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Seine Geheimwaffen sind "Ruhe und Geduld": HwK kürt Jonas Bastgen zum Lehrling des Monats

Neumagen-Dhron/Trier. Wohl einen der außergewöhnlichsten Ausbildungsplätze in der Region hat Jonas Bastgen ergattert: Der 23-Jährige lernt Büchsenmacher bei der Polizei. Er ist der einzige Büchsenmacherlehrling in der Region Trier.

Zu diesem alten Handwerk kam der junge Mann aus Neumagen-Dhron über Umwege. Letztendlich fand er nicht im Hörsaal sein Glück, sondern in der Werkstatt. Die Handwerkskammer Trier zeichnete ihn jetzt zum Lehrling des Monats aus.

Abitur, Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ), ein Semester Uni und jetzt in der Ausbildung angekommen. Klingt nach einer Biografie, die auf viele junge Menschen zutrifft. Wäre da nicht der ausgefallene Beruf, den Jonas erlernt: Büchsenmacher! In diesem Handwerk stellt man Schusswaffen her, wartet und repariert sie, tauscht Verschleißteile aus und sorgt dafür, dass alle mechanischen Teile präzise und sicher funktionieren.

"Ich wollte lieber praktisch arbeiten"

Jonas verrät, wie er auf diesen ausgefallenen Beruf gekommen ist. Schon als Kind mochte er gerne etwas basteln oder bauen. Als Teenager besuchte er mit seinem Großvater einige Krippenbaukurse. Nach dem Abi und FSJ am Nikolaus-von-Kues Gymnasium in Bernkastel-Kues schnupperte er ein Semester lang ins Informatikstudium hinein. Doch die Computerwelt fühlte sich für ihn eher an wie ein Labyrinth voller Zahlen und Abstraktionen, hinter denen alles verborgen blieb: "Das war mir alles viel zu theoretisch. Ich wollte lieber praktisch arbeiten."

 "Mich reizt die Präzision"

Als Jonas seine Ausbildung zum Büchsenmacher begann, eröffnete sich ihm eine Welt, die nur wenige kennen: „In Deutschland starten jährlich nur rund 30 Lehrlinge in diese Ausbildung,“ weiß Jonas. "Ein altes Handwerk und eine kleine Sparte für sich – auf der Suche nach dem richtigen Beruf hat mich genau das angesprochen. Außerdem reizt mich die Präzision.“ Ob filigrane Krippenfiguren, kleinteiliger Modellbau oder die Details einer Waffe: Jonas liebt es, wenn sich Einzelteile zu einem komplexen Ganzen zusammenfügen. Beim Polizeipräsidium Einsatz, Logistik und Technik in dessen Werkstatt am Standort in Wittlich-Wengerohr hat er nun seine Berufung gefunden. Auch sein Vater arbeitet bei der rheinland-pfälzischen Polizei, bei der Polizeiinspektion Wittlich. Jonas hingegen hat sich für das Handwerk entschieden.

 Die Dienstwaffen der Polizei müssen regelmäßig überprüft, Verschleißteile ausgetauscht und manchmal auch justiert werden. Es ist ein präzises Handwerk, fast wie die Arbeit eines Uhrmachers, in dem ein Zahnrad ins nächste greift, bis alles flüssig läuft. Jonas begeistert diese Technik: „Wäre ich nicht Büchsenmacher geworden, dann am ehesten Uhrmacher. Wie die mechanischen Teile ineinandergreifen und erst miteinander verzahnt funktionieren, finde ich faszinierend.“

 "Eine Waffe ist eine sehr komplexe Angelegenheit"

Bisher musste der Auszubildende im zweiten Lehrjahr noch keinen Schuss abgeben. Das steht erst an, wenn es um das Einschießen von Waffen geht. Würde er sich als Waffenkenner bezeichnen? „Nein, noch lange nicht“, sagt Jonas, der weder Jäger noch Sportschütze ist. „Eine Waffe ist eine sehr komplexe Angelegenheit.“ Wenn er sich im Fernsehen einen Krimi ansieht, kann ihm aber keiner was erzählen. „Dort ist das Bild vom Umgang mit Waffen nicht authentisch“, sagt er. “Allein von der Lautstärke her: Wenn man in einem geschlossenen Raum einen Schuss abgibt, dann ist das in der Realität viel lauter. Ohne Gehörschutz kann der Lärm einen aus den Latschen hauen.“ 

Entspannung für den "eher stilleren Typ"

Sind Büchsenmacher überhaupt Fans von Gangster- und Actionfilmen mit vielen Schießereien? Diesem Klischee entspricht zumindest Jonas kaum. Der angehende Büchsenmacher ist „eher der stillere Typ“, wie er sich selbst charakterisiert. Er beobachtet, lernt, perfektioniert. Ruhe und Geduld sind seine Geheimwaffen. Daher hat der Hobby-Modellbauer auch viel Freude an Bausätzen von Flugzeugen, Schiffen und Figuren: „Darin steckt viel Liebe und Mühe“, so seine Erfahrung. Was seine Freunde schon mal als „Piddelarbeit“ bezeichnen, ist für ihn Entspannung pur. Mag sein Hobby aufgrund der Feinmotorik dem Beruf ähneln, so gibt es doch einen grundlegenden Unterschied, betont Jonas: “Im Modellbau muss das Ergebnis gut aussehen. Eine Waffe hingegen muss am Ende nicht in erster Linie gut aussehen, sondern perfekt funktionieren. Und dafür sorgen wir Büchsenmacher.“   

Verantwortungsbewusstsein, Zuverlässigkeit, Leistungsbereitschaft

„Jonas ist technisch versiert und zeigt sehr gute Fortschritte in der Ausbildung und Berufsschule“, lobt ihn sein Ausbilder, Christian Holzmann. „Er besitzt die Fähigkeit, Wissen besonders schnell und effektiv zu erwerben. Seine Aufgaben erledigt er äußerst gewissenhaft. Darauf legen wir großen Wert, denn höchste Qualität und Sorgfalt sind in diesem Beruf unerlässlich.“ All das sowie hohes Verantwortungsbewusstsein, große Zuverlässigkeit und gute Leistungen in der Ausbildung zeichnen Jonas Bastgen aus. Dafür wurde er jetzt von der Handwerkskammer Trier als Lehrling des Monats ausgezeichnet. In einer kleinen Feierstunde überreichte Kammerpräsident Rudi Müller dem Lehrling des Monats an dessen Arbeitsplatz in Wittlich-Wengerohr 100 Euro in bar sowie einen Weiterbildungsgutschein der Handwerkskammer im Wert von 300 Euro.

Text und Fotos © Constanze Knaack-Schweigstill/HWK Trier


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