Stephanie Baumann

Heute schon an Morgen denken  

Wittlich. Premiere: Landkreis organisiert ersten Betreuungs- und Vorsorgetag im Wittlicher Eventum.

Fachbereichsleiter Mario Schönemann (li.) und Sozialplaner Markus Eiden aus dem Orgateam der Kreisverwaltung

Fachbereichsleiter Mario Schönemann (li.) und Sozialplaner Markus Eiden aus dem Orgateam der Kreisverwaltung

Bild: S. Baumann

Älterwerden geschieht schleichend - jeden Tag kommen wir ihm ein Stück näher. Doch Alter ist mehr als der bloße Verlust von Fähigkeiten. Es ist wichtig, sich frühzeitig mit den Herausforderungen auseinanderzusetzen, die das Alter mit sich bringt. Auch ein Unfall oder eine schwere Krankheit können das Leben plötzlich verändern.
Ob jung oder alt, jeder kann in die Lage kommen, nicht mehr für sich selbst sorgen oder Entscheidungen treffen zu können. Der Gedanke "Das passiert mir nicht" reicht als Vorsorge nicht aus.


Viele machen sich erst Gedanken, wenn es eigentlich schon zu spät ist


Deshalb sollten frühzeitig Maßnahmen getroffen werden, die über finanzielle Aspekte hinausgehen. Um umfassend über Vorsorge und Betreuung zu informieren, veranstaltet die Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich am Sonntag, 3. November, die erste "Betreuungs- und Vorsorgemesse" im Eventum Wittlich. Von 10 bis 17 Uhr haben Interessierte die Möglichkeit, sich intensiv mit Themen rund ums Alter und Vorsorge zu beschäftigen. "Unser wichtigstes Anliegen ist es, dass die Menschen rechtzeitig darüber nachdenken, wie sie im Alter leben möchten. Dieser Gedanke muss erst einmal in die Köpfe der Leute", betont Markus Eiden, Sozialplaner bei der Kreisverwaltung. Viele Menschen würden sich erst Gedanken machen, wenn es eigentlich schon zu spät sei, so seine Überzeugung. "Spätestens dann, wenn die Kinder aus dem Haus sind, sollte man sich überlegen, ob die Immobilie noch stimmt, ob man umbauen kann oder ob man umziehen sollte." Dazu kämen natürlich emotionale Facetten, die im ländlichen Bereich oft ein großer Hemmschuh seien.


"Wer früh plant, hat aber gute Wahlmöglichkeiten", unterstreicht Eiden. Gemeinsam mit Mario Schönemann, Fachbereichsleiter Soziale Hilfen, ist er seit April mit der Organisation der Veranstaltung beschäftigt. "Die Idee entstand eigentlich aus einer spontanen Unterhaltung bei einer Tasse Kaffee", erzählen beide schmunzelnd. "Mittlerweile hat das Event jedoch große Dimensionen angenommen und stößt ausnahmslos auf positives Interesse. Das Eventum wird voll sein."


Rechtliche Betreuung muss nicht sein


Interessant wird es auch im Bereich der Betreuungsbehörde, ein Thema, das Mario Schönemann sehr am Herzen liegt. "Es kommt immer wieder vor, dass Gerichte eine rechtliche Betreuung bestellen müssen, weil eine Demenz sehr weit fortgeschritten ist. Dabei muss das nicht sein. Auch von Demenz betroffene Personen können im Vorfeld selbst über ihr Alter bestimmen. Dafür wollen wir die Besucher sensibilisieren". Eine Idee, die im rheinland-pfälzischen Justizministerium so gut ankam, dass Justizminister Herbert Mertin nun persönlich nach Wittlich kommt und einen Vortrag zum Thema hält.


Rund 50 Aussteller informieren



Rund 50 Aussteller informieren am ersten November-Sonntag über wichtige Vorsorgedokumente wie Testament, Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung. Auch Themen wie barrierefreier Wohnungsumbau, alternative Wohnformen im Alter und der Einsatz moderner Technik in der Pflege werden vorgestellt. Zusätzlich gibt es umfassende Informationen zur rechtlichen Betreuung und zum Berufsbild des Betreuers.



Auf einen Plausch mit "Pepper"



Interaktive Angebote und hochkarätige Vorträge runden das Programm ab. Besonders interessant ist der Blick in die Zukunft mit künstlicher Intelligenz und Robotik, die neue Möglichkeiten in der Pflege eröffnen. Die Kreisverwaltung hat dafür den humanoiden Roboter "Pepper" engagiert, der bereits zwei Wochen vor der "Messe" im Kreisverwaltungsgebäude zu erleben sein wird. Passend dazu wird Prof. Dr. Ana Tibubos von der Universität Trier zur Eröffnung einen Impulsvortrag halten: "KI und Robotik in der Pflege" lautet ihr Thema. Anschließend findet eine Podiumsdiskussion statt. "Natürlich kann Technik menschliche Zuwendung nicht ersetzen", räumt Eiden ein. "Das wird nach wie vor das große Problem bleiben."


