Der Fußballkreis Trier-Saarburg
Der Kreis in dem man Europa einatmen kann
Bei der Reform von 1970 wird aus Saarburg und Trier Trier-Saarburg. Die Stadt Trier ist ein Teil des Fußballkreises, im Gegensatz zum Sportbund, wo die Stadt Trier einen eigenen Sportkreis hat. Zwischen dem Saarland und Luxemburg, da wo man Europa so richtig einatmen kann, liegt der Fußballkreis, der immer eines hatte: außergewöhnliche Vorsitzende.
Vorsitzender Hans-Peter Dellwing
Seit 2015 ist Hans-Peter Dellwing Vorsitzender. Einer der besten deutschen Schiedsrichter war er und er hatte das Privileg, in den wohl historisch bedeutsamsten Stunden der neueren deutschen Geschichte , dem Tag des Falls der Berliner Mauer, im Stuttgarter Neckarstadion das Pokalspiel zwischen dem VFB Stuttgart und Bayern München pfeifen zu dürfen. Stuttgart gewann 3:0, so richtig interessiert hat es niemand im Stadion. "Die 60 000 waren mit den Augen, den Ohren und dem Herzen in Berlin, wo zur gleichen Zeit die Mauer fiel", erinnert sich Schiedsrichter Dellwing. Auch er wird diesen Tag natürlich nie mehr vergessen.
Mauern baut Dellwing in Trier keine, er ist gerne ein Teil des FVR, aber darauf, seinen eigenen Kopf zu haben, pocht er schon. Das erinnert an den ersten Trierer Vorsitzenden im Fußball. Der war zugleich Sportkreisvorsitzender und stellvertretender Vorsitzender im Sportbund und im Fußballverband. Nur Bischof war er nicht, aber den "Kurfürsten von Trier" haben sie ihn schon genannt. Von Herman Schmitt ist die Rede , eigentlich ein Pälzer aus Pirmasens , den es nach dem Krieg nach Schweich führte, wo er seine Maria heiratete. Sohn Jürgen schuf mit großem Einsatz in Issel einen starken Frauenfußballverein. Von 1952 bis 1997 war Hermann Schmitt Vorsitzender des Kreises.
Seine Kreistage in der immer überfüllten Löwenbrauerei in Trier waren legendär. Wer nicht zum Kreistag kommt, der bekommt keine Genehmigung für ein Turnier, so schrieb er in die Einladung. Ein nächstes Mal drohte er mit dem Entzug von Zuschüssen. Also kamen sie alle. Die Verbandstage besuchte er mit Bussen voll mit Delegierten , mit denen er in Richtung Koblenz oder weiter fuhr. Auf einem Parkplatz ließ er die Busse anhalten. Ging in jeden Bus und erkläre, wen er beim Verbandstag zu wählen gedenke. Hermann war ein Musterbeispiel für praktizierte Demokratie. Wenn es Hermann Schmitt zu bunt wurde mit denen in Koblenz, dann drohte er auch schon mal mit dem Austritt des Kreises aus dem FVR. Man könne sich auch Luxemburg anschließen.
Aber wenn man ihn näher kannte und vor allem nicht vor ihm zurückduckte, entdeckte man einen wunderbaren Freund, mit der dicken Zigarre im Mund, nicht immer zu verstehen, aber von einem unbändigen Einsatz für die Vereine und den Fußball. Karl Daubach in den Anfangsjahren des FVR und später Matthias Weber aus Mehring, Rudi Schäfer, Hermann Schmitt natürlich, vor allem auch Hans Ferring, der auf seine liebenswerte Art für die Fußballjugend im Kreis und im Verband arbeitete Bernd Münchgesang, die Schiedsrichter Hontheim, Berg und Dellwing, Journalisten wie Horst Lachmund vom Volksfreund ganz früher Matti Mayer bei der Landeszeitung, sie machten den Fußball in Trier stark und sie brachten sehr viel ein in den FVR.
Wie ging es weiter mit dem Fußballkreis Trier-Saarburg?
1997 wurde Manfred Marx Kreisvorsitzender und ab 2000 bis 2015 Bernd Marx, der sich sehr verdient um die Vereine im Kreis Trier-Saarburg machte. Natürlich stand und steht die Eintracht Mittelpunkt des Trierer Fußballs. Nach dem Krieg war das einmal Trier-Kürenz gewesen. "Da haben wir am liebsten gespielt", erzählte Ottmar Walter. Das lag aber weniger an Kürenz, sondern daran, dass es in Hermeskeil einen Metzger und Gastwirt gab, der ein leidenschaftlichere Fan des 1.FC Kaiserslautern war. Auf der Hinfahrt nach Trier aßen die Lauterer dort zu Mittag. Und auf der Rückfahrt bogen sie wieder nach Hermeskeil ab, weil es dann für alle Spieler noch ein Fresspakte gab. Das war nach dem Krieg ein Segen. Deshalb hätten die Lauterer am liebsten jede Woche in Trier-Kürenz gespielt.
Amateurmeisterschaften, Rheinlandpokalsiege und vieles mehr ...
Die großen Erfolge der Eintracht, die deutsche Amateurmeisterschaft, die Rheinlandpokalsiege, die großartige Siegesserie im DFB-Pokal mit Siegen über Schalke und Dortmund und dann dem Highlight gegen den MSV Duisburg im Moselstadion, das ist Teil einer anderen Geschichte in diesem Buch. Auch Klaus Müller, Triers Fritz Walter, findet sich an anderer Stelle wieder. Aber Hans-Peter Dellwing weist zu Recht darauf hin, dass der Kreis natürlich mehr ist als Eintracht Trier, wenn sie auch auf diesen Verein alle stolz sind.
Dellwing skizziert den FSV Trier-Tarforst mit seinen vielen Mitglieder, der glänzenden Jugendarbeit, ein Verein, der immer aufgeschlossen ist für neue Ideen und Themen des Verbandes. TuS Issel im Bereich der Frauen und Mädchen. Und dass es eigentlich kein Dorf ohne einen Fußballverein gibt, das sieht der Kreisvorsitzende als den eigentlich großen gesellschaftlichen Erfolg an.
Hermann Schmitt und Hans-Peter Dellwing, prägend und oft mit Donnerhall bis in die FVR-Geschäftsstelle nach Koblenz vernehmbar, Vorsitzende eines Kreises, der für den FVR so wichtig ist. Dort wo Europa so lebendig ist und der FVR ein Teil dieses Europa sein darf.