

MALBERGWEICH. Hartmut Kleifges sieht sich in der Verantwortung: "Ich war 22 Jahre lang geschäftsführender Gesellschafter des Eifelwerks... so etwas gibt man nicht einfach auf", sagt der aus Malbergweich stammende Manager. Eigentlich hatte das als "hidden champion" (so nennen Experten mittelständische Marktführer mit Nischenprodukten, die nicht einer breiten Öffentlichkeit bekannt sind) geltende Unternehmen alles richtig gemacht: viel Innovationskraft mit etlichen Patenten und Eigenentwicklungen, eine hoch qualifizierte Belegschaft, ein breit aufgestelltes Geschäftsfeld unter anderem als Zulieferer für die Automobilindustrie, Konzentration auf die eigenen Stärken und keine Verzettelung in Nebenschauplätze. Selbst im heftigsten Krisenjahr 2009 kam das Eifelwerk unter anderem mit dem Einsatz zusätzlichen Gesellschafterkapitals ohne Entlassungen von festangestellten Mitarbeitern aus.
Hochstart mit Risiken
"Aber als die Krise beendet war und wir einen Hochstart mit vielen neuen Aufträgen hinlegen sollten, hatten wir bei gleich zwei Großkunden Zahlungsausfälle in Millionenhöhe. Zugleich zeigten sich auch die Hausbanken unter dem Druck der strengeren Kreditvergaberichtlinien ausgesprochen restriktiv und unterstützten uns nicht im benötigten Ausmaß. Uns fehlte die Liquidität, um die für das Auftragsvolumen notwendige Vorfinanzierung zu leisten", schildert Kleifges den Teufelskreis, in den die Eifelwerk-Gruppe geriet. "Die Mitarbeiter eines Teils der Eifelwerk-Gruppe sind mit zwei Monatsgehältern eingetreten, um das Werk zu halten, doch für die Suche nach alternativen Auftraggebern war es bereits zu spät. Aus dem Insolvenzgeld wurden die Gehälter dann zurückgezahlt." Eine Lösung, die jedoch nicht für alle betroffenen Beschäftigten der Gruppe gelang.
Den Domino-Effekt verschärfte nach Kleifges' Auskunft die Entscheidung des damaligen Insolvenzverwalters aus Dresden, die vorhandenen Aufträge von zwei polnischen und sächsischen Tochterfirmen abzuziehen und in die Eifel zu verlagern. "Doch hier hatten wir gar nicht die erforderlichen Kapazitäten und Kostenstrukturen, um das überhaupt leisten zu können. Das Ergebnis war, dass auch die bis dahin sehr treuen und guten Kunden nicht mehr zufriedenstellend beliefert werden konnten." Da habe er im Einvernehmen mit der restlichen Belegschaft den Entschluss gefasst, auch die letzten drei Tochterfirmen ? die Eifelwerk Distributions GmbH, die Eifelwerk Modell- und Werkzeugbau GmbH (beide in Malbergweich) und die Eifelwerk Präzisionsgusstechnik (Eichelhardt im Westerwald) in die Insolvenz zu schicken. Die Entscheidung sei unausweichlich geworden, nachdem eine regionale Hausbank ihre Kredite fällig stellte ? andere Geldgeber hätten indes noch eine Bereitschaft zu weiterem Aufschub signalisiert.
Neubeginn erscheint möglich
Derzeit ist es um den Firmenstandort Malbergweich zwar deutlich ruhiger geworden, aber ein endgültiges Aus bedeutet das bislang nicht. Jeweils rund 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind aktuell hier sowie in Eichelhardt beschäftigt. "Ich sehe das alles auch als Chance für einen Neuanfang. Die generelle Auftragslage ist nach wie vor gut und wir sind in der Lage, auch komplexe technische Spezialanfertigungen für unsere Kunden zu entwickeln", ist Kleifges überzeugt, dass die Geschichte des Traditionsunternehmens mit der Insolvenz nicht zu Ende ist und sein Engagement Früchte trägt. In der Tat verfolgt das Insolvenzrecht das erklärte Ziel, den betroffenen Firmen den Weg in die Sanierung zu ebnen.
Der Trierer Rechtsanwalt Jörg Wunderlich ist nun Verwalter der Holding sowie der Modellbau-Tochterfirma und der Gießerei. "Es gibt grundsätzlich Chancen, dass dieser Kern mit den verbliebenen Beschäftigten fortgeführt werden und später wieder wachsen kann. Wir sind im Gespräch mit Interessenten." Unterstützt wird er bei seiner Suche nach Investoren vom auf Sanierungen spezialisierten Beratungsunternehmen Mentor AG aus Trier. "Alle sind daran interessiert, den Standort zu halten: die Mitarbeiter, die IHK und die Verbandsgemeinde Kyllburg sowieso, aber auch die Kunden, Lieferanten und Banken ziehen jetzt mit uns am selben Strang", begründet Wunderlich den Optimismus. "Wir hoffen, dass Ende Juni eine Lösung in Sicht ist."