gepostet von Julia Borsch

Eifeler Flurnamen

Region. Einen neuen Beitrag in der Reihe "Eefeler Verzellcher" zu Eifeler Flurnamen liefert Autor Joachim Schröder.

Im Bild das Dorf "Gees"

Im Bild das Dorf "Gees"

Bild: Archiv, Joachim Schröder

Neben Urkunden, mündlichen und schriftlichen Erzähltraditionen und Funden sind Flurnamen vielfach bedeutende Hinweise und interessante Quellen für die Lokalgeschichte, die Mundartforschung oder die Sprachgeschichte eines Ortes. Das gilt ebenfalls für den Ortsnamen selbst, für Ortsteil- oder Straßenbezeichnungen.

Viele Flurnamen gehen zurück in die Jahre der ersten Besiedlung, also in die Germanen- und Römerzeit. Andere sind jüngeren Datums oder wurden erst in den letzten Jahren neu gefunden; dies gilt insbesondere für Straßennamen in neu entstandenen Siedlungsgebieten. Durch Gebietsveränderungen und Eingriffe in das Landschaftsbild sind dagegen einige Flurnamen aus dem Sprachgebrauch verdrängt worden. Vielerorts haben sich diese Benennungen dennoch im Volksmund erhalten. Andere Namen unterlagen sprachlichen Veränderungen, wie dies auch in anderen Bereichen des Kultur- und Sprachgutes zu verzeichnen ist. Bei der Übertragung mündlich überlieferter Namen ins Mittelhochdeutsche oder Hochdeutsch ging nicht selten der Ursprungssinn verloren oder er wurde verfälscht. Andererseits hat diese Übertragung auch viele Flur- und Ortsnamen "gerettet". Somit dienten die amtlichen Flurkarten und Register oftmals als Karteien mit endgültigen Charakter. Bei dem Versuch, die örtlichen Flurbezeichnungen meiner Heimatgemeinde Pronsfeld zu untersuchen, stieß ich nicht selten auf Sprach- und Verständnisgrenzen. In einigen Fällen lässt sich eine Deutung nicht herbeiführen, in anderen nur vermuten. In der folgenden Arbeit möchte ich mich auf diejenigen Flurnamen beschränken, die zweifelsfrei eine Deutung zulassen oder mit ziemlicher Sicherheit auf eine Sinndeutung schließen lassen. Verschiedentlich treffen wir solche Bezeichnungen auch in anderen Dörfern der Westeifel oder in Ostbelgien an, so dass sie nicht unbedingt ortstypisch sein müssen.


Der Ortsname


Pronsfeld - dieser Ortsname erklärt sich aus "Prumizfeld" und bedeutet "Feld an der Prüm". Er ist als römisch - keltischer Begriff entstanden. Im Laufe der Zeit hat sich der Ortsname mehrfach verändert, was mit den oft wechselnden Herrschaften zu tun hat: 1045 Prumizuelt, 1103 Prumizfeld und Prunzfeld, 1270 Proincefeld, 1400 Prunsfeld. In einer Statistik aus dem Jahre 1793 erscheint erstmals der Name "Pronsfeld", wie er bis heute Bestand hat (s. Oster, Geschichte der Pfarreien, Bd. 3, 5. 28/29).


Die Ortsteile


Pronsfeld hat seit der Gebietsreform vier (inoffizielle) Ortsteilbezeichnungen: Unterdorf, Mitteldorf, Oberdorf und Schlossheck. Alle Namen, auf den Kernort bezogen, haben lediglich Gliederungscharakter. "Grenzpobleme" gibt es keiner- alerdings: klarer wirdda bei der Brauchtumspflege vorgegangen: beim Klappern oder Burgbrennen gehen alle Ortsteile eigene Wege, übernehmen getrennte Heischegänge oder etwas differenziertere Praktiken.
Bemerkenswert bei diesen Ortsteilbezeichnungen ist der Name "Holland", der lokalidentisch mit "Unterdorf" ist. Hier ist die Namensherkunft einwandfrei klar: Das Gebiet jenseits der Prüm war in der Zeit des Kondominiums Pronsfeld im Besitz der Oranier. Insgesamt waren es 28 Häuser; die hier Lebenden unterstanden der Gerichtsherrschaft des Prinzen von Oranien (Anm.: Neben den "Holländern" hatten Trier, Hartelstein und Neuerburg Hofanteile an Pronsfeld). So hat sich im Volksmund der Name "Holland" erhalten, und die Bewohner nennen ihn mit einem gewissen Stolz. Ein neuzeitlicher Brauch hat sich bei den jüngeren Leuten herausgebildet: Die letzten nächtlichen Heimkehrer bedienen beim Passieren des ehemaligen Bahnübergangs eine eigens installierte Glocke, um anzuzeigen, dass alle "Holländer" unter sich sind. Wie gesagt, kein gewachsener Brauch, erst recht kein geschriebenes Gesetz, aber ein Beispiel für richtig verstandene Brauchtumsschaffung und -pflege.


Flurnamen

Bei der Durchsicht des Registers von 1882 stieß ich auf 188 Flurnamen in den Fluren der Gemeinde Pronsfeld. Etwa 100 Bezeichnungen finden sich im Folgenden wieder. Folgende Gruppierung nahm ich vor:

  • Flurnamen auf "-höhe, -berg, -knopf", Furnamen rund um die Mühle,
  • Flurnamen auf "-seifen, -bach, -born",
  • Flurnamen auf "-paisch, -wiese, -garten",
  • Flurnamen auf "-dell, -dellt"
  • Flurnamen auf "-feld, -heck, -büsch",

sonstige Flurnamen:

  • Flurnamen auf "-höhe, -berg, -knopf"


Geschichtlich eindeutig nachweisbar ist der Flurname "Auf dem Galgenknopp" (auch Galgenhöhe, Galgenberg) und "In der Galgendell". Diese Anhöhe östlich von PronsFeld (Höhe 466 Meter) weist auf das Gerichtswesen im Mittelalter hin. Hier lag die Ausübung der Gerichtsbarkeit in den Händen der Grundherrn von Kurtrier. Wahrscheinlich hat das Pronsfelder Gericht seinen Ursprung nach dem Untergang der Fränkischen Gaugerichte. Die Gerichtsherren setzten sich zusammen aus drei Vögten und einem geschworenem Boten. Darüber hinaus stellte jede Ort-schaft des Kondominiums - insgesamt 22 Dörfer - einen Schöffen. Schwere Straftaten, etwa bei Mord, wurden hier auf dem "Knopp" sofort mit dem Tode bestraft. "Tod am Galgen" bedeutete für die in Pronsfeld Verurteilten den Gang zur Anhöhe hinauf, wo die Richtstätte war und wo der Henker - oft vor Publikum - die Erhängung vollzog.


Weitere Erhebungen rund um Pronsfeld sind der "Heiderbüschknopf", "Am Butterknopf", "Auf Dienstknopf", "Auf dem Kopf", "Vor dem Hochberg" und "Auf dem Hochberg". Ferner gibt es "Auf dem Kirschberg", "Vorm Kirschberg", "Im Schleiferberg" (Herkunft unbekannt) und "Unter der Höhe". Letztge-nannte Flur befindet sich in Ortsnähe am Fuße des Hochberges, der markanten Erhebung am westlichen Dorfrand.

Auszug aus den Eefeler Verzellcher,
Text: Joachim Schröder

 


Meistgelesen