Julia Borsch

Flugplatz Bitburg - ein starker Standort 

Bitburg. Nach dem Abzug der amerikanischen Streitkräfte in 1994 hat sich der Konversionsstandort bis heute zu einer ungeahnten Erfolgsstory entwickelt.

Aktuell werden seitens der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) ca. 6,8 ha mit einem Bebauungsplan überplante Gewerbeflächen angeboten. Weitere ca. 13,5 ha sollen im Osten des Geländes (Shelterbereich C) kurzfristig überplant und vermarktet werden. Der WochenSpiegel hat beim Zweckverband Flugplatz Bitburg nachgefragt.

 

Wie ist der Stand des Ausbaus auf dem Flugplatz Bitburg?

Zweckverband: Wir packen Herausforderungen an! Der Eifelaner ist dafür bekannt, dass er über Probleme nicht lange redet, sondern sie anpackt. So auch im Jahr 1994: Die amerikanischen Streitkräfte verließen die Bitburger US-Air Base und gaben das riesige Gelände frei. Daraus ergaben sich Chancen und Möglichkeiten für die weitere Entwicklung. Das so genannte "Bitburger Modell" entwickelte sich zu einer ungeahnten Erfolgsstory. Im Zuge des Konversionsprozesses ergriffen Wirtschaft, Politik, Verwaltung zusammen mit dem Bund als Eigentümer die Chance einer nachhaltigen Entwicklung.

Binnen weniger Jahre wandelte sich die 300 Hektar große militärische Fläche zu einer wirtschaftlich blühenden Gewerbelandschaft. In 170 Unternehmen wurden mehr als 1.700 zum Teil hoch qualifizierte Arbeitsplätze geschaffen. Viele international tätige mittelständische Fertigungsbetriebe im Bereich des Metall-, Maschinen- und Apparatebaus haben hier ihre Heimat gefunden. Seit dem Abzug der Amerikaner hat sich Bitburg zu einem boomenden Wirtschaftsstandort mit hoher Lebensqualität entwickelt. Die Einwohnerzahl des Mittelzentrums sowie des gesamten Landkreises steigen stetig. Und auch weiterhin stehen für Bitburg und den Eifelkreis alle Zeichen auf Wachstum.

 

Wie viele Gewerbeflächen sind derzeit frei und welche Unternehmen planen dort eine Ansiedlung?

Zweckverband: Aufgrund der Grundstücksverkäufe in den letzten Jahren sowie der Einschränkungen in den Bereichen Naturschutz und Altlasten stehen auf dem Flugplatz nur noch begrenzte Flächen zur Verfügung. Aktuell werden seitens der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) ca. 6,8 ha mit einem Bebauungsplan überplante Gewerbeflächen angeboten. Weitere ca. 13,5 ha sollen im im Osten des Geländes (Shelterbereich C) kurzfristig überplant und vermarktet werden. BImA und Zweckverband Flugplatz Bitburg stehen mit verschiedenen Interessenten bezüglich der noch verfügbaren Flächen in Verhandlungen.

 

Welche Unternehmen und Branchen werden sich grundsätzlich auf den Gewerbeflächen niederlassen?

Zweckverband: In den vergangenen Jahren gab es eine starke Nachfrage nach großen zusammenhängenden Flächen für die Logistikbranche. Hier konnten folgende Ansiedlungen realisiert werden:

