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Streik: Mitarbeiter der Median gehen auf die Straße
Fehlende Kapazitäten, zu wenig Personal und die psychische Belastung – die Zustände in einigen Bereichen des Gesundheitswesens sind kein Geheimnis und spätestens seit der Pandemie ständiges Gesprächsthema.
Ergotherapeutin Laura Fischer (Name geändert), die aus Angst um ihren Job anonym bleiben möchte, muss sich mit diesen Problemen ebenfalls auseinandersetzen, denn auch im Median Reha-Zentrum in Bernkastel-Kues, wo sie arbeitet, liege »einiges im Argen«. Die Löhne seien seit Jahren nicht gestiegen und die Mantel- und Entgelttarifverträge seien abgeschafft worden, erzählt sie im Gespräch mit dem Wochenspiegel. Die Folgen: »Viele können vom Lohn kaum leben, müssen Zweitjobs annehmen oder haben gekündigt«.
»Wir fühlen uns nicht wertgeschätzt«
Seit der Pandemie sei das Fass zum Überlaufen gekommen, so Fischer. Im Dezember 2020 hatten die Mitarbeiter, insbesondere die Therapeuten, zusammen mit der Gewerkschaft ver.di die Auszahlung der »Corona-Prämie« gefordert. Doch die Klinik lehnte das ab: »Pflegekräfte in Pflegeeinrichtungen und in einigen Akutkrankenhäusern erhalten eine Corona-Prämie bis zu einer Höhe von 1.500 Euro, sofern sie regelmäßig Corona-infizierte und infektiöse Patienten behandeln. Die Kosten, die den Einrichtungen durch die Sonderzahlung entstehen, werden vom Staat refinanziert. In Rehabilitationskliniken und Soziotherapien, wie sie Median betreibt, ist das leider nicht der Fall. Eine entsprechende gesetzliche Regelung fehlt«, so Andreas Wirth, Geschäftsbereichsleiter Süd West der Median-Kliniken. 2020 seien 14 Millionen Euro Zusatzkosten für Hygienemaßnahmen entstanden, die das Unternehmen alleine trage. Für Prämien, aus der eigenen Tasche gäbe es, so Wirth, »keinen Spielraum«. Die ver.di müsse sich an die Politik wenden. In einem Brief an die Mitarbeiter wies das Unternehmen auch darauf hin, dass die Forderungen mit ihren Mehrkosten für die Klinik – aber auch für die Arbeitsplätze – existenzgefährdend seien. Gespräche über Lohnerhöhungen möchte man trotzdem führen, so Wirth.Die Mitarbeiter antworteten darauf schriftlich: »Der Ausschluss von Reha-Einrichtungen vom staatlich geförderten Corona-Bonus ist bekannt – ebenso bekannt ist, dass viele Firmen außerhalb des Gesundheitssystems aufgrund ihres sozialen Gewissens und in Anerkennung des – von Ihnen bei uns ja auch so hochgelobten – Engagements ihrer Mitarbeiter freiwillig einen Bonus zahlen«.
Ihre Forderung begründen die Arbeitnehmer auch dadurch, dass man Covid-Patienten mit Langzeitfolgen behandle. Auch gäbe es durch die Hygienevorschriften einen Mehraufwand und durch die vielen Kontakte mit Patienten hätten private Kontakte einschränkt werden müssen. »Wir fühlen uns nicht wertgeschätzt«, fasst Laura Fischer die Stimmung zusammen.
Mitarbeiter streiken für ihre Forderungen
Daran konnte auch ein Weihnachtspaket der Klinik nichts ändern. Im Gegenteil: im Rahmen der Aktion »Return to sender« wurden die Pakete mit italienischen Speisen an die Verantwortlichen zurückgeschickt mit der Aufforderung sie zu spenden. Einige Mitarbeiter empfanden die Geschenke als Hohn, erzählt Fischer.Der Frust über die Prämie aber vor allem über die Löhne und die fehlenden Tarifverträge mündeten in mehreren Streikabsichten. So auch am 6. April. Doch kurz vor Streikbeginn erwirkte die Klinik eine Unterlassungsverfügung beim Arbeitsgericht Trier im Eilverfahren. »Damit wurde plötzlich ein Osterdienst angeordnet. Aber die Briefe, in denen darüber informiert wurde, dass manche kurzfristig arbeiten müssen, erreichten nicht jeden«, sagt Fischer. Das hatte zur Folge, dass einige zu spät oder gar nicht zur Arbeit kamen und abgemahnt wurden. »Einige Kollegen haben wegen solcher Vorkommnisse Angst, ihre Jobs zu verlieren, wenn sie sich beschweren«.
Doch trotz der Angst und weiterer Maßnahmen gegen Streikabsichten demonstrierte man auf dem Klinikgelände. Als der Arbeitgeber dies untersagte, trieb es die Mitarbeiter letztendlich ans Gestade in Bernkastel-Kues. Etwa 60 Menschen machten am 12. Mai hier ihrem Unmut Luft. In einem Brief wurde zusätzlich Landrat Gregor Eibes um Hilfe gebeten. Am Dienstag, 18. Mai kam es dann zum ersten richtigen Streik mit der ver.di.
Einen Lichtblick gebe es: Laura Fischer erzählt, dass in anderen Zweigstellen der Median die Gespräche über Lohnerhöhungen wohl an Fahrt gewinnen. Sie hoffe, dass man auch auf dem Plateau bald soweit sei. Bis dahin heißt es aber für sie und ihre Kollegen: »Wir geben nicht auf!« (ju).
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