Seitenlogo
Andrea Fischer

Pferdequäler schlägt erneut in Hermeskeil zu – Stute stirbt an Folgen

Hermeskeil. (fis) Schon wieder wurde eine Stute an den Hinterbeinen gefesselt und gequält. Das ist  der zweite Vorfall dieser Art innerhalb weniger Wochen.

"Spy war das Pflegepferd meiner Tochter. Für uns alle ist eine Welt zusammengebrochen", erzählt Nicole Adams traurig. Für ihre 13-jährige Tochter Lina war die zutrauliche Stute ihre ganz große Liebe und nun sei sie "am Boden zerstört". "Als der Anruf kam, dass ein Pferd gefesselt auf der Koppel steht, war Lina noch in der Schule", berichtet Nicole weiter. Sie sei dann so schnell sie konnte zur Weide gefahren. Dort habe sie Spy gefesselt vorgefunden. Besitzerin Johanna Marx war ebenfalls gleich zur Stelle: "Die Beine waren mit einer Art Gummizug so fest zusammengebunden, dass selbst ein Messer nicht dazwischen passte. " Von der misslichen Lage ihrer Stute erfuhr sie durch einen aufmerksamen Spaziergänger. Spy stand in einem Verbund mit sechs anderen Pferden, darunter ihr eigenes Fohlen, und vier Rindern auf einer Koppel mit Offenstall in der Nähe der früheren Hochwald-Kaserne. "Eigentlich habe ich mich wegen der Rinder, die mit den Pferden auf der Weide stehen, immer sehr sicher gefühlt", berichtet Johanna traurig. "Spy ist die Zutraulichste und Schwächste in der Gruppe. So war sie wahrscheinlich am einfachsten einzufangen."

"Nur mit viel Mühe konnte ich Spy vom Gummiband befreien", sagt die schockierte Pferdebesitzerin. Ein Bein sei dick angeschwollen und der Huf eiskalt und sie sei völlig dehydriert gewesen. "Sie muss über Stunden so dagestanden haben." Sie habe Spy sofort in eine Pferdeklinik gebracht. Dort sei ein Puls von 80 festgestellt worden: "Das ist viel zu hoch für ein Pferd, der liegt normal um die 30 oder 40." Die zuvor völlig gesunde Stute, die erst kürzlich ihr Fohlen bekommen habe, hatte plötzlich Herzprobleme. Die Aufregung, die sie durchlebt haben muss, war scheinbar zu viel für das Pferd. Sie starb wenige Tage nach dem Vorfall.

Gibt es ein sexuelles Motiv?

In Reiterkreisen sind Fälle bekannt, in denen Pferden für sexuell motivierte Misshandlungen die Beine gefesselt wurden, weiß die Pferdebesitzerin. Deswegen habe sie auch vorsorglich einen Abstrich machen lassen, zumal ihre Tierärztin auch nicht ausschließen könne, dass man der Stute "irgendetwas verabreicht" habe. Die besorgte Pferdebesitzerin beschreibt die Pferdekoppel als sehr weitläufig. So sei es schwierig, jeden Winkel zu überwachen. Einige Bereiche seien zwar mit Kameras ausgestattet, die im Falle eines Alarms direkt die Polizei benachrichtigen. "Es gab aber keine Aufzeichnungen. Der Täter scheint sich zuvor tagsüber hier umgesehen zu haben", vermutet sie. Sie hat sofort die Polizei eingeschaltet, die Ermittlungen aufgenommen hat. "Bisher waren unsere Pferde immer draußen", erzählt sie. Für diesen Winter habe sie jedoch entschieden, dass dies nicht mehr möglich sei. Auch die anderen Pferdebesitzer würden ihre Pferde nun anderswo unterbringen. Zu groß ist die Angst.

Große Unsicherheit und Angst unter Pferdebesitzern

Diese Angst scheint derzeit viele Pferdebesitzer im Hochwald zu vereinen, besonders angesichts der zwei öffentlich bekannt gemachten Angriffe auf Stuten. "Wir Reiter kennen uns alle untereinander. Wir sind alle fassungslos darüber, wer einem Tier so etwas antun kann", betont die Pferdefreundin. Viele Pferdebesitzer haben nun Überwachungskameras installiert, die Bewegungsmelder direkt auf die Smartphones senden. Zusätzlich hoffe sie darauf, dass durch die Veröffentlichung der Fälle in den sozialen Medien und den Zeitungen die Menschen "noch aufmerksamer werden und sich melden, wenn ihnen etwas Ungewöhnliches auffällt", wünscht sich Johanna. Sie hatte das Schicksal ihrer Stute Spy auf Facebook öffentlich gemacht. Mehrere Hundert Menschen haben den Betrag geteilt und kommentiert. Mit der Veröffentlichung wollen Johanna, Nicole, Lina und viele andere Pferdehalter vor allem warnen und die Menschen sensibilisieren. "So etwas wünscht man keinem. Es sollen nicht noch mehr Pferde das durchleben müssen, was Spy passiert ist", sagt sie. "Wenn einem etwas komisch vorkommt, wenn man an einer Weide vorbeispaziert, dann bitte genauer hinschauen und die Besitzer informieren." Ganz schlimm erging es auch Pferdefreundin Lina, die sich zwei Jahre lang liebevoll um Spy kümmerte. Während des Vorfalls war sie ja in der Schule. "Nach der Schule wurde Lina von meinen Eltern darüber informiert und zu uns gebracht. Sie war mit in der Klinik und hat eigentlich auch alles mitbekommen. Auch wenn es schlimm ist, war es für uns wichtig, dass sie mit einbezogen wird", berichten Linas Mutter und Johannas beste Freundin Nicole. "Sie war auch mit Johanna in der Klinik, um sie abzuholen. Dass sie tot ist, haben wir am Frühstückstisch erfahren. Wir sind direkt an den Stall gefahren und Lina konnte sich noch lange verabschieden. Ich denke, das war sehr wichtig für sie", sagt Nicole betrübt.

Polizei gibt nur spärlich Auskunft

Ob ein Zusammenhang zu einem ähnlichen Fall im Oktober besteht, wird derzeit ermittelt. Die Polizei gibt nur spärliche Auskünfte. Seitens der Pressestelle des Polizeipräsidiums Trier heißt es, man ermittele wegen des Verdachts von Verstößen gegen das Tierschutzgesetz und auch "in alle Richtungen". Die Ergebnisse der kriminaltechnischen Untersuchungen gesicherter Spuren stünden noch aus. 

Wer hat etwas beobachtet?

Zeugen können sich an den Kriminaldauerdienst unter 0651/9779-2290 oder jede andere Dienststelle wenden.

 


Meistgelesen