Therapie im Einklang mit dem Pferd
Das Angebot wird derzeit besonders intensiv von Schülerinnen und Schülern der Astrid-Lindgren-Schule Prüm sowie Kindern der Integrativen Kindertagesstätte Prüm genutzt. Am Montag- und Mittwochvormittag richtet sich die Reittherapie an Schülerinnen und Schüler unterschiedlichen Alters aus dem Förderschwerpunkt "Ganzheitliche Entwicklung". Insgesamt kommen wöchentlich etwa 19 Kinder zur Therapie. Um möglichst vielen Kindern und Jugendlichen das Angebot zugänglich zu machen, variieren die Gruppen zum Teil halbjährlich bzw. im zweiwöchigen Rhythmus. Die Reittherapie wird seit über einem Jahrzehnt von Dr. Dagmar Thiex (Psychologin und Reittherapeutin) geleitet. Unterstützt wird sie bei der Durchführung des Angebots seit drei Jahren von Dunja Bermes (Tierphysiotherapeutin und Reittherapeutin).
Ein "Sternchen" für die Reittherapie
Das neue Therapiepferd, eine Stute namens "Sternchen" wurde im Jahr 2022 gekauft , nachdem das ehemalige Therapiepferd aus gesundheitlichen Gründen seine Arbeit nicht mehr verrichten konnte. Finanziert wurde der Kauf des Pferdes ausschließlich durch Mittel der Lebenshilfe Prüm. Seit Juli 2024 steht Sternchen in dem Pensionsstall der Familie Hüllen in Lambertsberg, wo die Reittherapie einen neuen Standort gefunden hat - Mit besten infrastrukturellen Voraussetzungen und besten Lebensbedingungen für das Pferd.
"Bei der Reittherapie handelt es sich um einen ganzheitlichen Therapieansatz, der es ermöglicht, den Menschen auf sensorischer, motorischer, kognitiver und sozial-emotionaler Ebene gleichzeitig zu fördern und in seiner Entwicklung positiv zu unterstützen. Das Pferd hat die herausragende Eigenschaft, den Menschen zu tragen und zu bewegen. Durch die einzigartige, dreidimensionale Bewegung (oben-unten, rechts-links, vor-zurück) wird die gesamte Muskulatur beeinflusst, Gleichgewicht und Koordination werden ebenso gefördert sowie das Körperbewusstsein und die Eigenwahrnehmung" so Dagmar Thiex im Gespräch mit dem WochenSpiegel.
"Der Kontakt zum Pferd beginnt aber natürlich schon vom Boden aus. Die Pflege des Pferdes und das Kennenlernen seiner Bedürfnisse schaffen Vertrauen und bieten die Möglichkeit, sich selbst im Kontakt mit anderen auszuprobieren. Der Umgang mit dem Pferd erfordert Vertrauen, aber ebenso den nötigen Respekt und die Achtsamkeit. Geduld und Rücksichtnahme sind notwendig und in der Bewältigung der zahlreichen Herausforderungen mit dem Lebewesen Pferd, kann das Selbstbewusstsein gestärkt, Ängste überwunden und sozial-emotionale Fertigkeiten erworben werden. Die Reittherapie unterstützt die ganzheitliche Entwicklung der Kinder mit Beeinträchtigung und ist ein Gewinn für unsere integrative Kita" so Beatrix Hermann, Leiterin der integrativen Kita in Prüm.
Auch für Maria Junk, Schulleiterin der Astrid Lindgren-Schule ist die Reittherapie der Lebenshilfe ein sehr wichtiges Angebot: " Die gemachten Erfahrungen im Bereich der Wahrnehmung, der Motorik und des sozial-emotionalen Empfindens stärken die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder auf ganz nachhaltige Weise."
Damit das Pferd diese Arbeit verrichten kann, ist eine vertrauensvolle Beziehung zum Menschen (besonders dem Therapeuten), eine fortlaufende Ausbildung sowie eine artgerechte Haltung Grundvoraussetzung. Dies erfordert ein hohes Maß an finanziellem und personellem Aufwand, der ebenso gesehen werden muss wie die strukturellen, personellen und finanziellen Aufwendungen des therapeutischen Angebots im engeren Sinne. Doch genau an diesen notwendigen Rahmenbedingungen darf die Reittherapie nicht scheitern, sondern braucht umso mehr Befürworter und Unterstützer, um in ihrem wertvollen Nutzen für die physische und psychische Gesundheit des Menschen erhalten zu bleiben.
Text: Wilfried Kootz