  • Englisches Unternehmen Frasers Group plant Distributionszentrum für Zentraleuropa: Das englische Handelsunternehmen Frasers Group hat auf dem Flugplatz Bitburg eine Gewerbefläche von 52 ha erworben und plant dort die Errichtung eines primären kontinentaleuropäischen Distributionszentrums zur Belieferung von mehr als 300 Läden. Frasers Group wurde 1982 gegründet und ist heute der umsatzstärkste Händler für Sportartikel in Großbritannien. Neben Großbritannien und Kontinentaleuropa werden auch Märkte in Amerika und Fernost bedient. Rupert Visick, Sprecher von Frasers Group: "Wir haben Ende 2018 über die Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) auf der EXPO REAL in München Kontakt zum Zweckverband Flugplatz Bitburg bekommen. Bitburg bietet mit den Flächen auf der ehemaligen Air Base für uns einen idealen Standort". Auf der Ansiedlungsfläche von rund 52 ha entsteht in einem ersten Bauabschnitt eine moderne Logistikhalle mit einer Gesamtfläche von ca. 100.000 m² inklusive einem Bürokomplex. Im zweiten Schritt sollen weitere Hallen, eventuell auch für Partner und verbundene Unternehmen, errichtet werden. Zunächst plant das Unternehmen bis 800 Mitarbeiter zu beschäftigen und das umliegende Einzelhandels- und Vertriebsnetz in Zentraleuropa von Bitburg aus zu betreuen. Zur Errichtung eines modernen Distributionszentrums sind 360 Mio. € Investitionen in Bitburg geplant. Über die erfolgreichen Verhandlungen freut sich Verbandsvorsteher Andreas Kruppert: "Das ist die größte Ansiedlung von außerhalb, die je in Bitburg realisiert wurde. Wir fügen unseren großen Marken im Eifelkreis damit ein weiteres bedeutendes Unternehmen hinzu, was den Wirtschaftsstandort weiter stärkt". Wichtig ist für uns auch, so Kruppert, dass der Zweckverband Flugplatz Bitburg für die Erschließung des ehemaligen Flugbetriebsbereiches eine Erweiterung des städtebaulichen Vertrages (6. Nachtrag) mit den Vertragspartnern Bund und Land Rheinland-Pfalz vereinbaren konnte. Die Erschließung wird damit zu 90 % gefördert. Hiervon trägt die Bundesrepublik Deutschland 50 % und das Land Rheinland-Pfalz 40 %. Die hervorragende Zusammenarbeit der Vertragspartner kann damit auch für die Entwicklung von Teilen des ehemaligen Flugbetriebsbereiches fortgesetzt werden.
  • Panattoni baut Logistikhalle für Automobilzulieferer: Panattoni ist einer der weltweit größten inhabergeführten Projektentwickler für Industrieimmobilien und seit seiner Gründung im Jahr 2005 führend in Europa. Das Unternehmen hat 53 Niederlassungen in Nordamerika, Indien und Europa. Sein globales Portfolio umfasst mehr als 54 Millionen Quadratmeter fertiggestellte Fläche für mehr als 2.500 Kunden. Im B Shelterbereich auf dem Flugplatz Bitburg baut Panattoni aktuell ein großes Logistikgebäude. In der Halle sollen Produktionsteile für die Automobilindustrie gelagert werden. Auftraggeber ist ein international führender Automobilzulieferer, der bereits Standorte in der Region hält. Für die Immobilie sind über 30.000 m² Hallenfläche, 1.109 m² Büro- und Sozialfläche sowie 463 m² Lager-Mezzaninfläche vorgesehen. Darüber hinaus entstehen 164 Pkw- und 17 Lkw-Stellplätze. Im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung strebt Panattoni für das Projekt das Zertifikat nach DGNB Gold-Standard an. Hierfür sind unter anderem Maßnahmen zur erneuerbaren Energiegewinnung, wie zum Beispiel die Installation von Photovoltaikanlagen sowie eine Luft-Wärmepumpe in den Büro- und Sozialbereichen vorgesehen. Als Heizmedium in der Halle ist eine Bio-Gasanlage geplant. "Wir legen bei allen unseren Projekten großen Wert auf Nachhaltigkeit", erläutert Fred-Markus Bohne, Managing Partner für Panattoni in Deutschland und Österreich.
  • Bau- und Recyclingpark: Ein wichtiger Nutzungsbereich auf dem Flugplatz ist auch der Bau- und Recyclingpark. Hier fanden viele Firmen aus dem Bausektor und der Abfallwirtschaft einen idealen Standort. Damit die Firmen ihre Aktivitäten entfalten können, sind die Flächen im Bau- und Recyclingpark als Industriegebiet ausgewiesen.

 

Wie ist der aktuelle Stand des Sanierungskonzeptes für den Flugplatz?

Zweckverband: Am 18.04.2023 wurde in einer gemeinsamen Sitzung der Mitgliedskörperschaften im Zweckverband von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord sowie weiterer Behörden über die Untersuchungen zu den PFAS-Belastungen auf dem Flugplatz Bitburg und im Umfeld sowie zum Projektstand bezüglich der Erarbeitung und Umsetzung eines Sanierungskonzeptes informiert. In diesem Zusammenhang wurden auch zahlreiche Fragen von Bürgern und Mitgliedern der Gremien beantwortet. Die Fragen und alle Antworten finden Sie auf der Internetseite des Zweckbandes im Downloadbereich. Zentraler Bestandteil des Sanierungskonzeptes ist u. a. die Errichtung eines Sicherungsbauwerkes für die PFAS-Böden auf dem Flugplatz. Das Bauwerk befindet sich momentan bei der BImA und den weiteren Behörden in der Planungsphase und soll 2026 fertiggestellt werden.

 

Wie sieht der grobe Zeitplan bezüglich der Ansiedlung der Unternehmen aus?

Das Vorhaben der Fa. Panattoni befindet sich im Bau und soll bis Ende September fertiggestellt werden. Beim Vorhaben der Frasers Group hat der BUND Klage gegen die von der SGD Nord erteilte Befreiung vom Biotopschutz (Magerwiesen auf dem Flugfeldgelände) beim Verwaltungsgericht in Trier erhoben. Nachdem das Verwaltungsgericht die Klage am 22.01.2024 zurückgewiesen hatte, reichte der BUND im März 2024 den Antrag auf Zulassung der Berufung beim Oberverwaltungsgericht in Koblenz ein. Erst wenn die erteilte Befreiung bestandskräftig ist, kann für das Bauvorhaben der Frasers Group eine Baugenehmigung erteilt werden. Für den ersten Bauabschnitt rechnet das Unternehmen mit einer Bauzeit von ca. 18 Monaten.

 

Die Fragen stellte Julia Borsch.


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