Der "König der Hitparaden" Peter Orloff im Interview
Die Pfarrkirche St. Johannes der Täufer (Waxweiler) bietet am Freitag, 13. Dezember, eine einzigartige Bühne für den Schwarzmeer-Kosaken-Chor unter der Leitung von Peter Orloff (wir berichteten). Lesen Sie nachfolgend das Interview mit Peter Orloff im Vorfeld des Konzertes.
WochenSpiegel: Ihr 65-jähriges Bühnenjubiläum ist eine beeindruckende Leistung. Wie haben sich Ihre musikalische Vision und die Arbeit mit dem Schwarzmeer Kosaken-Chor über die Jahre entwickelt, und was bedeutet es für Sie, dieses Jubiläum in einer solch festlichen Atmosphäre zu feiern?
Peter Orloff: Irgendwo hab ich es noch gar nicht gemerkt, dass es schon 65 Jahre sind und meine Bühnenarbeit inzwischen das Rentenalter erreicht hat, aber ich zum Glück noch nicht! Ich wurde 1993 zum musikalischen Gesamtleiter des Ensemble berufen, in dem ich 1967 als jüngster Sänger aller Kosaken-Chöre der Welt mein erstes Konzert gegeben hatte. Gleichzeitig wurde ich vom Einzelkämpfer zum Teamchef und im Jahr 2000 auf Dauer des Bestehens gewählter Ataman, so wurden seit jeher die Kosakenführer genannt.
Diese Bestätigung, auch seitens meiner Kollegen, mag auch mit meiner Vision und Zielsetzung verbunden sein, die ich von Anfang an hatte, um dieses schon in den fünfziger Jahren weit über die Grenzen Deutschlands berühmte Ensemble in die Neuzeit zu führen und dabei doch die Tradition und das Besondere, das den Schwarzmeer Kosaken-Chor ausmacht, zu bewahren.
Jubiläen sind mehr etwas für die Außenwahrnehmung. Mir ist es wichtig, die über Jahre gewachsene und erreichte Qualität mit immer neuen Herausforderungen zu aktualisieren und nach Möglichkeit sogar zu steigern. Wir singen in Kirchen und Konzertsälen und sind dabei doch auch immer wieder in zahlreichen Fernseh-Shows, wie kürzlich bei meinem Freund Andy Borg, und in den offiziellen Verkauf Charts und sogar in den YouTube-Charts erfolgreich vertreten.
WochenSpiegel: Die außergewöhnliche Besetzung Ihres Chores mit einzigartigen Stimmen wie einem männlichen Sopran von der Kiewer Oper macht Ihre Konzerte zu etwas ganz Besonderem. Wie wählen Sie die Mitglieder Ihres Ensembles aus, und welche Rolle spielt die Vielfalt der Stimmen für die emotionale Kraft Ihrer Aufführungen?
Peter Orloff: "Total emotional" hieß eine unserer Tourneen und es gibt wenig, was emotionaler ist als unsere russische Musik, die die sprichwörtliche russische Seele widerspiegelt. Ich kenne kein Land außer Russland und Deutschland, das größere kulturelle Kostbarkeiten aufzuweisen weiß, sei es in der Literatur, aber auch in der Musik. In meinem Ensemble singen Russen, Weißrussen und Ukrainer und verstehen sich dabei wunderbar! Und das seit Jahrzehnten. Musik verbindet und bewirkt Achtung und Respekt vor der Leistung jedes einzelnen. Hier kann die Politik von der Musik noch vieles lernen.
Der angenehme Umgang miteinander, setzt jedoch nicht meine Anforderungen außer Kraft, mit Elite Künstlern zusammen zu arbeiten, die mit dem Anspruch auftreten, jeden Tag eine Höchstleistung und das beste Konzert der ganzen Tournee abzuliefern. Wir wählen von denen, die sich uns anbieten, nur die besten aus. Die russische Musik ist dabei prädestiniert für unseren gleichermaßen wehmütigen wie temperamentvollen und höchst emotionalen Chorgesang.
WochenSpiegel: Das Konzert in Waxweiler ist ein besonderes Ereignis, das nicht nur musikalische, sondern auch kulturelle Bedeutung hat. Wie wichtig ist es für Sie, mit Ihrer Musik auch zur Erhaltung historischer Orte wie der Pfarrkirche St. Johannes der Täufer beizutragen?
Peter Orloff: Unsere Konzerte in Waxweiler sind inzwischen eine wunderschöne Tradition geworden und wir freuen uns ganz besonders auf dieses Konzert, das auch vor Ort liebevoll vorbereitet und betreut wird. Das wissen wir sehr zu schätzen! Dass wir dabei auch einem guten Zweck dienen, erhöht noch unsere Freude, hier ein ganz besonderes Konzert zu singen, das so richtig in die festliche Vorweihnachtszeit passt.
Wir werden eine Auswahl unserer schönsten Werke singen wie die "Abendglocken", die "12 Räuber", "Kalinka" aber auch wie kürzlich im Fernsehen das "Wolga Lied", den "Gefangenenchor" und die Arie "Nessun Dorma". Ich will hier nicht zuviel verraten, aber es wird ein ganz besonderes Konzert für ein Publikum, auf das wir uns schon jetzt sehr freuen.
Die Fragen stellte Julia Borsch