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Der tägliche Tunnel-Terror treibt Anwohner in den Wahnsinn

Die Region rund um den Nürburgring gilt als motorsportverrückt – und viele verdienen rund um den »Ring« gutes Geld mit den Besuchern aus aller Welt. Doch in Kreuzberg regt sich Widerstand gegen den immer schlimmer werdenden Motorenlärm.

Der Campingplatz von Victoria Linden in Kreuzberg ist ein echtes Idyll: Die Vögel zwitschern, die Ahr plätschert, Kinder lachen beim Federballspiel. Doch jenseits des Flusses verläuft die B 257, und darauf toben sich nicht nur an den Wochenenden Motorradfahrer und sportliche Autofahrer aus. »Das Problem sind die Tunnels«, bringt es Christoph Zerwas, der zusammen mit seiner Mutter den Campingplatz betreibt, auf den Punkt. Denn von den Tunnelwänden hallt der Motorenlärm besonders eindrucksvoll wider, was zahlreiche PS-Fans dazu verleitet, die Motordrehzahl noch einmal besonders hochschnellen zu lassen. »Man findet sogar Videos davon im Netz«, sagt Zerwas. Bei »Youtube« muss man dafür nur die Suchbegriffe »Altenahr Tunnel Fun« eingeben. »Unsere Campinggäste stört dieser Lärm natürlich kolossal, denn die suchen in der Regel Ruhe und Erholung«, so Zerwas weiter. Er befürchtet Umsatzeinbußen, wenn das Lärmproblem nicht bald gelöst wird.

Genervte Anwohner

Aber auch die Anwohner in Kreuzberg sind genervt. »Viele können bei schönen Wetter am Wochenende gar nicht mehr in den Garten oder auf die Terrasse«, weiß auch Zerwas. Der Ortsbeirat setzt sich nun dafür ein, »dass unverzüglich entscheidende Schritte unternommen werden, diese Lärmbelästigung einzudämmen«. Eine Unterschriftenaktion soll dem Anliegen Nachdruck verleihen. »Nur gemeinsam können wir gegen die Lärmbelästigung angehen«, heißt es in dem Aufruf zur Aktion.
Unverzüglich notwendig seien Lärm- und Geschwindigkeitsmessungen an den Wochenenden sowie technische Kontrollen der Motorräder. In anderen Regionen werde dieses Problem entschlossen angegangen: In Baden-Württemberg wurden »Horchpfosten« entwickelt, die, für den Biker unsichtbar, den Lärm messen. Polizisten kontrollieren auffallend laute Motorräder auf technische Manipulationen. Diese »Horchpfosten« kommen jetzt auch im Bergischen Land zum Einsatz. »Wir erwarten, dass diese Lösung auch für Kreuzberg geprüft wird.«

Lärmschutz zu teuer?

Darüber hinaus fordert der Ortsbeirat einen nachhaltigen Lärmschutz. Da die Altenahrer Straßentunnels den Motorrad-Krach massiv verstärken, müssten sie so nachgerüstet werden, dass der Schall gedämmt wird. »Eine solche Ausstattung ist beim Bau aus Kostengründen unterlassen worden«, heißt es in der Mitteilung des Ortsbeirats weiter.
Eine weitere Möglichkeit wären Straßensperrungen: Rund um den ebenfalls motorradlärm-geplagten Rursee in der Nordeifel werden bestimmte Strecken am Wochenende ganz für den Motorradverkehr gesperrt, auch, um die Zahl schwerer Unfälle zu reduzieren.

Extra: Lärm-Probleme auch in Lind

»Wir können den Lärm nicht mehr aushalten«, sagt Ortsbürgermeister Helmut Hengsberg – und spricht damit vielen Bewohnern des Dorfes Lind aus dem Herzen. »Am Wochenende fallen die Motorräder bei uns ein«, so der Bürgermeister. Schuld ist die landschaftlich reizvolle und vor allem fahrerisch anspruchsvolle Bergaufstrecke aus dem Ahrtal hinauf nach Lind, die in vielen Motorradforen im Internet angepriesen wird. »Es wird immer schlimmer«, bestätigt Hengsberg. Zusammen mit der Straßenbauverwaltung hofft man jetzt auf bauliche Veränderungen an den Ortseinfahrten, um die Biker auszubremsen. Erst kürzlich habe sich im Ort sogar zwei Motorräder überschlagen, so Hengsberg.


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