei Krankenhäusern zwei Todkranke geworden“, sagte die Landrätin.
Siehe auch: Kommentar von WochenSpiegel-Chefredakteur Mario Zender zur Schließung des Zeller Krankenhauses:
Schöngefärbte Hiobsbotschaft - Kreis Cochem-Zell - Wochenspiegel (wochenspiegellive.de)