Schröder

Hilfe schenken, Gewalt ernten

Tagtäglich helfen Rettungskräfte tausendenden Menschen in Deutschland. Nicht selten werden sie dabei jedoch das Ziel von Beschimpfungen und Angriffen. Wie ist die Situation im Eifelkreis?
Polizei, Feuerwehr und Co. müssen sich immer öfters mit Beleidigungen oder gar Angriffen durch Passanten auseinandersetzen. Foto: Pixabay

Polizei, Feuerwehr und Co. müssen sich immer öfters mit Beleidigungen oder gar Angriffen durch Passanten auseinandersetzen. Foto: Pixabay

Sie sind zur Stelle, wenn wir ihre Hilfe brauchen: Polizei, Feuerwehr, Sanitäter und Co. Regelmäßig riskieren sie bei Einsätzen ihre eigene Gesundheit, um das Leben eines Mitmenschen zu retten. In der Regel erhalten die Rettungskräfte dafür Dank und Anerkennung aus der Bevölkerung. Doch längst nicht immer. Vermehrt ist in den letzten Monaten immer wieder von Beleidigungen oder gar Übergriffen auf Rettungskräfte zu hören. Auch im Eifelkreis kam es bereits zu Vorfällen. So wurden zum Beispiel im Juli Beamte der Polizeiinspektion Bitburg bei einer Personenkontrolle beleidigt und mit einer Flasche bedroht. Als die Polizisten die Person daraufhin fixierten, forderten unbeteiligte Passanten lautstark, den Mann loszulassen und fertigten Fotos und Videoaufnahmen von der Situation. Ein Passant drängte sich zwischen die Polizeibeamten und versuchte, den fixierten Mann zu befreien. "Die Polizei steht grundsätzlich immer in einem besonderen Fokus der Öffentlichkeit. Dies auch absolut zu Recht. Eine kritische Öffentlichkeit sowie demokratische Kontrolle durch Politik und Justiz sind Kernelemente unseres Rechtsstaats", so Christian Hamm, Leiter der Polizeiinspektion Bitburg. "Die Polizei in Deutschland verzeichnet dennoch Spitzenplätze in Umfragen zum Institutionenvertrauen. Das nehme ich hier bei uns in der Eifel auch so wahr. Aber auch wir merken hier, dass der Respekt uns gegenüber von manchen Personen abnimmt. Beschimpfungen und Angriffe nehmen in Quantität und Qualität zu." Auch andere Rettungskräfte machten schon negative Erfahrungen im Einsatz. "Unsere Probleme bestehen überwiegend aus fehlender Einsicht von Bürgern hinsichtlich der Notwendigkeit von Sperrungen", erklärt Kreisfeuerwehrinspekteur Jürgen Larisch. "Zudem läuft ein Verfahren, weil ein Verkehrsteilnehmer ein Fahrzeug unseres Gefahrstoffzuges ausgebremst hat, das mit Blaulicht und Martinshorn im Einsatz war." Die Einsatzkräfte des DRK erleben laut DRK Geschäftsführer Rainer Hoffmann immer mal wieder negative Situationen mit Passanten, wenn die Betroffenen unter Alkohol- oder Drogeneinfluss stehen.

Das hilft: Offen miteinander sprechen und informieren

Wie können Rettungskräfte in solchen Fällen optimal reagieren? "Unser Personal versucht die Passanten zu beruhigen und zu deeskalieren, in extremen Fällen muss auch mal die Polizei zur Unterstützung gerufen werden", so Hoffmann. "In diesen Fällen wird in der Regel auch eine Strafanzeige gegen diese Personen eingeleitet." Die Polizei selbst ist auch darum bemüht, bei Passanten Verständnis für die Einsatzmaßnahmen zu erzeugen, verbunden mit der Bitte, den unmittelbaren Einsatzraum zu verlassen. Weiterhin können die Beamten auch einen Platzverweis aussprechen. Sollte dies nicht helfen, ist auch eine Ingewahrsamnahme möglich. "Wir treffen in den meisten Fällen auf verständige Menschen, die den Anweisungen Folge leisten. In gravierenden Einzelfällen kann aber auch die Anwendung von Weisungen und Zwangsmaßnahmen erforderlich werden. Diese Maßnahmen unterliegen selbstverständlich einem rechtlichen Rahmen", sagt Georg Bührmann, Leiter der Polizeiinspektion Prüm. Um solche Situationen möglichst zu vermeiden, und das Vertrauen in der Bevölkerung zu stärken, braucht es einen offenen Dialog mit den Bürgern und eine gute Informationspolitik, sind sich alle Verantwortlichen einig. Zudem benötigen Einsatzkräfte und Führungskräfte eine gute Ausbildung und regelmäßige Schulungen. Negative Erlebnisse im Einsatz gehen natürlich auch nicht spurlos am Retter vorbei und jeder geht anders mit solchen Situationen um. "Oftmals werden verbale Angriffe persönlich genommen. Man nimmt diese mit nach Hause. Gerade die Ehrenamtlichen sind betroffen, dass sie, obwohl sie sich für das Gemeinwohl einsetzen, Anfeindungen ausgesetzt sind", erklärt Larisch. "Im Rahmen von Nachbesprechungen sind die Probleme anzusprechen und falls erforderlich, ist das Gespräch mit dem Verursacher zu suchen bzw. sind straf- oder ordnungsrechtliche Maßnahmen einzuleiten. "Auch das DRK unterstützt seine Mitarbeiter. "Manche brauchen Zeit, um die Situation zu verarbeiten, andere sprechen mit den Vorgesetzten oder Kollegen über den Vorfall. Die Mitarbeiter können zur Verarbeitung aber auch unsere Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) kontaktieren", sagt Rainer Hoffmann. Letztlich bleibt bei allen Rettungskräften vor allem Unverständnis für das Fehlverhalten einiger Bürger. "Im Extremfall leidet die Versorgung der Patienten", meint Hoffmann. "Das durch dieses Verhalten ein Schaden entstehen kann, wird einfach nicht bedacht." Kreisfeuerwehrinspektor Jürgen Larisch sieht noch ein weiteres Problem: "Möglicherweise sind Einsatzkräfte, besonders Ehrenamtliche, nicht mehr bereit, sich für die Allgemeinheit einzusetzen. Es ist bei vielen die Angst zu erkennen, dass heute unsere Polizei und morgen die Rettungskräfte im Rahmen der nächsten Eskalationsstufe angegangen werden.


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