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Was macht man mit einem Toaster, der nicht mehr funktioniert oder mit einem Stuhl, der aus dem Leim geht? Repair Cafés helfen kostenlos Altes zu bewahren und Müllberge zu reduzieren.
Wenn das Tonbandgerät oder andere Lieblingsstücke den Geist aufgegeben haben, muss man sie nicht wegwerfen. Repair Cafés helfen kostenlos, Dinge wieder in Schuss zu bringen. Foto: S. Schönhofen
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Die Abfallberge wachsen und der hohe Energie- und Ressourcenverbrauch gefährdet das Klima. Um unseren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren, müssen wir Produkte deutlich länger nutzen. Die Lebensdauer von Alltags- und Gebrauchsgegenständen ist aber begrenzt und nicht jeder weiß, wie er mit dem Lötkolben eine Waschmaschine wieder zum Laufen bringen kann. Zudem ist Wegwerfen und Neukaufen auch meist noch die billigere Alternative zur Reparatur im Fachhandel. Deshalb gibt es Repair Cafés. Hier stellen technisch versierte und handwerklich geschickte Menschen ihr Know-how kostenlos zur Verfügung und helfen dabei, Kaputtes wieder aufzumöbeln. Dafür müssen allenfalls Ersatzteile erstattet oder selbst besorgt werden.
Das erste Repair Café organisierte die niederländische Journalistin Martine Postma 2009 in Amsterdam. Ihre Initiative steht für die Idee, Dinge möglichst lange zu erhalten, um einen Beitrag zur Nachhaltigkeit zu liefern. Aber wer ins Repair Café kommt, hat nicht immer den Umweltgedanken im Kopf. Oft treibt ihn auch das Herz in die Reparaturwerkstatt. Dann geht es um liebgewonnene Dinge, die mit Erinnerungen verknüpft sind. So wie das Tonbandgerät, das ein Familienvater im Rentenalter mitgebracht hat. Auf den Tonbändern, die sich nicht mehr abspielen lassen, sind die Kinderstimmen seiner längst erwachsenen Kinder verewigt. Bernd Eigel versucht, das Gerät aus den Siebzigern wieder zum Laufen zu bringen. Das ist dem Fernmeldetechniker in Rente schon bei vielen Radios und Plattenspielern gelungen. Neue Antriebsriemen hat der Eigentümer schon mitgebracht. Aber die Sache ist komplizierter. "Ich besorge jetzt einen Schaltplan und dann sehen wir weiter", stellt Bernd Eigel klar, dass der Patient länger bei ihm bleiben muss.
Einen Platz weiter am Reparaturtisch steht Jörg Schulze. Der gelernte Nähmaschinentechniker hat mehr Glück. Er hat eben einen alten Staubsauger wieder in Gang gesetzt. "Bei ganz neuen Geräten ist die Chance, sie reparieren zu können, eher gering", erzählt er und erklärt, dass sie in der Regel nicht zu öffnen seien, ohne sie zu zerstören.
Repariert wird alles, was getragen werden kann
Kalli Reichert tüftelt derweil an dem Akkugerät für eine Flex. "Ich will nicht, dass die Sachen weggeschmissen werden", erklärt er seine Motivation. Er erinnert sich an die Freude einer Frau, für die er eine 30 Jahre alte Küchenmaschine reparieren konnte. Kalli Reichert hilft gleich in zwei Repair Cafés, neben Wittlich auch in Bernkastel. Zum Letzteren bringen einmal im Monat 20 bis 30 Leute rettungsbedürftige Lieblingsteile. Zu fünft nehmen Kalli Reichert und seine Mitstreiter die Dinge im Bernkasteler Jugendkulturzentrum unter die Lupe. "Toll ist der gegenseitige Austausch", findet Reichert. "Wenn man nicht weiter weiß, löst man es im Team." Für die Tüftler ist es wie ein Hobby, für ihre "Kundschaft" wie ein Rettungsring. Die Veranstalter sehen vor allem den Beitrag zur Müllvermeidung. Daniel Scharfbillig, Diplompädagoge am Wittlicher Haus der Jugend: "Es geht um Nachhaltigkeit. Alles, was getragen werden kann, darf man herbringen. Häufig sind das Haushaltsgeräte, Toaster, Kaffeemaschinen, Wasserkocher, Bügeleisen und Nähmaschinen", zählt Scharfbillig auf. Auch die Steuerungselektronik von größeren Geräten wie Waschmaschinen war schon dabei - und im Keller ist eine Fahrradwerkstatt eingerichtet. Eine Erfolgsgarantie gibt es aber ebensowenig wie eine Gewährleistung. Die Erfolgsquote liege immerhin bei über 50 Prozent, schätzt Scharfbillig.
Prümer "Flickstuff" zum Klimaschutzhelden gewählt
Wie angesehen Repair Cafés sind, zeigt die Auszeichnung für die "Flickstuff in Prüm" als "Innogy Klimaschutzheld 2019" im Rahmen der Klimaschutzkonferenz des Städte- und Gemeindebundes in Bonn am 10. März. bei der Prümer Initiative (siehe Infobox)unterstützen Elektriker, Schreiner, Computerkenner und Mechaniker bei Reparaturen. Auch erfahrene Näherinnen helfen beim Flicken und Ändern von Kleidungsstücken und geben Tipps bei allen möglichen Handarbeiten.
Links: www.reparatur-initiativen.de
www.repaircafe.de
Sybille Schönhofen