Neujahrsgespräch 2025: Jean Asselborn zu Gast
Mit Europa befasste sich der Gastredner des 1. Neujahrsgesprächs im Jahr 1992, Joseph Maraite, damals Ministerpräsident der DG, Eupen, und mit der diesjährigen Rede schloss sich der Kreis, denn auch jetzt war Europa das zentrale Thema der Veranstaltung. Während Joseph Maraite in seiner Rede noch hoffnungsvoll die "Chancen für alte Grenzregionen in einem zusammenwachsenden Europa" beleuchtete, analysierte der diesjährige Redner Jean Asselborn, ehemals Außenminister von Luxemburg, die "Herausforderungen für Europa in einer nervösen Welt".
Bürgermeister Aloysius Söhngen begrüßte im letzten, von ihm veranstalteten Neujahrsgespräch mehr als 350 Gäste - was erforderlich machte, dass man aus der "guten Stube" des Rathauses, dem Ratssaal, umziehen musste in die Prümer Karolingerhalle.
Flucht ins Private
Angesichts der Weltlage, über die wir sekündlich in Echtzeit das Neueste erfahren, sei die große Verunsicherung, ja Zukunftsangst, bei uns Menschen kein Wunder. "Es scheint alles so kompliziert und bedrohlich zu sein", so Söhngen während seiner Begrüßung.
"Die Flucht in das Private, in die wohlige Nische, ist eine Konsequenz dieser Situation. Die andere ist der Zulauf zu populistischen Vereinfachern. Was die Menschen aber brauchen ist Halt, und diesen Halt finden sie nicht in den Echoräumen der Sozialen Medien, in irgendwelchen Ideologien, sondern auf Dauer nur bei echten Menschen vor Ort."
Bedeutende Rolle der örtlichen Demokratie
Der örtlichen Demokratie komme dabei eine ganz wesentliche Aufgabe zu, denn hier werde Demokratie erfahrbar.
Die Kommunen hätten in den vergangenen Jahren ihre Aufgaben engagiert angepackt haben, aber: aktuell nähmen die Schwierigkeiten zu. Noch seien die Haushalte der Verbandsgemeinde und der Ortsge-meinden stabil, doch die Steuereinnahmen sänken in nicht unerheblichem Umfang. Söhngen wies darauf hin, dass auch die hiesigen Unternehmen mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen hätten.
Bevor er das Wort an den Gastredner Jean Asselborn übergab, erinnerte Bürgermeister Söhngen an vergangene Gastredner, deren Reden auch heute nicht an Bedeutung und Aktualität verloren hätten, wie z.B. die Rede aus dem Jahr 1998 von Ignatz Bubis, dem damaligen Präsidenten des Zentralrates der Juden in Deutschland, deren Titel lautete "Vom Wert der Toleranz".
Wege zur Bewältigung neuer Aufgaben
Abschließend bewertete Aloysius Söhngen die Veranstaltungsreihe folgendermaßen: "Gemeinsam hatten diese Vorträge, uns Wege aufzuzeigen für die Bewältigung neuer Aufgaben und uns in bereits Erreichtem zu bestärken. Wir werden nicht nur in diesem Jahr, sondern über viele Jahre hinweg hier in unseren Gemeinwesen und als Europa gefordert bleiben. Wir werden uns von lieben Gewohnheiten trennen müssen und den neuen Realitäten Rechnung tragen müssen."
Musikalisch bereichert wurde die Veranstaltung durch Di Wu, Violine, Schülerin des Regino Gymnasiums und Martin Leineweber, Klavier, die das Publikum am Ende des Neujahrsgesprächs 2025 einluden zum gemeinsamen Singen der Europahymne mit vereinfachtem Text von Markus Leineweber.