Nachhaltiges Netzwerk für Senioren



Der Betreuungs- und Vorsorgetag ist Teil der Strategie des Landkreises, ein nachhaltiges Netzwerk für Senioren aufzubauen. "Lange Zeit hieß es im Kreis, wir hätten wenig Handlungsbedarf, da viele Menschen zu Hause versorgt wurden", so Eiden. Doch mit den geburtenstarken Jahrgängen, die bald in Rente gehen, ändert sich das Bild. "Diese Generation bringt zwar großes Potenzial mit und engagiert sich oft ehrenamtlich, kommt aber ebenfalls in ein Alter, in dem Pflege notwendig wird." Da diese Menschen oft weniger Kinder hätten als die heutige Seniorengeneration, werde sich die Pflege- und Versorgungssituation voraussichtlich weiter verschärfen. "Wenn wir das jetzt schon zur Kenntnis nehmen, haben wir die Möglichkeit, ein Landkreis umfassendes Netzwerk aufzubauen, das Menschen im Alter hilft, in ihrer häuslichen Umgebung zu bleiben, weil sie auf Hilfestellungen wie zum Beispiel einen täglichen Mittagstisch zurückgreifen können."
Offensiven wie "Digitalbotschafter" und Fahrdienste hat der Landkreis bereits umgesetzt.

Wenn der Betreuungs- und Vorsorgetag gut ankommt, soll er ev. im Zweijahres-Rhythmus wiederholt werden. Dank der Unterstützung durch das Sozialministerium und Sponsoren aus der Region ist der Tag für alle kostenfrei; es werden weder Standgebühren noch Eintritt erhoben.

Sonntag, 3. November - Programm (wenn nicht anders angegeben, finden alle Vorträge auf der Bühne statt)

  • 10.10-10.15 Uhr: Begrüßung durch das Organisationsteam der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich
  • 10.15-10.25 Uhr: GrußwortLandrat Gregor Eibes
  • 10.25-10.40 Uhr: Impulsvortrag: Prof. Dr. Ana Tibubos, Universität Trier
  • 10.45-11.30 Uhr: Podiumsdiskussion: KI und Alter(n)Teilnehmer: Dr. Yvonne Russell (Vereinigte Hospitien Trier), Prof. Dr. Ana N. Tibubos (Universität Trier), Landrat Gregor Eibes
    Anja Bindges (Stiftung Kreuznacher Diakonie), Walter Densborn (für die Gruppe der Seniorinnen und Senioren); Moderation: Kathrin Rauschkolb, IKK Südwest
  • 11.30-11.50 Uhr: Bewegungselement: Fit im Alltag - Fitness leicht gemacht, Physio Simon (Stand 5)
  • 11.30-11.50 Uhr: Autorenlesung: "Verstecken spielen oder eintauchen in Opas verwirrte Welt", Katharina Göbel (Stand 51)
  • 11.35-11.55 Uhr: Vortrag: Wohnen im Alter - das eigene Zuhause unbeschwert genießen, Hermann Becker (Hausmeister Hermann Becker GmbH)
  • 12-12.20 Uhr: Vortrag: Selbstbestimmt Wohnen bis ins hohe Alter (Landesberatungsstelle Neues Wohnen)
  • 12.25-12.45 Uhr: Vortrag: Vorbeugen ist der beste Opferschutz - Ohne Furcht im Alter (Weißer Ring e.V. Bernkastel-Wittlich)
  • 12.50-13.10 Uhr: Vortrag: Die Betreuungsvereine stellen sich vor (SKFM Wittlich e.V. und AWO Betreuungsverein Bernkastel-Wittlich e.V.)
  • 13.10-13.30 Uhr: Autorenlesung: "Verstecken spielen oder eintauchen in Opas verwirrte Welt", Katharina Göbel (Stand 51)
  • 13.30-14.10 Uhr: Vortrag: Vorsorge statt Nachsorge - Welche Möglichkeiten gibt es, um rechtlich für den Ernstfall vorzusorgen? (Herbert Mertin, Staatsminister der Justiz)
  • 14.10-14.30 Uhr: Bewegungselement: Fit im Alltag - Fitness leicht gemacht, Physio Simon (Stand 5)
  • 14.15-14.30 Uhr: Vorstellung der App "MeinOrt by Linus Wittich"
  • 14.35-14.55 Uhr: Vortrag: Berufsbild des Betreuers, Federspiel GbR
  •  15-15.15 Uhr: Vortrag: Entlassmanagement - Von der Klinik nach Hause, Verbundkrankenhaus Bernkastel/Wittlich
  • 15.20-15.40 Uhr: Bewegungselement: Fit im Alltag - Fitness leicht gemacht, Physio Simon (Stand 5)
  • 15.20-15.40 Uhr: Vortrag: Mein letzter Wille - Erben und Vererben, Notarkammer Koblenz
  • 15.40-16 Uhr: Autorenlesung: "Verstecken spielen oder eintauchen in Opas verwirrte Welt", Katharina Göbel (Stand 51)
  • 15.45-16.05 Uhr: Vortrag: Bestattungsvorsorge - Eine Sorge weniger, Deutsche Bestattungsvorsorge Treuhand AG
  • 16.05-16.10 Uhr: Ansprache Landrat Eibes
  • 16.30 Uhr: Kinofilm: "Und wenn wir alle zusammenziehen?", Kinopalast Eifel, Mosel, Hunsrück, Brautweg
    Kinopalast, Brautweg
  •  17 Uhr: Ende des Infotages


Meistgelesen