Wie Betriebe die Nachfolge sichern
Familienunternehmen gehören zu den ältesten Organsisationsformen der Welt. Zu ihren Stärken zählt ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein den Geschäftspartnern und den Mitarbeitern gegenüber. Werte, die 2023 den Ausschlag für die Unternehmensnachfolge bei "HolzLand Leyendecker" gegeben haben.
Dass die Wahl auf den 53-jährigen gelernten Bank-Betriebswirt Jörg Hausmann gefallen ist, verwundert nicht. Sein Einstieg ins Unternehmen war bereits ein Jahr zuvor erfolgt, sodass die Übergabe der Geschäftsführung geräuschlos verlaufen konnte - und nahezu unbemerkt, wäre da nicht der Paukenschlag gewesen, mit dem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter liebevoll ihren "alten Chef" Edwin Steffen verabschiedet hatten.
Die gemeinsame Zukunft sichern
"Das hohe Verantwortungsbewusstsein für die Mitarbeiter und die Unternehmensvisionen haben mir gefallen", sagt der gebürtige Idar-Obersteiner, rückblickend auf ereignisreiche Jahre, in denen mehr als nur Corona kompensiert werden musste. Im Vergleich zu anderen Branchen, die während der Pandemie tiefe Einbußen verzeichnen mussten, boomte bei "HolzLand Leydecker" das Geschäft, doch durch den neuerlichen Konjunktureinbruch der detutschen Wirtschaft üben sich auch mittlerweile hier die Kunden mit Zurückhaltung beim Kauf. "Die Verunsicherung bei den Menschen durch die hohen Zinsen und Baukosten ist deutlich spürbar", konstatiert Hausmann.
Und auch Stefan Leyendecker, Mehrheitsgesellschafter bei der Muttergesellschaft C. Th. Leyendecker-Heil GmbH, spricht von einem Wettbewerb, der insbesondere durch die Konkurrenz zu Luxemburg immer härter wird. "Für 2025 sind wir aber verhalten optimistisch", wagt er die Prognose für einen Aufwärtstrend.
In diesen Zeiten einen regional verwurzelten und exzellenten Fachmann für die Nachfolge gefunden zu haben, sei nicht selbstverständlich, meint auch Seniorchef Peter Leyendecker mit Blick auf den neuen Geschäftsführer.
Tradition trifft Innovation
Dass Nachfolgeregelungen kein einfaches Thema sind, das spricht Seniorchef Peter Leyendecker unverblümt bei unserem Termin vor Ort an. "Die Regelungen sind katastrophal, weil die Aufrechnungen zu groß sind", ereifert er sich und meint damit die harten Auflagen, die bei einer Betriebsübergabe erfüllt sein müssen und die so manchen Interessierten abschrecken. "Da haben es Start-ups viel leichter", wirft der Seniorchef noch ein. "Hier sollte der Staat dringend die Regelungen auch für alteingesessene Betriebe lockern."
Vorreiter mit Alleinstellungsmerkmal
HolzLand Leyendecker gilt in der Branche als Vorreiter. Insbesondere im Beratungs- und Servicegedanken sowie in der Logistik hat das Unternehmen in seinem regionalen Marktumfeld ein Alleinstellungsmerkmal. Waren, die bis 17.45 Uhr geordert wurden, werden bereits am nächsten Tag ausgeliefert. Dafür hält Leyendecker 15 LKW im betriebseigenen Fuhrpark vor. Möglich ist das nur, weil im Betrieb drei Schichten gefahren werden. Ab 17.45 Uhr übernehmen die Kollegen vom Lager, der Logistik und der Disposition. Ab 19.30 Uhr werden die LKW beladen.
Das Herzstück des Unternehmens
Das Herzstück des Unternehmens ist das vollautomatisierte Flächenlager auf drei Ebenen mit einer Kapazität von 15.000 Platten. Das ermögliche die schnelle und flexible Kommissionierung und Abwicklung der Kundenaufträge, erläutert Hausmann die Vorteile.
Ein Herz fürs Handwerk
Dass sich kleine Handwerksbetriebe teure Anschaffungen nicht leisten können, dessen ist man sich bei HolzLand Leyendecker bewusst. In einem extra eingerichteten Bearbeitungszentrum können maßgenaue Zuschnitte von Platten inkl. Kantenumleimung erfolgen, ebenso die individuelle Anfertigung von Verbundelementen sowie präzise Kapp- und Trennschnitte. Auch das Ausleihen von Profi-Maschinen ist für den Endverbraucher möglich.
Der Mensch im Mittelpunkt
Gegenseitiger Respekt kennzeichnet den Umgang mit- und untereinander. Werte, die bei Leyendecker groß geschrieben werden. "Das sind nicht nur Lippenbekenntnise", betont Jörg Hausmann, der wie sein Vorgänger auch weiterhin an der Unternehmensbindung der Beschäftigten arbeitet. Variable Vergütungssysteme und Beteiligungsmodelle sind selbstverständlich. "Familienunternehmen denken nicht in Monaten und Quartalsabschlüssen, sondern in Generationen", betont er. "Es geht heute um mehr als Gewinnmaximierung. In der Pandemie habe ich gelernt, wie wichtig Mitarbeiterbindung ist."
Die Chefs und der "Firmenlauf"
Und die zeigt sich nicht nur darin, dass Seniorchef Peter Leyendecker jeden Freitag pünktlich um die Mittagszeit der Firma seine Aufwartung macht und jeden Einzelnen begrüßt, sondern auch Jörg Hausmann verlässt die Firma nicht, ohne seinen täglichen Rundgang mit Begrüßungsritual gemacht zu haben. Und der ist lang. 40.000 Quadratmeter zählt HolzLand Leyendecker in der Luxemburger Straße. Für den ehemaligen Fußballer von Idar-Oberstein und Salmrohr ist das aber kein Problem, die Kondition dazu hat er sich auch Jahre danach erhalten.
WochenSpiegel-Serie: Unternehmensnachfolge
Leyendecker gehört zu den ältesten Familienunternehmen Triers. Noch vor dem 165-jährigen Bestehen im nächsten Jahr ist mit Jörg Hausmann als Geschäftsführer die Nachfolge des Traditionsunternehmens gesichert. Ihm traut man es zu, das Unternehmen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sicher durch die Krise zu führen und auch die Werte hochzuhalten, die bei der Weiterentwicklung des Unternehmens den Menschen in den Mittelpunkt stellt. www.holzlandleyendecker.de