Mario Zender

Cochem-Zell steht gegen Rechts +++ Mit Video +++

Cochem/Kreis (zen). Rund 800 Bürgerinnen und Bürger haben am Wochenende ein kraftvolles Zeichen gegen Rechtsextremismus und für die Demokratie gesetzt. Die Demonstration folgte einem Aufruf der Kreistags-Fraktionen von SPD, CDU, FDP, Bündnis 90/Grüne, FWG Cochem-Zell sowie der beiden Cochem-Zeller Kirchen.
Landrätin Anke Beilstein machte in ihrer zwölfminütigen Rede zu Beginn eines ganz deutlich: »Extremisten werden die Probleme unseres Landes nicht lösen, sie werden sie verschärfen«. Zugleich appellierte sie an die Politik, wieder Haltung und klare Positionen einzunehmen. Politiker sollten den Bürgern zuhören, Orientierung bieten und auch komplexe Sachverhalte verständlich erklären. Ein weiterer Appell richtete sich an die Bürgerinnen und Bürger, die bereit sein sollten, sich mit komplexen Themen auseinanderzusetzen, verlässliche Informationen einzuholen und nicht dem lauten Geschrei oder schnellen Likes in sozialen Netzwerken zu folgen.
Beilstein betonte die Wichtigkeit aktiver Beteiligung der Bürger an der Politik und der Demokratie. Sie ermutigte dazu, sich in Gemeinderäten einzubringen und sogar über eine Mitgliedschaft in einer demokratischen Partei nachzudenken.
Die Anerkennung für politisches Engagement sei entscheidend, um eine nachhaltige Veränderung herbeizuführen. Die Landrätin zeigte sich erfreut über die zahlreichen Teilnehmer an der Veranstaltung, betonte jedoch, dass dies erst der Anfang sei. Anke Beilstein regte dazu an, über den heutigen Tag hinaus aktiv zu bleiben und nicht nachzulassen. »Was kommt nach dem heutigen Tage? Setzen wir uns wieder auf die Couch und sagen ‚wir haben ja demonstriert‘. Oder werden wir nachhaltig aktiv? Wir sind alle aufgestanden für die Demokratie. Lassen Sie uns nun auch gemeinsam loslaufen für die Demokratie«, fordert Beilstein unter Applaus der Teilnehmer.
Den gleichen Tenor hatten auch die Forderungen der beiden Landtagsabgeordneten Benedikt Oster (SPD) und Jens Münster (CDU).
Grünen-Vorstandsmitglied Ingrid Bäumler sagte: »Nie wieder ist jetzt, gemeinsam müssen wir für eine freie Gesellschaft, Respekt füreinander, Chancengleichheit und soziale Gerechtigkeit kämpfen.«
Ein Vergleich, der sicherlich viele nachdenklich machte, kam von FWG-Chef Matthias Müller: »1939 wurden alle 30 Juden aus Bullay vertrieben oder ermordet. Damals stand in der Zeitung ,Bullay ist judenfrei‘. Ich will niemals erleben, dass in der Zeitung steht, dass Bullay frei von Ausländern ist«, so Müller.
Die bundesweiten Proteste wurden durch Enthüllungen des Recherchezentrums »Correctiv« am 10. Januar ausgelöst. Ein Video von der Rede von Landrätin Anke Beilstein finden Sie auf www.wo chenspiegellive.de

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