"Dat juut Spenchen" in der historischen Eifel
Der Spind ist eigentlich ein einfacher Schrank zur Aufbewahrung von Arbeits- und Wechselkleidung. Er ist schmal, robust und meist mit einem Schloss versehen. Es gibt Spinde aus Holz oder Metallblech, oft mit Lüftungsöffnungen. Spinde werden meist in Umkleideräumen aufgestellt, beispielsweise in Schwimmbädern, Saunen und in den Kellern von Industriebetrieben.
Vom Spind abgeleitet ist in der Westeifel der Begriff "Spindchen", mundartlich "Spenchen". Dieses lag im altehrwürdigen Bauernhaus in Nähe der Küche und war ein kleiner Nebenraum, seltener ein eigenständiges Zimmer. Das Spenchen war eine Vorratskammer, in der jene Vorräte abgelegt waren, die in der Küche keinen Platz fanden.
Der meist vier bis sechs Quadratmeter große Raum beherbergte - hier demonstriert am Beispiel des Pronsfelder Ludeshauses - eine kleine Kannenbank, einige Regale, einen Tisch und die Zentrifuge. Das Fenster war sehr klein, so dass kaum Licht eindrang, geheizt wurde dieser Ort natürlich nicht. In den Regalen ruhten die zahlreichen Einkochgläser mit Obst, Bohnen, sauren Gurken und Soleiern.
Da es früher kaum Verpacktes gab, waren fast alle Lebensmittel-Vorräte entweder eingelegt, gesäuert oder geräuchert. Sie lagerten in Tüten, in Zeitung eingerollt oder in Sand vergraben (Möhren) sowie in kleinen und größeren Fässern auf dem Tisch oder in der Kannenbank. Auch Bestecke, Töpfe und Teller waren hier abgelegt, damit man im Falle eines Besuchs oder eines Familienfestes schnell darauf zurückgreifen konnte.
Die Regale fassten zudem Vorräte an getrocknetem Obst, Äpfeln und Birnen, selbstgebackenem Brot, "guter Butter", einer kleinen Kartoffelration, Nudeln, "dicker Milch", Quark, Eiern und Gries. Auf dem Eichentisch lagerte der wertvolle ausgereifte Schinken, von dem man ständig Scheiben abschneiden konnte. Geräucherte Wurstringe hingen an einer Stange, die Kannenbank und Regal verband. Getränke wurden in früheren Zeiten täglich selbst hergestellt und sofort verzehrt. An "Trinkvorrat" gab es nur frische Kuhmilch.
Die übrige Milch wurde im Spenchen mittels der Zentrifuge entrahmt und meist frisch verarbeitet oder getrunken. Der Rahm wurde kalt gestellt - danach hieß es "becheln". Zweimal in der Woche wurde in der Küche mit Hilfe des Butterfasses ("Bechel") gebuttert. Die frische Buttermilch galt als Delikatesse.
Wichtig war zu aller Zeit, dass der Raum stets geschlossen war. Entweder eine Schiebetür oder ein Vorhang sorgte dafür, dass keine Fliegen eindringen konnten. Schließlich war das Spenchen eine wertvolle "Bank" für die Köchin und alle Familienmitglieder. Nichts war schlimmer als hier Mäuse oder "dicke Fliegen" bekämpfen zu müssen!
Achja - da wäre ja noch etwas: Das Spenchen war auch der "Versteckort" für manche Nascherei. Kamellcher und Gebäck lagen hier stets bereit für Gästekinder oder Enkel. Daran haftet die beste Erinnerung, wenn die Oma in Richtung Spenchen ging und etwas aus dem Nichts hervorzauberte.
Textauszug "Eefeler Verzellcher"
Joachim Schröder